Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen

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Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.
(BesD)
Zweck: Engagement für gesellschaftliche Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit
Vorsitz: Jutta Feldbauer, Fabienne Freymadl[1].
Gründungsdatum: 2013
Sitz: Berlin (Geschäftsstelle: Wuppertal)
Website: http://berufsverband-sexarbeit.de/

Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen, Kurzform BesD, ist ein deutscher Verein von Sexarbeitern beiderlei Geschlechts mit dem erklärten Ziel, Arbeits- und Lebensbedingungen derselben zu verbessern. Er wurde am 13. Oktober 2013 in Köln gegründet.[2]

Gründung und Ziele

Die Ziele des BesD sind die Entkriminalisierung und Entviktimisierung der Sexarbeit und Stärkung der Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern gegenüber Politik, Kunden und Bordellbetreibern. Der BesD möchte Prostituierten eine Stimme geben und bietet ihnen die Möglichkeit, sich auf seiner Internetseite mit eigener Stimme zu aktuellen Sachverhalten und ihrer politischen Situation zu äußern.

Er möchte dazu beitragen, ein realistisches Bild der Sexarbeit als professionelle Dienstleistung zu vermitteln,[3] und sicherstellen, dass Sexarbeiter/innen bei der freiwilligen Ausübung dieses Berufs geschützt und nicht daran gehindert werden. Im sich abzeichnenden Prozess der Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes aus dem Jahre 2002 durch die Regierung Merkel III tritt der Verband nachdrücklich dafür ein, Prostituierte als Hauptbetroffene dabei nicht außen vor zu lassen, sondern in den Meinungsbildungs- und Gesetzgebungsprozess einzubinden („Alle reden über uns, aber niemand redet mit uns.“).

Ein Sprecher des Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalens, wo schätzungsweise 37.000 Menschen im Bereich der Prostitution tätig sind, begrüßte 2013 grundsätzlich die Gründung „eines solchen Berufsverbandes“.[4] Die Deutsche AIDS-Hilfe unterstützt den Appell des Berufsverbandes,[5] ebenso Urgesteine der Hurenbewegung wie Hydra und Madonna. Die Gewerkschaft ver.di unterstützte die Gründung mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten. Ferner unterstützen verschiedene Parteien wie Bündnis 90/Die Grünen, die Piratenpartei und Die Linke die Gründung und die Zielsetzung des BesD.

Positionen, Arbeit und Aktionen

Am 29. Oktober 2013 veröffentlichte der Verband den „Appell FÜR Prostitution für die Stärkung der Rechte und für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Sexarbeit[6] als Replik auf den Appell gegen Prostitution von Alice Schwarzer.[7][8] Nach Meinung des BesD arbeite die Mehrheit der Prostituierten in Deutschland freiwillig in der Prostitution.[9]

Einige der Mitbegründerinnen des Verbandes engagieren sich in der öffentlichen Diskussion für die Wahrnehmung ihrer Interessen, so zum Beispiel Lena Morgenroth und Amber Laine, die in Talkshows von Günther Jauch und Sandra Maischberger auftraten,[10][11][12][13][14] und die Pressesprecherin des Verbands, Undine de Rivière, bei Stern TV[15] und Panorama[16]. Fabienne Freymadl trat bei einer Show bei Radio Reboot.fm[17] und bei politischen Podiumsdiskussionen der Grünen[18] auf. Tanja Sommer sprach im August 2014 mit Bundesministerin Manuela Schwesig, bei deren Besuch des Modellprojekts OPERA in Nürnberg, über die geplante Registrierungspflicht für Prostituierte.[19]

Ein Kongress des BesD fand vom 24. bis 26. September 2014 in Berlin statt.[20]

Der Verband sprach sich im September 2014 gegen die Einführung einer gesetzlichen Kondompflicht aus, weil die Kontrolle der Einhaltung ohne unangemessene Repressionen nicht möglich sei.[21][22][23][24][25]

Kritik

Im März 2015 bezweifelte der Spiegel, dass es sich angesichts der geringen, lediglich gemäß Eigenangaben im dreistelligen Bereich bezifferten Mitgliederzahl beim BesD um die Interessenvertretung aller Sexarbeiterinnen handeln könne. Außerdem wurde kritisiert, dass die Vorstände des Vereins selbst Dominastudios betrieben, in denen auch andere Frauen arbeiten, und dass der BesD vom „Bordellbetreiberverband“ UEGD bei der Gründung unterstützt wurde.[26] Daraufhin warfen die CSU-Bundestagsabgeordneten Barbara Lanzinger, Hans-Peter Uhl und Volker Ullrich der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig vor, sie habe „dubiose Verbände“ ins Vertrauen gezogen.[27]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, Registerblatt 33102, zuletzt eingesehen am 17. April 2016
  2. Gründung des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen. Pressemitteilung vom 13. Oktober 2013 (online)
  3. WDR (online (Memento vom 16. Oktober 2013 im Internet Archive))
  4. Sexarbeiter organisieren sich in Köln. In: Kölner Stadtanzeiger vom 15. Oktober 2013.
  5. Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern stärken! vom 19. November 2013
  6. Appell FÜR Prostitution. – Pressemitteilung vom 29. Oktober 2013 (online)
  7. Spiegel Online Interview mit Johanna Weber vom 29. Oktober 2013
  8. Prostitution weitet sich „unerträglich“ aus DIE WELT vom 22. November 2013
  9. Tagesspiegel (online)
  10. Manche studieren Informatik und werden dann Hure (Die Welt vom 11. November 2013)
  11. Mal wieder über Sex reden (Stern.de vom 11. November 2013)
  12. DAS ist die Sexarbeiterin aus der Jauch-Talkshow (Bild.de vom 11. November 2013)
  13. Prostituierte attackiert Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (Focus Online vom 28. November 2013)
  14. Maischberger-Talk über Prostitutionsverbot: Alice Schwarzers Kampf mit dem Pascha (Spiegel Online vom 27. November 2013)
  15. Ist Prostitution ein Beruf? (Stern TV vom 13. November 2013)
  16. Rotlicht: Die verlogene Kampagne gegen die Prostituierten (Panorama vom 19. Dezember 2013)
  17. Sendung "Contemporary Sex" bei reboot.fm, ausgestrahlt am 17. August 2014, zuletzt abgerufen am 30. November 2014
  18. https://www.youtube.com/watch?v=Y2QCg7bP4VY
  19. Zwangsuntersuchung im Freudenhaus?, Sat1 vom 21. August 2014
  20. Tagesspiegel, 24. September 2014
  21. WELT, 23. September 2014
  22. Main-Echo, 23. September 2014
  23. Münchener Abendzeitung, 23. September 2014
  24. Heise 4. Oktober 2014
  25. WDR, 23. Oktober 2014
  26. Ann-Kathrin Müller: Aus der Deckung, Spiegel Nr. 14 vom 28. März 2015
  27. CSU-Politiker werfen Ministerin Schwesig vor, Zuhälter geschont zu haben Der Spiegel, 4. April 2015, S. 20