Biozentrum der Universität Basel
Das Biozentrum ist ein Departement der Universität Basel. Es ist ein interdisziplinäres Institut der molekularen und biomedizinischen Grundlagenforschung und Lehre und umfasst die Fachbereiche Zell- & Entwicklungsbiologie, Infektionsbiologie, Neurobiologie, Strukturbiologie & Biophysik sowie Computational & Systems Biology. Derzeitiger Direktor des Biozentrums ist Erich Nigg.
Aufgaben und Geschichte
Das Biozentrum wurde 1971 aus der damals innovativen Idee gegründet, die verschiedenen biologisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen unter einem Dach zu vereinen.[1] Das interdisziplinäre Institut weist eine lange Liste an Wissenschaftspreisen auf, darunter der bisherige Höhepunkt, der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1978, verliehen an Werner Arber.
Seit 2013 bauen die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft[2] einen Neubau,[3] ein 73 Meter hohes Life-Sciences-Gebäude nach einem Entwurf der Zürcher Architekten Andreas Ilg und Marcel Santer auf dem Schällemätteli-Areal. Der neue Biozentrum-Turm soll Arbeitsplätze für etwa 600 Forschende und 800 Studenten bieten.
Mitarbeiter
Gegenwärtig arbeiten am Biozentrum 546 Personen, mehr als die Hälfte bleibt nur einige Jahre im Haus, darunter etwa 132 Postdoktoranden, unabhängige Wissenschaftler oder Stipendiaten (1 - 5 Jahre), rund 133 Doktorierende (3 - 4 Jahre) und jedes Jahr ca. 40 neue Studierende im Bachelor- und Masterstudiengang. Über 128 Personen arbeiten in der Haustechnik und im wissenschaftlich-technischen Bereich, weitere 48 in der Administration. Etwa 33 Professorinnen und Professoren leiten Forschungsgruppen mit bis zu 20 Mitarbeitenden. Regelmäßig sind auch Gastwissenschaftler im Biozentrum tätig, die zwischen 2 Wochen und 1 Jahr am Institut bleiben. Der Frauenanteil liegt bei 44 % – davon sind 32 % in der Forschung tätig.[4]
Lehre und Ausbildung - Studium am Biozentrum
Das Besondere am Biozentrums ist, dass man das Biologiestudium der Universität Basel hier vor Ort in einem Forschungsinstitut absolviert. So ist man von Anfang an in ein aktives, 'echtes' Forschungsumfeld eingebunden und erlebt vom ersten Studientag an hautnah den Alltag in der Forschungsbiologie. Neben dem theoretischen Wissen erlernen die Studenten auch das Erarbeiten experimenteller Methoden und sammeln so praktische Erfahrungen in der aktiven Forschung. Die Ausbildung zum Forschungsbiologen umfasst drei Stufen:
1. Studium: Mit dem Studienkonzept Bachelor/Master ('Bologna-Modell') beträgt die Studienzeit bis zum Diplom ca. 4,5 Jahre. Den Abschluss bildet im letzten Jahr eine praktische Diplomarbeit in einer Forschungsgruppe.
2. Doktorat: Die weitere Ausbildung erfordert die Bearbeitung eines eigenen Projekts in einem Zeitraum von etwa 3 Jahren. Jährlich schließen ca. 25 Doktoranden am Biozentrum als Dr. phil. nat. ab. Hinzu kommen etwa genauso viele, die - vom Biozentrum betreut - ihre Promotionsarbeit am Friedrich-Miescher-Institut, am Universitätsspital oder in einem Forschungslabor der Industrie durchführen. Seit 2007 werden spezielle Stipendien vergeben für das internationale PhD Programm Opportunities for Excellence[5] am Biozentrum, ein Programm für besonders begabte Studierende im Rahmen der Exzellenzförderung.
3. Postdoktorat: Zur Erweiterung der Kenntnisse und des Horizontes verbringen junge Forscher meist einige Jahre in Forschungsgruppen im Ausland. Entsprechend arbeiten viele Postdoktoranden aus dem europäischen Ausland und aus Übersee im Biozentrum.
Maurice E. Müller Institut für Strukturbiologie
Das Maurice E. Müller Institut für Strukturbiologie wurde 1986 auf Initiative von Eduard Kellenberger und mit Hilfe der Foundation Maurice E. Müller von Ueli Aebi und Andreas Engel gegründet. 1996 erfolgte die Integration in das Biozentrum der Universität Basel. Ueli Aebi war bis zu seiner Emeritierung 2012 dessen Direktor.[6]
Biozentrum in Zahlen
Mitarbeitende 2015
- Mitarbeitende insgesamt: 521
- Professoren: 31
- Postdoktoranden: 122
- Doktoranden: 123
- Wissenschaftliche Mitarbeitende etc.: 63
- Masterstudenten: 22
- Labor/Technik: 122
- Administration: 38
Jahresrechnung[7]
- Gesamtaufwand: 62,9 Mio. CHF
- Universität Basel: 64,7 %
- Schweizerischer Nationalfonds: 15.1 %
- Schweizerisches Institut für Bioinformatik: 2,3 %
- Andere Geldgeber 17.9 %
Ehemalige Departementsleiter
Von 1973 bis 2009 wurde das Biozentrum von einem Obmann geleitet. Seit 2009 wird es von einem Direktor geführt. Die folgenden Personen hatten diese Position inne.
1971 – 1973 | kein Obmann |
1973 – 1975 | Max M. Burger |
1975 – 1977 | Max M. Burger |
1977 – 1979 | Jürgen Engel |
1979 – 1981 | Werner Arber |
1981 – 1983 | Werner Arber |
1983 – 1985 | Gottfried Schatz |
1985 – 1987 | Kasper Kirschner |
1987 – 1989 | Walter J. Gehring |
1989 – 1991 | Johan N. Jansonius |
1991 – 1993 | Thomas A. Bickle |
1993 – 1995 | Urs A. Meyer |
1995 – 1997 | Walter Keller |
1997 – 1999 | Joachim Seelig |
1999 – 2000 | Andreas Engel |
2000 – 2009 | Joachim Seelig |
2009 – heute | Erich Nigg |
Einzelnachweise
- ↑ Die Entstehung und Funktion des Biozentrums
- ↑ Medienmitteilung vom 19. Juni 2013 (PDF; 38 kB)
- ↑ Biozentrum erhält einen 73-Meter-Forschungsturm
- ↑ Biozentrum in Zahlen
- ↑ Fellowships for Excellence
- ↑ Ende einer Forschungsära: Direktor des Maurice E. Müller-Instituts verabschiedet
- ↑ Kosten des Biozentrums
Weblinks
- Website des Biozentrums Basel
- Biozentrum Broschüre (PDF; 6,1 MB)
- Jahresbericht 2012 (englisch; PDF; 13,3 MB)
- Geschichte des Biozentrums Basel
- Tilo Richter: Erst Dampfrösser, dann Knastbrüder, bald Studiosi.In: ProgrammZeitung Basel. Januar 2011, S. 24 f. Abgerufen am 21. April 2011.
Koordinaten: 47° 33′ 49,4″ N, 7° 34′ 48,5″ O; CH1903: 610651 / 268122