Body-Cam

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Bodycam eines Polizeibeamten in Utrecht (Die Niederlande)
Body-Cam (links) eines Polizeibeamten in West Midlands (Großbritannien)

Die sogenannte Body-Cam (engl. für „Körperkamera“) ist eine von polizeilichen Einsatzkräften sichtbar getragene Videokamera, sie wird zur Dokumentation des Geschehens – Handlungen von Bürgern und Polizeibeamten – eingesetzt. Body-Cams werden seit 2005 von einzelnen Polizeieinheiten in Großbritannien verwendet, zuvor wurden sie bereits in Dänemark getestet.[1] Inzwischen verwenden mehrere Polizeibehörden Body-Cams, eine andauernde gesellschaftliche Debatte findet statt, es wird geforscht.

Deutschland

Die Mehrheit der Bundesländer erwägt nach Angaben des Leiters der rheinland-pfälzischen „Arbeitsgruppe Body-Cam“, Heiko Arnd, den Einsatz dieser Geräte.[2]

Bundespolizei

Ab Februar 2016 werden bei der Bundespolizei in den Inspektionsbereichen Berlin-Ostbahnhof und Berlin-Hauptbahnhof Body-Cams im Einsatz getestet. Im Kontroll- und Streifendienst werden täglichen 24 Stunden lang die Systeme eines britischen und deutschen Herstellers für mobile Kameraüberwachung geprüft. Die Geräte beider Hersteller weisen die gleichen Merkmale, wie beispielsweise Bauweise, Einhandbedienung, keine Daueraufzeichnung, Tonaufnahmen optional ein- und ausschaltbar sowie optische Anzeige bei Betrieb, auf.

Am 29. Januar 2016 startete ebenso die Erprobung innerhalb der Bundespolizeidirektion St. Augustin. In den Hauptbahnhöfen Köln und Düsseldorf wird durch die Mitführung der Body-Cams ein neues Einsatzmittel getestet, dem beispielsweise im Strafverfahren eine besondere Bedeutung zu kommen könnte. Im Bereich der Bundespolizeidirektion München werden nach Einweisung von Polizeibeamten die Body-Cams voraussichtlich am Haupt- und Ostbahnhof in München zum Einsatz kommen.[3][4]

Bei der Bundespolizeidirektion Hannover startet am 10. Februar 2016 nach Einweisung der Beamten die Erprobung im Bereich der Bundespolizeiinspektion Hamburg. Im Brennpunkt der Testphase steht der Hamburger Hauptbahnhof. Die mitwirkenden Beamten nehmen freiwillig an der Erprobung teil. Die Videoaufzeichnung wird durch die Beamten aktiv ausgelöst und soll u.a. gegen gewalttätige Übergriffe in Kontrollsituationen schützen.

Deutsche Bahn (DB)

Im Juli 2016 wurde durch Bild am Sonntag bekannt, dass die DB einige ihrer Sicherheitskräfte auf Bahnhöfen testweise mit Bodycams ausgestattet hat. Diese Mitarbeiter sind öfter Gewalt ausgesetzt, das Videobild wird auf einen Monitor übertragen, die Uniformen der mit dieser Kamera Ausgerüsteten trägt die Aufschrift „Videoüberwachung“.[5]

Hessen

Am 30. Mai 2013 begann beim Polizeipräsidium Frankfurt am Main als erste Polizeibehörde in Deutschland ein einjähriges Pilotprojekt zum „Einsatz mobiler Videoüberwachung“. Über die Erfahrungen bei der Verwendung der Körperkameras erstellte das Polizeipräsidium Frankfurt am Main am 1. Oktober 2014 einen Abschlussbericht.[6]

Nach dem aus Sicht des Hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU) erfolgreich verlaufenen Pilotprojektes werden für weitere Polizeidienststellen in Hessen, auch in Offenbach und Wiesbaden, Kamerasysteme beschafft.[7] Eine gesetzliche Grundlage zum Einsatz der Body-Cams wurde mit der Änderung des § 14 Abs. 6 des Hessischen Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG) im September 2015 geschaffen.[8]

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz will als zweites Bundesland nach Hessen Körperkameras bei der Polizei einführen. Diese könnten Gewalttäter abschrecken und im Ernstfall Beweise sichern, so Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD). Hintergrund sei die wachsende Gewalt gegen Polizisten. Geplant sind vom 1. Juli 2015 an zunächst zwei Pilotprojekte in Mainz und Koblenz mit insgesamt 15 Body-Cams und 50 eigens geschulten Polizisten. Die reinen Anschaffungskosten beziffert das Ministerium auf 18.500 Euro.[9] Nach positiven Erfahrungen in der Erprobung der Bodycams in Koblenz und Mainz hat das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur vor der Straßenfastnacht 2016 in Rheinland-Pfalz 80 weitere Kameras angeschafft und wird die Pilotprojekte in allen Ober- und Mittelzentren bis zum 1. Juli 2016 weiterführen.

Hamburg

Seit 19. Juni 2015 gehen Beamte der Schutzpolizei Hamburg in dem Gebiet des auch als Davidwache bekannten PK 15 jeweils am Wochenende in Fünfer-Teams auf Streife. Dabei ist einer der Beamten mit einer Schulterkamera und einem Aufzeichnungs- und Anzeigemodul ausgerüstet. Die Kamera wird dabei mit einer Funk-Fernbedienung am Handgelenk bedient.[10]

Bayern

In Bayern werden Uniformkameras ab 2016 in München, Augsburg und Rosenheim getestet. Die Body-Cams sollen dabei gezielt an gefährlichen Orten und bei kritischen Situationen eingesetzt werden. Laut Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer können das beispielsweise nachts die sogenannten Feiermeilen und Weggehviertel sein, bei denen es aufgrund hoher Alkoholisierung häufig zu Schlägereien kommt.[11]

Baden-Württemberg

In Stuttgart, Mannheim und Freiburg wird der Einsatz von Body-Cams, beginnend im Jahr 2016, für ein Jahr getestet.[12] Innenminister Reinhold Gall erhofft sich dadurch eine Abnahme von Gewalttaten gegen Polizeibeamte.[13]

Großbritannien

Im Jahr 2005 begannen die erste Pilotversuche zum Einsatz von Körperkameras in Großbritannien in kleinerem Maßstab in den Grafschaften Devon und Cornwall.[14] Plymouth gehörte dann ab dem Jahr 2006 zu fünf weiteren Testgebieten, wo nicht nur bewaffnete Beamte, sondern auch Streifenpolizisten in bestimmten Bezirken versuchsweise mit Kameras ausgerüstet wurden. Bis zum Jahr 2010 erfolgte der Einsatz von Body-Cams bereits in 40 britischen Polizeidistrikten. Der britische Staatsminister Damian Green bewilligte 2014 für den bisher umfassendsten Probelauf von Body-Cams 1,4 Millionen Pfund.[15]

USA

In den USA ist der Einsatz Körperkameras für Polizisten bereits verbreiteter. Bürgerrechtler fordern den Einsatz dieser Geräte als flächendeckendes Instrument gegen gewalttätige Übergriffe. US-Präsident Barack Obama kündigte 2015 an, örtliche Behörden in den folgenden drei Jahren mit 75 Millionen Dollar zu unterstützen, damit sie 50.000 Körperkameras anschaffen können. Derzeit gibt es in den USA rund 750.000 Polizisten.[16][17]

Österreich

Ab dem 1. März 2016 testet die österreichische Polizei Bodycams. 12 Exemplare in Wien, je 4 in Salzburg und der Steiermark, in Summe 20 Stück. Die rechtliche Grundlage wurde durch eine Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes geschaffen.[18]

Kritik

Datenschützer sehen die Verwendung von Body-Cams durch die Polizei kritisch. So wird durch deren Einsatz ein Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gesehen.[19]

Literatur

  • Jens Zander: Body-Cams im Polizeieinsatz. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-86676-450-7.

Einzelnachweise

  1. From Denmark to Baltimore: 5 things you need to know about police body cams. In: examiner.com. 3. Mai 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  2. Kamera-Cops: Weitere Bundesländer erwägen Body-Cams bei Polizei-Einsätzen. In: heise.de. 8. Juni 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  3. BPOLD STA: Bundespolizei erprobt mobile Körperkameras "BodyCams" sollen Gewalttäter abschrecken. In: presseportal.de. 29. Januar 2016, abgerufen am 9. Februar 2016.
  4. Matthias Monroy: Videoüberwachung mit „Bodycams“: Polizei in Köln und Düsseldorf hängt sich Warnschilder um. In: netzpolitik.org. 29. Januar 2016, abgerufen am 9. Februar 2016.
  5. http://orf.at/#/stories/2348826/ Deutsche Bahn testet Körperkameras für Mitarbeiter, orf.at 10. Juli 2016, abgerufen 10. Juli 2016.
  6. Polizeipräsidium Frankfurt am Main: Bewertungen und Planungen der Landesregierung zum Einsatz sog. Body-Cams im Bereich der Polizei - Abschlussbericht des Polizeipräsidiums Frankfurt a. M. vom 01.10.2014. In: landtag.ltsh.de. 1. Oktober 2014, abgerufen am 17. November 2015.
  7. Body-Cams werden ab kommendem Jahr in ganz Hessen eingesetzt. In: innen.hessen.de. 1. Oktober 2014, abgerufen am 17. November 2015.
  8. Dennis-Kenji Kipker: Verfassungsrechtliche Anforderungen an den Einsatz von vollzugspolizeilichen Body-Cams – intrapol.org. Abgerufen am 22. April 2016.
  9. Frank Schmidt-Wyk: Gewalt gegen Polizisten verringern: Rheinland-Pfalz testet Einsatz von Bodycams in Mainz. In: allgemeine-zeitung.de. 8. Juni 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  10. Peter-Michael Ziegler: Polizei Hamburg mit Bodycams: "Achtung, Aufnahme!" In: heise.de. 19. Juni 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  11. Bayerns Polizei bekommt Body-Cams. In: bayerische-staatszeitung.de. 25. November 2015, abgerufen am 25. November 2015.
  12. Josef Kelnberger: Vorsicht, Kamera. In: sueddeutsche.de. 2. Februar 2016, abgerufen am 3. Februar 2016.
  13. Testlauf mit Schulterkameras kommt. In: stuttgarter-zeitung.de. 2. Februar 2016, abgerufen am 3. Februar 2016.
  14. Britan straps video cameras to police helmets. In: nbcnews.com. 17. Juli 2007, abgerufen am 17. November 2015.englischsprachig
  15. Matthias Thibaut: Britische Polizisten sollen Kameras tragen. In: nbcnews.com. 7. Februar 2014, abgerufen am 17. November 2015.
  16. Jörg Diehl und Thies Schnack: Bodycams für Polizisten: Hände hoch, wir filmen. In: spiegel.de. 3. Juli 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  17. Sebastian Fischer und Sandra Sperber: Bodycams an Polizisten: Die Kamera-Cops. In: spiegel.de. 20. Dezember 2014, abgerufen am 17. November 2015.
  18. http://derstandard.at/2000031990925/Film-ab-Polizei-erhaelt-Bodycams Österreichs Polizei erhält Bodycams, 29. Februar 2016, abgerufen 1. März 2016.
  19. Thomas Kuzaj: Einsatz von Kameras umstritten. In: nwzonline.de. 12. März 2016, abgerufen am 12. März 2016.