Dürre in Tuvalu 2011

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karte von Tuvalu.

Die Dürre in Tuvalu 2011 (englisch 2011 Tuvalu drought) war eine extreme Trockenheit in Tuvalu, dem Inselstaat im Südpazifik.[1][2] Ein Notstand wurde am 28. September 2011 ausgerufen[3] und Trinkwasser wurde rationiert.[4] Das La-Niña-Ereignis, welches die Ursache für die Dürre war, endete im April–Mai 2012.[5] Bereits im August 2012 deutete die El Niño-Southern Oscillation (ENSO) an, dass der tropische Pazifik schon wieder in ein El-Niño-Ereignis überging.[6]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tuvalu wird in unregelmäßigen Abständen durch El Niño- und La Niña-Ereignisse beeinflusst, in denen die Ozeantemperaturen im äquatornahen und zentralen Pazifik starke Schwankungen aufweisen. El Niño-Effekte verstärken die Gefahr von Tropischen Wirbelstürmen (Zyklonen); während La Niña-Effekte die Gefahr von Dürren in Tuvalu mit sich bringen.[7]

Für die Wasserversorgung ist Tuvalu hauptsächlich auf die Speicherung von Regenwasser angewiesen, welches in Tanks gespeichert wird.[1][8] Normalerweise fallen monatlich zwischen 200 und 400 mm Regen pro Monat.[2]

Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tuvalu Meteorological Service, Fongafale, Funafuti.

Das Land wurde in der zweiten Hälfte von 2011 von einer überlangen Periode von Trockenheit getroffen, die auf La Niña-Effekte zurückgeführt wurde: Die Abkühlung der Oberflächentemperatur des Ozean rund um Tuvalu führte zu geringerem Niederschlag.[1][9] Im Oktober 2011 berichtete das Rote Kreuz Tuvalu, dass seit sechs Monaten kein normaler Niederschlag aufgetreten war.[2] Die Hauptstadt, Funafuti, und mehrere der äußeren Atolle waren von der Dürre besonders betroffen.[2] Nukulaelae und Nanumaga waren besonders schwer betroffen.[3] Die Trockenheit auf Nukulaelae betraf auch die große Mehrheit der Pulaka Pits – der Anbauflächen für Pulaka (swamp taro), ein wichtiges Grundnahrungsmittel.[10] Auf Vaitupu war die Dürre ebenfalls heftig, aber nicht so schlimm, wie auf den anderen Inseln.[11]

Ausrufung des Notstands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regierung erklärte den Notstand am 28. September 2011[3] aufgrund der schweren Wasserknappheit in der Hauptstadt Funafuti.[1] Wasser in Funafuti und Nukulaelae wurde rationiert.[12][13][14]

Die Haushalte mussten sich auf zwei Buckets (40 l) Trinkwasser pro Tag beschränken.[11][15][16] Viele Tuvaluer waren gezwungen importierte Nahrungsmittel zu kaufen, da ihre eigenen Feldfrüchte durch die Dürre ausfielen.[16] Das Princess Margaret Hospital beschränkte die Aufnahme von Patienten, weil die Angst bestand, dass Wassermangel-Krankheiten zunehmen würden.[16]

Der Generalsekretär des Roten Kreuzes von Tuvalu, Tataua Pefe, berichtete, dass der Regenmangel zu einer Kontamination der verbliebenen Grundwasservorrätegeführt habe („It's not safe for consumption … Some animals have died recently and we think it's because of subterranean water“).[2]

Fehlende Niederschläge hatten auch andere Länder und Territorien in der Region beeinträchtigt, so Amerikanisch-Samoa, Samoa, Tokelau und Tonga.[9][17]

Internationale Hilfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Öffentliche Wasserausgabestelle in Funafuti, Tuvalu 2011 (Department of Foreign Affairs and Trade (Australia), DFAT).

Neuseeland begann am Montag, 3. Oktober 2011 damit, per Luftfracht Nahrungsmittel und Trinkwasser einzufliegen.[1] Die Regierung von Neuseeland hatte vom Foreign Affairs Minister Murray McCully in den vorangegangenen Tagen Nachricht erhalten, dass Tuvalu nur noch Wasservorräte für zwei Tage übrig hatte.[9] Eine C-130 Hercules-Transportmaschine der New Zealand Air Force brachte zwei Meerwasserentsalzung-Anlagen und große Container mit Trinkwasser nach Funafuti.[1][9] Australien schickte ebenfalls eine Entsalzungsanlage.[11]

Funktionäre von verschiedenen Hilfsorganisationen, unter anderem dem Internationalen Roten Kreuz und dem Roten Kreuz Tuvalu, arbeiteten mit den Regierungen von Neuseeland und Tuvalu zusammen.[18]

Die Regierung von Südkorea finanzierte den Transport von 60.000 Flaschen Wasser von Fidschi nach Tuvalu.[19] Die Regierungen von Australien und Neuseeland reagierten mit der Lieferung von Entsalzungsanlagen[14][20][21] und unterstützten die Reparatur der vorhandenen Entsalzungsanlage, die 2006 von Japan geliefert worden war.[22]

Im Nachhinein finanzierte Japan den Kauf einer 100 m³/d-Entsalzungsanlage und von zwei transportablen 10 m³/d-Anlagen als Teil des Pacific Environment Community Progam (PEC).[23][24] Hilfsprogramme der Europäischen Union 2010 und 2011[25][26] und von Australien ermöglichten die Anschaffung weiterer Tanks um die Kapazitäten in den abgelegeneren Insel zu erhöhen als Teil einer langfristigen Lösung für die Speicherung von Trinkwasser.[27] Australien finanzierte ebenfalls die Installation von Wassertanks in Funafuti und den Ausbau eines Dachsammel- und Abflusssystems für Haushalte um mehr Wasser zu sammeln.[28] Im Juli 2012 forderte eine Gesandte der Vereinten Nationen (United Nations Special Rapporteur) die Regierung von Tuvalu auf eine nationale Wasserstrategie zu gestalten um den Zugang zu Trinkwasser und Hygiene zu gewährleisten.[29][30]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Tuvalu: state of emergency declared over water shortages. In: The Daily Telegraph 2011-10-03
  2. a b c d e Matthew Benns: Tuvalu 'to run out of water by Tuesday'. In: The Daily Telegraph 2011-10-03
  3. a b c Timoci Vula: Serious' on Tuvalu. In: Fiji Times 2011-10-06 [1]
  4. Steve Boland: Tuvalu Water Crisis: Photos from Funafuti. 13. Oktober 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (englisch).
  5. Island Climate Update 140 - May 2012. NIWA, the National Institute of Water and Atmospheric Research of New Zealand, 15. Mai 2012, abgerufen am 15. August 2012 (englisch).
  6. Island Climate Update 143 - August 2012. NIWA, the National Institute of Water and Atmospheric Research of New Zealand, 3. August 2012, abgerufen am 15. August 2012 (englisch).
  7. El Niño and La Niña. Australian Government Bureau of Meteorology, archiviert vom Original am 14. Dezember 2011; abgerufen am 9. Oktober 2011 (englisch).
  8. P. A. Kingston: Surveillance of Drinking Water Quality in the Pacific Islands: Situation Analysis And Needs Assessment, Country Reports WHO 2004.
  9. a b c d Tuvalu: state of emergency declared over water shortages. Radio New Zealand 2011-10-03.
  10. Tuvalu’s crippling drought offers important lessons to the Pacific. In: Secretariat of the Pacific Community. 6. Oktober 2011, abgerufen am 24. April 2015 (englisch).
  11. a b c Tufoua Panapa: Ethnographic Research on Meanings and Practices of Health in Tuvalu: A Community Report. Report to the Tuvaluan Ministries of Health and Education: Ph D Candidate Centre for Development Studies - “Transnational Pacific Health through the Lens of Tuberculosis” Research Group. Department of Anthropology, The University of Auckland, N.Z., 2012, archiviert vom Original am 3. Oktober 2013; abgerufen am 16. März 2013 (englisch).
  12. Drinking water rationed in Tuvalu. Radio New Zealand, 4. Oktober 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (englisch).
  13. Water rationing continues in Tuvalu. Radio New Zealand, 10. Oktober 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (englisch).
  14. a b Alistair Macrae: Tuvalu in a fight for its life. The Drum – Australian Broadcasting Corporation, 11. Oktober 2011, archiviert vom Original am 13. Oktober 2011; abgerufen am 12. Oktober 2011 (englisch).
  15. Information Bulletin - Tuvalu Drought. International Federation of Red Cross and Red Crescent Organisations, 14. Oktober 2011, abgerufen am 7. November 2011 (englisch).
  16. a b c Toby Manhire: Tuvalu drought could be dry run for dealing with climate change. The Guardian, 17. Oktober 2011, abgerufen am 21. Oktober 2011 (englisch).
  17. Forecaster sees little relief for drought hit areas in Pacific. Radio New Zealand International 2011-10-02.
  18. Tuvalu 'to run out of water by Tuesday', 3. Oktober 2011
  19. Ioane Burese: Korea joins Tuvalu aid. in: The Fijian Times. Suva 29. Oktober 2011 [2] 15. Mai 2013.
  20. Critical water shortage in Tuvalu eases, but more rationing needed. Radio New Zealand, 11. Oktober 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (englisch).
  21. APNZ, AP: NZ helps Tuvalu with fresh water emergency. New Zealand Herald, 3. Oktober 2011, abgerufen am 13. Oktober 2011 (englisch).
  22. Japan Provides Desalination Plant to relieve Tuvalu’s water problems. Embassy of Japan in the Republic of the Fiji Islands, 2. Juni 2006, abgerufen am 1. Dezember 2011 (englisch).
  23. Japan-New Zealand Aid Cooperation in response to severe water shortage in Tuvalu. Department of Foreign Affairs of Japan, 4. November 2011, abgerufen am 1. Dezember 2011 (englisch).
  24. Japanese fund three desalination plants for Tuvalu. The International Desalination & Water Reuse Quarterly industry website, 17. Oktober 2011, abgerufen am 1. Dezember 2011 (englisch).
  25. Tuvalu - 10th European Development Fund. Delegation of the European Union, archiviert vom Original am 8. Oktober 2011; abgerufen am 24. Oktober 2011 (englisch).
  26. Tuvalu / Water, Waste and Sanitation Project (TWWSP): CRIS FED/2009/021-195, ANNEX. European Union, abgerufen am 24. Oktober 2011 (englisch).
  27. Richard Marle, Parliamentary Secretary for Pacific Island Affairs (Australia): Climate change poses a Pacific problem. The Punch - News Limited, 12. Oktober 2011, archiviert vom Original am 13. Oktober 2011; abgerufen am 12. Oktober 2011 (englisch).
  28. Recent achievements of the aid program in Tuvalu. AusAID, archiviert vom Original am 20. März 2012; abgerufen am 12. März 2012 (englisch).
  29. Mission to Tuvalu - Press Statement United Nations Special Rapporteur on the human right to safe drinking water and sanitation. Ms. Catarina de Albuquerque, United Nations Special Rapporteur, 19. Juli 2012, abgerufen am 15. August 2012 (englisch).
  30. Tuvalu urged to develop national water strategy. Australian Network News, 19. Juli 2012, abgerufen am 15. August 2012 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]