Der ewige Bann

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Film
Titel Der ewige Bann
Originaltitel L’éternel retour
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1943
Länge 102 (Deutschland) 115 (Frankreich) Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jean Delannoy
Drehbuch Jean Cocteau
Produktion André Paulvé
Musik Georges Auric
Kamera Roger Hubert
G.R. Aldo
Schnitt Suzette Fauvel
Besetzung

Der ewige Bann ist ein französischer Spielfilm aus dem Jahre 1943 von Jean Delannoy nach einem Drehbuch von Jean Cocteau. Er basiert auf dem Mythos von Tristan und Isolde und machte Hauptdarsteller Jean Marais über Nacht zum Star und zur Muse Cocteaus.

Handlung

Die Geschichte von Tristan und Isolde wurde in die Moderne verlegt.

Der blonde Patrice rettet die blonde Nathalie in einer Hafenkneipe vor einem betrunkenen Schläger, wird dabei aber selbst durch ein geworfenes Messer am Bein verletzt und verliert das Bewusstsein. Als der Jüngling auf seinem Bett erwacht, erblickt er Nathalie. Patrice legt ihr nahe, seinen Onkel Marc zu ehelichen, den er hoch verehrt; Marc ist ein gutsituierter Schlossherr, sehr viel älter als Nathalie. Nathalie entsagt Patrice widerstrebend, stimmt ihm zuliebe dem Arrangement zu. Die missgünstige Verwandtschaft Patrices hintertreibt das Vorhaben; vor allem Patrices kleinwüchsiger, von seiner dominanten Mutter gegängelte Vetter Achille hasst den großen, schönen, von allen geliebten Patrice und plant, ihn und Nathalie zu vergiften. In einer Gewitternacht auf dem Schloss leeren die beiden jungen Leute statt einer vorbereiteten Giftampulle jedoch eine solche mit Liebestrank, was sie vor flackerndem Kaminfeuer ihre Bestimmung füreinander entdecken lässt. Achille, der dem Paar in einem Moment verfrühten Triumphes die geleerte Ampulle entgegenwirft, verharrt in seinem Hass.

In Zusammenarbeit mit seiner Mutter spinnt Achille eine neue Intrige. Er lotst Marc in das Schlafzimmer Patrices und Nathalies, als jene dort Zärtlichkeiten austauschen. Marc legt dies beiden als Treuebruch auf und verweist sie des Schlosses. Einzig vom mitziehenden Hund Moulou begleitet, erleben die jungen Leute eine kurze Zeit gemeinsamen Glücks auf einer verschneiten Berghütte. Da Marc nicht auf Nathalie verzichten will, fährt er zur Hütte hinauf und bittet sie, zu ihm zurückzukommen. Patrice macht gerade unten im Dorf Besorgungen; Nathalie folgt Marc und ist fort, als Patrice in der Dämmerung heimkehrt. Patrice hat einen guten Freundes Lionel, dessen brünette Freundin ebenfalls Nathalie heißt. Um die blonde Nathalie zurückzuholen, nähert sich Patrice in Begleitung des befreundeten Paares eines Nachts dem Schloss. Er kann wie ein Vogel zwitschern und versucht so, die blonde Nathalie auf sich aufmerksam zu machen. Doch nur Moulou, der freudig auf ihn zurennt, und Achille werden davon wach. Achille schießt auf Patrice, um ihn endgültig beseitigen, und verletzt ihn schwer. Patrice kann mit Hilfe Lionels in dessen Haus entfliehen, das an einem Gewässer liegt. Dort fällt er in einen Fieberwahn. Die brünette Nathalie müht sich um Kontaktaufnahme zu dem kaum Ansprechbaren, gibt sich dabei als die blonde Nathalie aus. Lionel holt jene und Marc mit seinem Kutter vom Schloss zum sterbenden Patrice. Bei ihrer Ankunft ist Patrice bereits tot; als die blonde Nathalie seinen Leichnam erblickt, legt sie sich im Angesicht der anderen neben ihn.

Produktionsnotizen

Die Uraufführung von Der ewige Bann fand am 13. Oktober 1943 in Paris statt. In Deutschland wurde der Film im Mai 1946 erstmals gezeigt. Der Titel basiert auf einem zentralen Gedanken Friedrich Nietzsches von der Ewigen Wiederkunft.

Die Filmbauten stammen von Georges Wakhévitch, die Kostüme von Georges Annenkov.

Wie schon bei Die Nacht mit dem Teufel diente auch hier Marc Fossard als einfacher Kameramann, Chefoperateur war Roger Hubert.

Der kleinwüchsige Piéral, der bereits in André Paulvés Produktion Die Nacht mit dem Teufel mitgewirkt hatte, spielte hier seine erste Hauptrolle.

Kritik

In Reclams Filmführer heißt es: „Der Film ist von geheimnisvollen Empfindungen und dunklen Gefühlen erfüllt; er ist sicher weitgehend von seinem Autor Cocteau bestimmt. Die starre Schönheit der Liebenden, die Gänge eines alten Schlosses, wehende Vorhänge, die jähen Auftritte des Zwerges -- das alles beschwört eine Welt des Halbschattens und der Träume. Recht geschickt ist auch die Verbindung von Mythos und Realität; es wird zum Beispiel nie ganz klar, ob der Liebestrank wörtlich zu nehmen oder nur als Symbol gemeint ist.“[1]

In Das große Personenlexikon des Films ist in der Biografie von Jean Delannoy zu lesen: „Mit seiner nächsten Arbeit, für die er Jean Cocteau als Autoren gewinnen konnte, gelang ihm auch ein künstlerisches Ausnahmewerk. ‚Der ewige Bann‘ variierte das alte ‚Tristan und Isolde‘-Motiv. Mit seiner düsteren Grundstimmung, einer unterkühlten, starren Eleganz und Schönheit und einer morbiden Todessehnsucht kann ‚Der ewige Bann‘ als typisches Produkt des französischen Besatzungszeit-Kinos gewertet werden.“[2]

Das Lexikon des Internationalen Films schrieb: „Delannoy, für den Jean Cocteau die mythische Geschichte von Tristan und Isolde in die Jetztzeit transponierte, hat, nicht zuletzt mit den hervorragenden Dialogen Cocteaus, einen sehr ernsten, bisweilen schwermütigen Film gedreht, bei dem die Dekors von Georges Wakhevitch und die Musik von Georges Auric eine große dramaturgische Rolle spielen. Thematik und Zwischentöne machen den Film zu einem wichtigen Dokument des französischen Kinos unter der Okkupation 1940 bis 1944.“[3]

Heinrich Fraenkels „Unsterblicher Film. Die große Chronik. Vom ersten Ton bis zur farbigen Breitwand“ erinnerte an einen anderen wichtigen Aspekt: den Umstand der schwierigen Einschätzung französischer Filme unter deutscher Vorherrschaft, zumal Der ewige Bann zwei Protagonisten besaß, die dem NS-Ideal des nordisch-blonden Ariers entsprachen: „Wie sehr die sachliche Beurteilung eines Films damals durch politische Erwägungen gefärbt wurde, ergibt sich umgekehrt aus der Tatsache, daß derselbe Regisseur Jean Delannoy zwar nicht in Frankreich, wo er als Schöpfer des ‚Pontcarral‘ gewissermaßen als Nationalheld galt, wohl aber in England wegen der angeblich ‚collaborationistischen‘ Tendenz seines ‚L’Éternel Retour‘ angegriffen wurde. Man behauptete, die Verfilmung von ‚Tristan und Isolde‘ nach einem Manuskript von Jean Cocteau sei eine Glorifizierung des ‚nordischen‘ Mythos und somit eine Anbiederung an die Nazis.“[4]

Einzelnachweise

  1. Reclams Filmführer, von Dieter Krusche, Mitarbeit: Jürgen Labenski, Stuttgart 1973, S. 301.
  2. Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Band 2, Berlin 2001, S. 332.
  3. Klaus Brüne (Red.): Das Lexikon des Internationalen Films. Band 2, Reinbek bei Hamburg 1987, S. 932.
  4. Unsterblicher Film. München 1957, S. 128.

Weblinks