Die Biene Maja (Anime)
Fernsehserie |
Die Biene Maja (jap. みつばちマーヤの冒険, Mitsubachi Māya no Bōken, dt. „Die Abenteuer der Honigbiene Maja“) ist eine deutsch-japanische Zeichentrick-Fernsehserie von 1975. Die Verfilmung der Romane Biene Maja von Waldemar Bonsels wird, da sie vorrangig in Japan entstand, auch als Anime angesehen. 2013 folgte eine neue Adaption als computeranimierte Serie, ebenfalls unter dem Titel Die Biene Maja.
Inhalt
Die Serie folgt dem Leben der Honigbiene Maja von ihrer Geburt an. Von Kassandra lernt sie, wie man fliegt und Pollen sammelt. Bald fliegt sie weiter von ihrem Stock weg, lernt andere Tiere kennen, darunter den Grashüpfer Flip, und freundet sich mit ihnen an. Ein häufiger Begleiter und bester Freund ist die Drohne Willi.
In der Verfilmung wurden u. a. folgende Figuren bzw. deren Namen neu hinzugefügt:
- Flip, Grashüpfer
- Willi, Drohne, und bester Freund von Maja
- Max, Regenwurm
- Toff & Zürpel, Drohnen und Wächter am Tor des Bienenstocks
- Paul Emsig, Anton, Nick, Ameisensoldaten
- Ameisenoberst
- Bommbus, Hummelkind
- Alexander, Zwergmaus
Produktion
Die Serie geht auf eine Initiative Josef Göhlens zurück, des damaligen Leiters des Kinder- und Jugendprogramms des ZDF, der zuvor schon den Anstoß für die Umsetzung des Kinderbuchs Wickie und die starken Männer in der gleichnamigen Anime-Serie von 1974, Wickie und die starken Männer, gegeben hatte. Zusammen mit dem US-Zeichner Marty Murphy, einem Mitarbeiter der Hanna-Barbera-Studios, entwarf Göhlen bereits beim ersten gemeinsamen Treffen in den USA[1] die Figuren und Drehbücher für die erste japanisch-deutsche Koproduktion. Die auf Deutsch Die Biene Maja genannte Serie wurde 1975 vom japanischen Trickstudio Zuiyo Enterprise (später in Nippon Animation umbenannt) als Mitsubachi Māya no Bōken (みつばちマーヤの冒険) mit 52 Episoden produziert. Als Koproduzent auf deutscher Seite trat die Firma Peter Films auf und auch der japanische Sender TV Asahi war beteiligt. Regisseur war Hiroshi Saitō, der zuvor bei Wickie und die starken Männer und danach bei Pinocchio Regie führte. Neben ihm waren auch die Regisseure Mitsuo Kaminashi und Seiji Endō beteiligt. Die Drehbücher schrieb Fumi Takahashi und das Charakterdesign entwarf Susumu Shiraume.
Nach dem Erfolg der ersten Ausstrahlung beauftragte das ZDF eine Fortsetzung mit abermals 52 Folgen.[2] Diese entstanden voranging bei Wako Production durch ein anderes Team als der erste Teil. Regie führte diesmal Mitsuo Kaminashi. Auch wurden neue Figuren wie die Zwergmaus Alexander eingeführt.[3]
Synchronisation
Auf Deutsch wurde Maja in der Originalserie von der damals elfjährigen Scarlet Cavadenti und Willi vom Synchronautor Eberhard Storeck gesprochen. Die meisten der Sprecher übernahmen im Lauf der Serie mehrere Rollen:[4]
Rolle | Japanischer Synchronsprecher (Seiyū) | Deutscher Synchronsprecher | |
---|---|---|---|
Staffel 1 | Staffel 2 | ||
Maja | Michiko Nomura | Runa Akiyama | Scarlet Cavadenti |
Willi | Masako Nozawa | Masako Nozawa | Eberhard Storeck |
Flip | Ichirō Nagai | Ritsuo Sawa | Manfred Lichtenfeld |
Flips Bruder Flap | Manfred Lichtenfeld | ||
Ameisengeneral | Ichirō Nagai | Hozumi Gōda | Berno von Cramm |
Tausendfüßler | Katsuji Mori | Berno von Cramm | |
Termitenhauptmann | Berno von Cramm | ||
Kassandra | Miyoko Asō | Reiko Yamada | Lorley Katz |
Fräulein Nelly, die Grille | Lorley Katz | ||
Spinne Thekla | Toshiko Sawada Terue Nunami |
Noriko Uemura | Tilli Breidenbach |
Stubenfliege Puck | Kōsei Tomita | Kumiko Mizukura | Bruno W. Pantel (Staffel 1) Harald Baerow (Staffel 2) |
Libelle Schnuck | Keiichi Noda | Fee von Reichlin Margit Weinert | |
Schmetterlinge | Fee von Reichlin | ||
Schneckenmutter | Sachiko Chijimatsu | Alice Franz | |
Hornissenkönigin | Toshiko Sawada | Alice Franz | |
Hummel | Kazuya Tatekabe | Gusti Kreissl | |
Marienkäferfrau | Gusti Kreissl | ||
Harald | Helga Anders | ||
Kleine Ameise | Seiko Nakano | Christa Häussler | |
Steinfliege | Christa Häussler | ||
Anton, die Termite | Christa Häussler | ||
Kurt, der Mistkäfer | Sanji Hase | Hideki Fukushi | Harry Kalenberg |
Max, der Regenwurm | Shō Hayami | Michael Rüth | |
Wanze | Shun Yashiro | Michael Rüth | |
Wieland, der Borkenkäfer | Shun Yashiro | Michael Rüth | |
Maulwurfsgrille | Monika John | ||
Seidenraupe | Monika John | ||
Käferfrau | Inge Schulz | ||
Iffi | Reiko Suzuki | Inge Schulz | |
Ameisenoberst | Horst Sommer | ||
Ameisenlöwe | Horst Sommer | ||
Fangheuschrecke | Horst Sommer | ||
Maus Alexander | Kurt Zips | ||
Jimmy, das Glühwürmchen | Shō Hayami | Harald Baerow | |
Alter Mann | Willy Friedrichs | ||
Johann, die Pferdefliege | Kaneta Kimotsuki | Mogens von Gadow | |
Bienenkönigin | Akiko Tsuboi | Charlotte Kerr | |
Mutter Marienkäfer | Seiko Nakano | Margit Weinert | |
Moskitoweibchen | Margit Weinert | ||
Alois, der Marienkäferpoet | Leo Bardischewski | ||
Vater Rotnase | Leo Bardischewski | ||
Gustav | Wolfgang Hess | ||
Hummelgeneral | Wolfgang Hess | ||
Grille | Harald Baerow | ||
Wächter | Harald Baerow | ||
Käferfrau | Doris Jensen | ||
Raupe | Doris Jensen | ||
Larve | Doris Jensen | ||
Madame Butterfly | Hiromi Tsuru | Hiromi Tsuru | Doris Jensen |
Weberknecht | Shō Hayami | Ingo Baerow | |
Schnipp, der Ohrwurm | Werner Abrolat | ||
Carlos | Werner Abrolat | ||
Dr. Heinrich, die Schnecke | Walter Reichelt |
Musik
Das deutsche Titellied Die Biene Maja wurde von Karel Gott gesungen und erschien auch auf Schallplatte. Es stammt vom Komponisten Karel Svoboda und dem Texter Florian Cusano. Der Abspann war eine Instrumentalfassung des Orchesters James Last, die damals so aber nicht veröffentlicht wurde. 2013 wurde das Lied durch eine von Helene Fischer gesungene Version ersetzt. Das Titellied der zweiten Staffel wurde jedoch nur bei den ersten Folgen von Karel Gott gesungen und später durch eine Uptempo-Version von James Last (nicht identisch mit dessen Abspann-Version) ersetzt, die ein Frauenchor sang. Im Gegensatz zu den Fernsehwiederholungen ersetzte man diese bei der DVD-Veröffentlichung jedoch vor allen Folgen durch die Version von Karel Gott.
Eine von Karel Gott und Norbert Dickel 1996 als mögliche Vereinshymne von Borussia Dortmund eingespielte Version der Filmmusik unter dem Titel Schwarzgelb – Wie Biene Maja konnte sich weniger bei den Fans als den Gegnern der Schwarzgelben durchsetzen und wurde unter anderem von Stefan Raab moderiert.[5]
Veröffentlichung
Die Erstausstrahlung der Serie fand vom 1. April 1975 bis zum 20. April 1976 in Japan statt, durch den Sender TV Asahi.
Die erste Ausstrahlung in der Bundesrepublik Deutschland geschah vom 9. September 1976 bis September 1977 jeweils donnerstags im ZDF statt, Österreich folgte zehn Tage später. Die Serie entwickelte sich rasch zur bis dahin erfolgreichsten Zeichentrickserie im ZDF, bei der Erstausstrahlung sahen im Schnitt drei bis vier Millionen Kinder zwischen drei und 13 Jahren zu. Das von Karel Gott gesungene Titellied erreichte als Polydor-Single Anfang Mai 1977 Platz 1 der NDR-Schlagerparade.[6] Eine von Saban Entertainment lokalisierte Fassung wurde von Nickelodeon in den USA gezeigt. Weitere Fernsehausstrahlungen fanden in Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden, Polen, den Philippinen und Portugal statt – oft mit vielen Wiederholungen.
Im Jahr nach der Beendigung der ersten Ausstrahlung wurden fast 40.000 Briefe mit Bitte um Wiederholung an das ZDF geschickt, sodass die Serie ab dem 15. Oktober 1978 jeweils sonntags wiederholt wurde und eine zweite Staffel mit 52 Folgen produziert wurde,[2] die vom 1. September 1979 bis 13. September 1980 erstmals ausgestrahlt wurde. In Japan selbst wurde diese Produktion erst vom 12. Oktober 1982 bis 27. September 1983 von TV Ōsaka gezeigt, unter dem Titel Shin Mitsubachi Māya no Bōken (新 みつばちマーヤの冒険, „Neue Abenteuer der Honigbiene Maja“). Dieser Teil der Serie wurde auch ins Französische, Niederländische und Tagalog übersetzt.
Zum 25. Fernsehjubiläum sendete das ZDF am 2. September 2001 die Biene Maja Show live aus der Ferienanlage Land Fleesensee, moderiert von Aleksandra Bechtel und Gregor Steinbrenner. Die Sende- und Verwertungsrechte der Serie liegen derzeit bei Studio 100 Media.[7]
Bedeutung
Biene Maja gehörte zusammen mit Heidi und Pinocchio zu den ersten japanischen Produktionen, die in Deutschland eine „beachtliche Breitenwirkung“ erzielt haben.[8] Der Erfolg führte dazu, dass das ZDF und auch andere deutsche Sender weitere Serien in Japan produzieren ließen oder von dort einkauften. Jedoch gab es von journalistischer Seite auch scharfe Kritik am ZDF. Dies ging so weit, dass der verantwortliche Produzent als „Insekten-Jupp“ und „kriminell“ bezeichnet wurde. Die zeitgenössische Kritik verstummte jedoch und die Serie wird zusammen mit einigen anderen als „Kult“ angesehen; Wiederholungen bringen noch immer viele Zuschauer.[9] Im amerikanischen Fernsehen bildete die Serie zusammen mit anderen an Kinder gerichteten Serien, wenn auch nicht als japanische Produktion wahrgenommen, ein Gegenstück zu action-lastigen Produktionen japanischer Herkunft wie Speed Racer und Voltron.[10]
Literatur
- Die Biene Maja – Spannende Geschichten Buch zur Fernsehserie nach den Geschichten von Waldemar Bonsels Die Biene Maja und ihre Abenteuer und Himmelsvolk. Studio 100 Media GmbH, ISBN 978-3-89736-421-9.
Einzelnachweise
- ↑ Nich' so schnell, kleine Biene, taz vom 1. September 2001, S. 16.
- ↑ a b Warum Biene Maja wieder summt. Funk Uhr 41/1978, S. 7.
- ↑ Jonathan Clements, Helen McCarthy: The Anime Encyclopedia. Revised & Expanded Edition. Stone Bridge Press, Berkeley 2006, ISBN 978-1-933330-10-5, S. 404.
- ↑ Die Biene Maja. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 2. Oktober 2012.
- ↑ Stimmen Sie ab! Welche BVB-Hymne ist die beste? Von Anne-Kathrin Neumann, 13. Mai 2011, Dorstener Zeitung
- ↑ Harald R. Fabian: Summ, summ, summ – wie aus der kleinen Biene Maja ein großer Star wurde. Funk Uhr 25/1977, S. 14–15.
- ↑ Studio 100 erwirbt umfangreiche Biene-Maja-Rechte mediabiz.de, 27. Juli 2009
- ↑ Bernd Dolle-Weinkauff: Fandom, Fanart, Fanzine - Rezeption in Deutschland in ga-netchû! Das Manga Anime Syndrom S. 214. Henschel Verlag, 2008.
- ↑ Josef Göhlen: Suspekt, doch erfolgreich - Der Weg der Anime ins ZDF in ga-netchû! Das Manga Anime Syndrom. S. 234 f., 238. Henschel Verlag, 2008.
- ↑ Patrick Drazen: Anime Explosion! – The What? Why? & Wow! of Japanese Animation. Stone Bridge Press, Berkeley 2002, ISBN 1-880656-72-8, S. 281.
Weblinks
- Eintrag bei Anime News Network (englisch)
- Informationen bei fernsehserien.de