Fassmer
Fr. Fassmer GmbH & Co. KG
| |
---|---|
Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 1850 |
Sitz | Berne, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | ca. 900[1] |
Umsatz | rd. 90 Mio. Euro[1] |
Branche | Schiffbau |
Website | www.fassmer.de |
Die Fassmer-Werft in Berne-Motzen im niedersächsischen Landkreis Wesermarsch ist ein internationales Schiffbauunternehmen in Familienbesitz. Bei der Konstruktion und Produktion von Rettungsbooten gehört Fassmer zu den weltweit führenden Anbietern.[1]
Geschichte
1850 gilt als Gründungsjahr des Unternehmens. In dem Jahr begann der Bootsbauer Johann Fassmer in Bardenfleth mit dem Bau von Holzbooten für die Bauern, Reeder und Fischer in der Umgebung. Sein Sohn, der Bootsbaumeister Friedrich Fassmer, baute 1910 den Betrieb aus und nahm die Fertigung von Sportbooten aus Holz auf. Hans Fassmer übernahm 1920 nach dem Tod seines Vaters den Betrieb und es wurden neben dem bisherigen Bootsbauprogramm auch Beiboote für die Marine gebaut. 1938 wurden die ersten Stahlboote, 1948 die ersten Leichtmetallboote und 1958 die ersten Kunststoffboote gebaut. Ein Seenotrettungsboot mit Porsche-Motor für ein Feuerschiff entstand 1956.
Friedrich und Heinz Fassmer traten 1960 in die Firma ein und 1961 entstand ein Neubau der Werft in Motzen, nördlich der Weserfähre Motzen–Blumenthal. Fünf Jahre später erfolgt die Verlegung des gesamten Betriebes nach Motzen. Ab 1974 begann der Bau von Schwerlastfähren und Feuerlöschbooten, es folgten eine breite Palette von Arbeits- und Rettungsbooten für verschiedene Auftraggeber. Die Boote und Schiffe wurden größer und anspruchsvoller, es wurde auch geforscht, wie etwa die Durchführung von Brandversuchen an geschlossenen Tankerrettungsbooten.
Holger Faßmer und Harald Faßmer traten 1985 bzw. 1992 in die Firma ein. Geschlossene Rettungsboote und größere Tenderboote für Kreuzfahrtschiffe wurden ein wichtiges Standbein der Werft, aber auch Fischereischiffe, Zollkreuzer und Polizeiboote entstanden in den kommenden Jahren. Die Tochtergesellschaft Fassmer Schiffsservice GmbH wurde 1996 in Rechlin gegründet. Später erfolgte eine Beteiligung an dem Konstruktionsbüro MT Marine Technologies Ltd. in Kaliningrad. Im Jahr 2000 wurden 150 Jahre Fassmer-Werft gefeiert.
Im Jahr 2012 übernahm die Fassmer-Werft das Gelände der früheren Schiffs- und Bootswerft Schweers in Bardenfleth und hat damit heute zwei Standorte in Berne.[2]
Fassmer-Werft heute
Das Unternehmen Fr. Fassmer GmbH & Co. KG ist heute ein internationales Schiffbauunternehmen mit den Produktbereichen Schiffbau, Rettungsbootsbau, Anlagenbau Windkraft und Faserverbundtechnik. Das Familienunternehmen in der fünften Generation verfügt über vier Produktionsstätten in Deutschland, Polen und China. Der Jahresumsatz bewegt sich bei rund 90 Mio. Euro mit weltweit circa 900 Mitarbeitern (2010).[1] Fassmer verfügt über ein weltweites Servicenetz mit Sitz sowie Konstruktionsabteilungen und Fertigungseinrichtungen in Berne.
Schiffbau
Fassmers aktuelles Schiffbauprogramm umfasst Fähren, Yachten, Lotsenboot, Arbeitsschiffe, Offshore-Versorgungs- und Serviceschiffe, Forschungsschiffe, Seenotrettungskreuzer, Patrouillenboote sowie Marineschiffe. Zur Schiffbauabteilung gehören die Bereiche Forschung und Entwicklung, Entwurf, Konstruktion und Produktion.
Mit dem Seebäderschiff Helgoland entstand auf der Werft der erste Neubau in Deutschland, der mit Flüssiggas angetrieben wird.
Rettungsbootsbau
Fassmer ist ein Hersteller von Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). So wurden die Hermann Marwede (46-m-Klasse), die Harro Koebke (36-m-Klasse) und bisher vier Kreuzer der 20-m-Klasse auf dieser Werft gebaut. Im Mai 2015 lieferte Fassmer das Typschiffes für eine neue 28-m-Klasse ab; ein Kreuzer dieser Klasse ist aktuell im Bau[3] und ein weiterer wurde bereits beauftragt. Auch 17 Seenotrettungsboote der 8,5-m-Klasse fertigte die Fassmer-Werft zwischen 1987 und 1994. Dazu kommen vier Boote der 10,1-m-Klasse, zusätzlich erging 2015 der Auftrag für weitere drei Boote dieses Typs.[4] Auch die vier jetgetriebenen Boddenboote (7-m-Klasse) und einige Tochterboote stammen aus der Produktion dieser Werft.
Anlagenbau
Im Bereich Anlagenbau beschäftigt sich das Unternehmen mit der Konstruktion und Fertigung von schiffstechnischen Komponenten, Anlagen und Systeme wie Gangways, Davits, Plattformen, Winden, Rettungsbootsystemen und dem dazugehörigen Service.
Windenergie
Ein zusätzliches Standbein der Werft ist die Herstellung und Montage von Maschinenhausabdeckungen von Windenergieanlagen. Da diese Anlagen häufig in Offshoregebieten stehen, ist hohe Korrosionsbeständigkeit und geringes Gewicht gefordert. Daher werden vorwiegend Faserverbundwerkstoffe und seewasserbeständiges Aluminium verwendet.
Schiffsservice
Die Fassmer Schiffsservice GmbH & Co. KG ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Unternehmens.
Produkte
Schiffe
Amrumbank - Capella – Eiswette – Ernst Meier-Hedde - Eugen – Hanse Explorer – Harro Koebke – Hermann Marwede – Meridian – Norden – Pidder Lüng – Rainbow Warrior – Seeadler – Theodor Storm – Solea – Vogelsand
Boote
Asmus Bremer – Baltrum – Barsch – Bottsand – Cassen Knigge – Crempe – Dornbusch – Gerhard ten Doornkaat – Günther Schöps – Hecht – Hellmut Manthey – Hermann Onken – Horst Heiner Kneten – Jens Füerschipp – Karl van Well – Konrad-Otto – Kurt Hoffmann – Marie Luise Rendte – Nausikaa – Otto Behr – Polarfuchs – Putbus – Stralsund – Walter Merz – Zander
Galerie
-
Auto- und Personenfähre Rönnebeck
-
Polizeiboot (FPB 29) Bürgermeister Weichmann
-
Polizeiboot Werder
-
Ro-Pax-Fähre Aline Sitoe Diatta
-
Die Helgoland an der Ausrüstungspier der Werft
-
Seenotkreuzer Hermann Marwede
-
Seenotkreuzer Harro Koebke
-
Seenotkreuzer Theodor Storm
-
Seenotrettungsboot Nausikaa
-
Seenotrettungsboot Stralsund
-
Tender AIDAbella 13
-
Teilgeschlossenes Rettungsboot AIDAbella 12
Literatur
- Heinz Janssen, Rheinhold Thiel: 150 Jahre Fassmer-Werft 1850–2000, Hausschild-Verlag, Bremen 2000, ISBN 3-89757-062-9.
- Günter Full: 160 Jahre Fassmer: »Wir denken nach vorn – aus Tradition«. In: Hansa Heft 7/2010, S. 16–21. Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2010, ISSN 0017-7504.
- Traditionell vielseiteig und zukunftsorientiert – die Erfolgsgeschichte eines Familienunternehmens. In: Schiff & Hafen, Nr. 8, August 2010 (PDF-Datei).
- Zu Besuch bei Fassmer – In der Produktion für Tender- & Rettungsboote. Schiffsjournal.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- ↑ Fassmer kauft Schweers-Werft Weser-Kurier vom 14. August 2012.
- ↑ Werfttagebuch SK 36
- ↑ Seenotretter geben drei neue Rettungseinheiten für Freiwilligen-Stationen in Auftrag
Weblinks
Koordinaten: 53° 10′ 49″ N, 8° 33′ 15″ O