Ferdinand Gustav Lindner

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Titelblatt der Dissertation 1855

Ferdinand Gustav Lindner (* 23. Januar 1833 in Breslau, Provinz Schlesien; † 11. September 1893) war ein deutscher Lehrer (Gymnasialprofessor) und Altphilologe. Er veröffentlichte lateinische Abhandlungen, commentationes, zu fünf römischen Rhetoriklehrern der augusteischen Zeit: Marcus Porcius Latro, Lucius Cestius Pius, Gaius Albucius Silus, Arellius Fuscus und Lucius Iunius Gallio[1].

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Eltern waren der Strumpfwirker Ferdinand Lindner und Wilhelmine, geborene Lang († 1836); Ferdinand Gustav war evangelisch getauft.[2] Nach dem Besuch der Elementarschule wechselte er im September 1842 an das Magdalenäum in Breslau, an dem er im April 1851 das Reifezeugnis erlangte. Anschließend studierte er Klassischen Philologie an der Universität Breslau – vornehmlich bei Friedrich Haase und Julius Ambrosch[3] –, an der er am 16. November 1855 mit der Dissertation „De M. Porcio Latrone commentatio“ promoviert wurde.

Am 1. Dezember 1855 begann er die Lehrerausbildung am Lehrerseminar der Steinbart'schen Erziehungs- und Unterrichts-Anstalten in Züllichau, absolvierte zwischenzeitlich im Sommer 1857 einen sechswöchigen Militärdienst in Frankfurt an der Oder und wurde am 31. Dezember 1857 nach Ablegung seines Amtseids[4] vom Königlichen Pädagogium in Züllichau als Lehrer übernommen.[5]

Es schloss sich eine typische Lehrerlaufbahn an. Ab September 1859 unterrichtete er als Oberlehrer an seinem ehemaligen Gymnasium, dem Magdalenäum.[6] 1867 zum Prorektor an das Gymnasium in Hirschberg berufen,[7] war er dort ab 1870 Direktor und blieb es bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Ende März 1893. Für seine Verdienste wurde er vom König zum Geheimen Regierungsrat und von der Stadt Hirschberg zum Ehrenbürger ernannt.[8]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fünf Rhetoren

Anknüpfend an seine Dissertation über Latro schrieb er vier weitere Abhandlungen.

  • De M. Porcio Latrone commentatio, Dissertation, Breslau 1855 (mit Lebenslauf).
  • De L. Cestio Pio commentatio, In: Jahresbericht der Steinbart'schen Erziehungs- und Unterrichtsanstalten bei Züllichau, 1858, S. 1–17 (Digitalisat).
  • De Gaio Albucio Silo commentatio, Festschrift für das 50jährige Jubiläum der Neugründung der Königlichen Universität zu Breslau, Verlag Graß/Barth/Friedrich, Breslau 1861.
  • De Arellio Fusco commentatio, in: Programm des Magdalenäum, Breslau 1862, S. 1–23.
  • De Junio Gallione commentatio, Programm Gymnasium Hirschberg, 1868.
Andere Schriften
  • Griechische Syntax, Verlag Gosohorsky/Maske, Breslau 1862 und 1872, 5. Auflage Freiburg im Breisgau 1881 (Digitalisat).
  • Griechische Formenlehre, Verlag Gosohorsky/Maske, Breslau 1863.
  • Eine handschriftliche Chronik von Hirschberg von 1740–1763, Programm Gymnasium Hirschberg, 1874.
  • Kritische Bemerkungen zum Text einiger Schulschriftsteller, Programm Gymnasium Hirschberg, 1886.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographische und bibliographische Angaben von:

  • D. Hanow: Schulchronik im Jahresbericht der Steinbart'schen Erziehungs- und Unterrichts-Anstalten bei Züllichau, 1858, S. 27: Militärdienst und Vereidigung.
  • Carl Gottlob Schönborn: Schulchronik im Programm des Magdalenäum … Einladung zur öffentlichen Prüfung der Schüler, Breslau 1862, S. 27: Einstellung und Kurzbiographie.
  • A. Dietrich: Schulchronik im Programm … des Gymnasiums zu Hirschberg, 1868, S. 23: Berufung zum Prorektor.
  • Wilhelm Pökel: Philologisches Schriftsteller-Lexikon, Verlag Alfred Krüger, Leipzig 1892, S. 157 (Digitalisat).
  • Ferdinand Meister: Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena, in der Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Gymnasium St. Maria Magdalena, herausgegeben vom Lehrerkollegium, Breslau 1893, S. 52: Kurzbiographie.
  • Theodor Thalheim: Königliches Gymnasium zu Hirschberg, Nachrichten über das Schuljahr 1893/94, Breslau 1894, S. 23: Verabschiedung und Todesnachricht (Digitalisat).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lucius Iunius Gallio, Senator und Rhetor, adoptierte Lucius Iunius Gallio Annaeanus.
  2. „Gustavus Lindner formulae addictus evangelicae … natus sum Vratislaviae, patre Ferdinando, tibialium textore, matre Guilelma e gente Langiana, quam hos tres annos praematura morte ereptam mihi esse vehementer doleo.“ Vita in seiner Dissertation, siehe Literatur, Vier Rhetoren.
  3. „Contigit etiam, ut Haase et Ambrosch ... familiaris consuetudinis participem me esse vellent, qua quidem benevolentia in studiis admodum me esse adiutum grato animo testificor.“ Vita in seiner Dissertation, siehe Literatur, Vier Rhetoren.
  4. „Der wissenschaftliche Hilfslehrer Dr. Lindner erhielt durch Verfügung Seiner Exzellenz des Herrn Oberpräsidenten Staatsministers Flottwell vom 15. April 1857 die Begünstigung zugestanden, seiner Militärverpflichtung durch die Einstellung zu einer sechswöchentlichen Übung zu genügen. Nachdem derselbe vom 1. Juni vorigen Jahres ab die sechswöchentliche Übung bei dem 12. Königlichen Infanterieregiment abgeleistet hatte, ward für denselben die Berufung zum 5. ordentlichen Lehrer eingereicht und bestätigt und derselbe in dieser Eigenschaft am 31. Dezember vorigen Jahres vereidigt.“ Hanow, S. 27, siehe Literatur.
  5. „Der Schulamtskandidat Dr. Ferdinand Gustav Lindner ist als 5. ordentlicher Lehrer am Königlichen Pädagogium zu Züllichau angestellt worden.“ Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder, Jahrgang 1858, S. 10.
  6. „Nachdem diese Wahl (zum Oberlehrer) höheren Ortes Bestätigung erhalten hatte, wurde Herr Dr. Lindner nach der Morgenandacht beim Beginn des Winterhalbjahres am 11. Oktober feierlich in sein Amt eingeführt.“ Schönborn, siehe Literatur.
  7. „Am 14. Oktober konnte endlich der von den vorgesetzten königlichen Behörden zum Prorektor unseres Gymnasiums berufene Herr Dr. Lindner, bisher Oberlehrer am Magdalenengymnasium in Breslau, durch den Direktor in sein neues hiesiges Amt eingeführt werden.“ Dietrich, S. 23, siehe Literatur.
  8. Siehe Literatur, Theodor Thalheim.