Fersmanit
Fersmanit | |
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Fersmanit vom Eweslogtschorr in den Chibinen, Halbinsel Kola, Russland (Gesamtgröße: 6 x 4,5 x 2,5 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/C.16 9.BE.72 56.02.05.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[3] |
Raumgruppe (Nr.) | C2/c[4] (Nr. 15) |
Gitterparameter | a = 10,183 Å; b = 10,183 Å; c = 20,396 Å β = 97,19°[4][3] |
Formeleinheiten | Z = 4[4][3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 bis 5,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,44 bis 3,46; berechnet: [3,43][5] |
Spaltbarkeit | keine[6] |
Bruch; Tenazität | uneben |
Farbe | dunkelbraun bis goldgelb |
Strichfarbe | weiß mit einem Stich ins Bräunliche |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,873 bis 1,886 nβ = 1,914 bis 1,930 nγ = 1,914 bis 1,939[7] |
Doppelbrechung | δ = 0,041 bis 0,053[7] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Fersmanit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca4(Na,Ca)4(Ti,Nb)4(Si2O7)2O8F3[1]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Natrium und Calcium bzw. Titan und Niob können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen (Silikatkomplex, Sauerstoff und Fluor) des Minerals.
Fersmanit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt aber meist pseudotetragonale, deformierte Kristalle bis etwa drei Zentimeter Durchmesser[6]. Die Kristalle sind durchsichtig bis durchscheinend und weisen auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz auf. Die Farbe des Minerals variiert zwischen dunkelbraun und goldgelb. Seine Strichfarbe ist dagegen weiß mit einem Stich ins Bräunliche.
Mit einer Mohshärte von 5 bis 5,5 gehört Fersmanit zu den mittelharten Mineralen und entspricht in etwa der Härte des Referenzminerals Apatit (5), das auch im Zahnschmelz enthalten ist.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Fersmanit am Berg Eweslogtschorr in den Chibinen auf der russischen Halbinsel Kola und beschrieben 1929 durch A. Labuncov, der das Mineral nach dem russischen Mineralogen, Geochemiker und Kristallographen Alexander Jewgenjewitsch Fersman benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fersmanit zur Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er zusammen mit Belkovit die unbenannte Gruppe VIII/C.16 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Fersmanit ebenfalls in die Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatgruppe, der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Si2O7 Gruppen mit zusätzlichen Anionen; Kationen in oktaedrischer [6] und größerer Koordination“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.BE.72 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fersmanit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O“ ein. Hier ist er als zusammen mit Dovyrenit, Götzenit, Mosandrit, Nacareniobsit-(Ce), Rinkit und Roumait in der „Mosandrit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 56.02.05 innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen in [4] und/oder >[4]-Koordination“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Fersmanit bildet sich in aegirinreichen Nephelin-Pegmatiten, wo er unter anderem mit Apatit, verschiedenen Feldspaten, Lamprophyllit, Pektolith, Rinkit und verschiedenen Sulfiden vergesellschaftet auftritt.
Als seltene Mineralbildung konnte Fersmanit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 10 Fundorte als bekannt gelten.[8] An seiner Typlokalität Eweslogtschorr trat das Mineral dabei in den Gängen Nr. 1 und 2 des Labuntsov, dem 3. Nebenfluss des Vuonnemijok auf. Daneben fand es sich in Russland noch am Kukiswumtschorr in den dortigen Apatit-Gruben sowie am Raswumtschorr in den Chibinen.
Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist der etwa 800 Meter nordwestlich der Gemeinde Üdersdorf liegende Steinbruch „Löhley“ im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind nur noch der Steinbruch „Bortolan“ nahe Poços de Caldas in Brasilien und ein Selten-Erd-Grubenfeld im Gebiet der Wet Mountains im Custer County (Colorado).[9]
Kristallstruktur
Fersmanit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 10,183 Å; b = 10,183 Å; c = 20,396 Å und β = 97,19°[4] sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle[3].
Siehe auch
Literatur
- A. Labuncov: La fersmanite - un nouveau minéral des Monts Chibines, In: Comptes Rendus (Doklady) de l’Académie des Sciences de l’URSS 1929, S. 297-301 (PDF 207,3 kB)
- Melvin P. Machin: Fersmanite, (Ca,Na)4(Ti,Nb)2Si2O11(F,OH)2: a restudy, In: The Canadian Mineralogist, Band 15 (1977), S. 87-91 (PDF 383,1 kB)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b IMA/CNMNC List of Mineral Names - Fersmanite (PDF 1,3 MB)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 582.
- ↑ a b c Webmineral - Fersmanite
- ↑ a b c American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Fersmanite
- ↑ Fersmanite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 71,6 kB)
- ↑ a b Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0 (Dörfler Natur).
- ↑ a b Mindat - Fersmanite
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Fersmanit
- ↑ Fundortliste für Fersmanit beim Mineralienatlas und bei Mindat