Flávia Saraiva

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Flávia Saraiva

Flávia Saraiva bei den Olympischen Sommerspielen 2016

Persönliche Informationen
Name: Flávia Lopes Saraiva
Nationalität: Brasilien Brasilien
Disziplin Boden- und Geräteturnen
Verein: Flamengo
Trainer: Alexandre Carvalho
Geburtstag: 30. September 1999
Geburtsort: Rio de Janeiro, Brasilien
Größe: 133 cm
Gewicht: 31 kg


Flávia Lopes Saraiva (* 30. September 1999 in Rio de Janeiro, Brasilien) ist eine brasilianische Turnerin. Mit einer Körpergröße von 1,33 m und einem Gewicht von 31 kg war sie die kleinste und leichteste Athletin bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in ihrer Heimatstadt.[1]

Leben und Karriere

Karrierebeginn

Flávia Saraiva wurde am 30. September 1999 in Rio de Janeiro als Tochter von Fábia Brito Lopes Saraiva und João Saraiva Ubirajara geboren und wuchs unter bescheidenen Verhältnissen an der Seite ihres rund vier oder fünf Jahre jüngeren Bruders João in der Nachbarschaft Paciência auf.[2] Im Alter von neun Jahren begann sie, für diese Sportart verhältnismäßig spät, ihre Laufbahn als Turnerin über ein Sozialprojekt in ihrer Heimatstadt. Hierbei wurde sie von der bekannten brasilianischen Trainerin und Koordinatorin Georgette Vidor entdeckt und fortan gefördert. Nachdem sie erstmals von ihrer Mutter zum Training in die Nachbarschaft Campo Grande gebracht wurde, trainierte sie fort an viermal in der Woche, davon zwei Mal in Campo Grande und zwei Mal bei einem anderen Projekt. Durch die nach einem schweren Busunfall im Jahre 1997 im Rollstuhl sitzende Georgette Vidor wurde sie auch an deren Stammverein Flamengo Rio de Janeiro herangebracht, der in weiterer Folge auch Flávia Saraivas Stammverein wurde. Zu Beginn wurde sie von Heine Milani, einer brasilianischen Turnerin, die Ende der 1990er und Anfang der 2000er einige Titel gewann,[3] trainiert und nahm bald darauf bereits an ihrem ersten Wettkampf teil, bei dem sie jedoch nicht überzeugen konnte. Nachdem ihrer Leistungen immer besser wurden, brachte Heine Milani sie in ein Fitnessstudio (Academia Bodytech), wo sie in einer Gruppe von Altair Prado und dessen Assistent Renan Coelho trainiert wurde. Bereits in dieser Zeit erhielt die zierliche Turnerin den Beinamen Flavinha, was soviel bedeutet wie kleine Flávia. Von Beginn an fiel sie auch durch ihr Charisma auf, was sich durch ihre bisherige Karriere zog. Georgette Vidor verglich sie unter anderem mit der ehemaligen Turnerin Daiane dos Santos, an deren Entdeckung sie ebenfalls beteiligt war, und die sie als Explosion an Charisma beschreibt. Nachdem ihre Familie von Anfang an viel für die Laufbahn ihrer Tochter aufgeben musste, erhielt das Sozialprojekt im Jahre 2012 ein Sponsoring von SESI, das eng mit der Institution SENAI verbunden ist. Mit dem Geld aus dem Sponsoring sollte eine vielversprechende Gruppe in der Gemeinde Três Rios entstehen. Vidor lud Saraiva, unter der Bedingung ins weit über 100 Kilometer nördliche Três Rios zu ziehen und ihr Training zu intensivieren, in die unter dem Namen Qualivida auftretende Gruppe ein.

2012 und 2013

Nach ihrem Umzug nach Três Rios wurde sie fort an vom ehemaligen Turner Alexandre Carvalho (Langname: Alexandre da Cunha Carvalho; oftmals auch Alexandre Cunha), der vor allem als Trampolinturner im Einsatz war, zweimal täglich trainiert. Der ehemalige Trampolinturner stellte eine Gruppe aus Mädchen aus dem Bundesstaat Mato Grosso do Sul zusammen und holte unter anderem auch Flávia Saraiva, die in diesem Jahr einen ordentlichen Sprung in Richtung Nationalkader gemacht hatte, in diese Gruppe. In diesem Jahr gewann sie ersten Wettbewerbe am Schwebebalken und konnte auch beim Bodenturnen überzeugen. Im Jahr 2013 engagierte das Comitê Olímpico Brasileiro, das Olympiakomitee Brasiliens, den bisherigen Cheftrainer der russischen Turnerinnen, Alexander Alexandrow, als Trainer, sowie die Weißrussen Margarita Vatkina und Vladimir Vatkin als Co-Trainer für die brasilianischen Turnerinnen.[4] Unter der Koordinatorin Georgette Vidor und dem russisch-weißrussischen Trainerstab wurde Flávia Saraiva 2013 erstmals bei internationalen Wettbewerben im brasilianischen Nationalkader eingesetzt. Noch kurz davor nahm sie im Februar 2013 an ihrer ersten internationalen Veranstaltung, dem Houston National Invitational in Houston, Texas, teil,[5] wo sie den zehnten Platz im Mehrkampf belegte. Im November und Dezember des gleichen Jahres nahm sie an der Gymnasiade im eigenen Land teil, wo sie im Ginásio Nilson Nelson Goldmedaillen im Bodenturnen und auf dem Schwebebalken, sowie eine Silbermedaille im Mannschaftsmehrkampf gewann und auf dem Stufenbarren den sechsten Rang belegte.

2014

In die Wettkampfsaison 2014 startete sie mit einer Teilnahme am WOGA Classic im Februar 2014 im US-Bundesstaat Texas. Dabei belegte sie den ersten Platz am Schwebebalken, den zweiten Platz im Mannschaftsmehrkampf und den fünften Platz im Einzelmehrkampf. Daraufhin nahm sie im März 2014 an den Panamerikanischen Juniorenmeisterschaften, dem Qualifikationsturnier für die Olympischen Jugendspiele, teil. Hierbei erzielte sie herausragende Leistungen und gewann Goldmedaillen im Mehrkampf und beim Bodenturnen, eine Silbermedaille im Mannschaftsmehrkampf und zwei Bronzemedaillen am Barren und am Balken. Im August des gleichen Jahres wurde sie brasilianischer Juniorenmeister und fügte eine Bronzemedaille am Balken ihrer bisherigen Medaillensammlung hinzu. Nachdem sie anfangs erst gar nicht für die Olympischen Jugend-Sommerspiele 2014 in Nanjing, China, vorgesehen war, ersetzte sie ihre verletzte Teamkollegin Rebeca Andrade und nahm für diese an den Olympischen Sommerspielen teil. Dort konnte sie sich für die Finali im Mehrkampf, dem Schwebebalken und dem Bodenturnen qualifizieren und gewann daraufhin Medaillen in allen drei dieser Bewerbe. Neben einer Goldmedaille am Boden, die sie mit 0,033 Punkten Vorsprung auf die Russin Seda Gurgenowna Tutchaljan gewann, sicherte sie sich auch eine Silbermedaille am Balken (mit 0,633 Punkten Rückstand auf die Chinesin Wang Yan) und eine Silbermedaille im Mehrkampf, abermals hinter der Russin Seda Gurgenowna Tutchaljan.[6] In diesem Jahr wurde sie nach einer Fanwahl mit dem Prêmio Brasil Olímpico, der höchsten Anerkennung, die ein brasilianischer Athlet auf nationaler Ebene erreichen kann, ausgezeichnet.[7]

2015

Nach den Erfolgen im Jahr 2014 nahm sie im darauffolgenden Jahr am FIG World Challenge Cup in São Paulo, einem von sieben Weltcup-Bewerben des Jahres 2015, teil. Beim Anfang Mai 2015 ausgetragenen Wettkampf belegte sie Platz 1 am Boden und hinter der Chinesin Shang Chunsong Platz 2 am Schwebebalken. In weiterer Folge nahm sie im Juli 2015 an den Panamerikanischen Spielen 2015 in Toronto teil und gewann hierbei Bronzemedaillen im Einzel- und im Mannschaftsmehrkampf.[8] Während sie im Einzel hinter der US-Amerikanerin Madison Desch (Zweite) und der Kanadierin Ellie Black (Erste) den dritten Platz belegte, gab es im Mannschaftsmehrkampf, wo die Vereinigten Staaten vor Kanada und Brasilien rangierten, leicht vertauschte Rollen. Nachdem sich Flávia Saraiva auf dem ersten Platz rangierend für das Finale am Schwebebalken qualifiziert hatte, kam sie in diesem lediglich auf den fünften Platz und ließ dabei sogar ihre Landsmännin Julie Sinmon auf dem vierten Platz vor sich. Ähnlich erging es ihr in ihrer zweiten Paradedisziplin, dem Bodenturnen, als sie, nach einem dritten Platz in der Qualifikation, nur den sechsten Platz erreichte. Am Stufenbarren scheiterte sie nur knapp als Neunte in der Qualifikation, wobei sich die Achtplatzierte noch für das Finale qualifizierte.

2016

Flávia Saraiva am Schwebebalken…
Datei:Flávia Saraiva nos Jogos Olímpicos Rio 2016 00715082016.jpg
…bei den Olympischen Sommerspielen 2016

Im Jahr 2016 konnte Flávia Saraiva gleich mehrmals auf sich aufmerksam machen. Nachdem sie sich problemlos als Erstplatzierte für das Finale im Bodenturnen beim Weltcup in Baku qualifiziert hatte, schaffte sie auch eine problemlose Qualifikation als Erste am Schwebebalken und Zweite am Stufenbarren.[9] Bei den nachfolgenden Finali erreichte sie die Goldmedaille am Boden, sowie am Schwebebalken und wurde Dritte und dementsprechend Bronzemedaillengewinnerin am Stufenbarren.[9] Auch bei anderen Weltcup-Auftritten in diesem Jahr konnte sie zumeist überzeugen und weitere Medaillen einfahren, darunter zwei Goldmedaillen (Schwebebalken und Boden) beim Weltcup in Anadia. Beim im April 2016 stattfindenden Gymnastics Olympic Test Event 2016, auch Aquece Rio 2016 genannt, das mitunter als Qualifikationsturnier für die anschließenden Olympischen Sommerspiele in Rio galt, konnte Flávia Saraiva deutlich überzeugen und gewann, neben einer Silbermedaille am Balken und einer Goldmedaille am Boden, auch noch Silber im Einzelmehrkampf und Gold im Mannschaftsmehrkampf. Nach dieser problemlosen Qualifikation repräsentierte sie im August 2016 ihr Heimatland bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in ihrer Heimatstadt, wo sie mit einer Körpergröße von 1,33 m und einem Gewicht von 31 kg die kleinste und leichteste Athletin war.[1] Bei diesen Olympischen Spielen war sie jedoch nicht die einzige Athletin unter 1,40 m, die französische Turnerin Oréane Lechenault war zu diesem Zeitpunkt lediglich einen Zentimeter größer, die englische Turnerin Claudia Fragapane drei Zentimeter.[1] Bei den Olympischen Spielen schaffte sie nur am Schwebebalken den Einzug ins Finale, wo sie schließlich auf dem fünften Platz ausschied. In der Qualifikation zum Einzelmehrkampf belegte sie Rang 17 von 24 und rangierte mit Brasilien im Mannschaftsmehrkampf lediglich auf dem achten und damit letzten Platz des Finales.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Größen, Gewichts und Altersvergleich bei den Olympischen Sommerspielen 2016 auf bbc.com (englisch), abgerufen am 11. August 2016
  2. A expectativa do pódio (portugiesisch), abgerufen am 19. August 2016
  3. Heine Milani auf georgettevidor.com.br (portugiesisch), abgerufen am 19. August 2016
  4. Brazilian Olympic Committee hires Alexandre Alexandrov as coach of Brazil s women s national Gymnastics Team (englisch), abgerufen am 19. August 2016
  5. Flavia Lopes Saraiva - Brazil - 2013 HNI (englisch), abgerufen am 19. August 2016
  6. Ginasta Flávia Saraiva fatura medalhas de ouro e prata nos Jogos da Juventude (portugiesisch), abgerufen am 19. August 2016
  7. Concorrendo ao Prêmio Brasil Olímpico, Flávia Saraiva é destaque no Esporte Espetacular (portugiesisch), abgerufen am 19. August 2016
  8. Aos 15 anos e debutante em Pan, Flavia Saraiva é bronze (portugiesisch), abgerufen am 22. August 2016
  9. a b 2016 Baku Challenge Cup Results (englisch), abgerufen am 19. August 2016