Franz Thiele

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Franz Thiele (1868–1945)

Franz Thiele (* 9. März 1868 in Friedland in Böhmen, Österreich-Ungarn; † 23. Mai 1945 in Prag) war ein deutsch-böhmischer Maler in Wien und Prag sowie ein Hochschullehrer in Prag. Er war vorwiegend als Historienmaler, Landschaftsmaler, Genremaler und Tiermaler sowie als Porträtmaler tätig, trat aber auch als Bildhauer in Erscheinung.[1][2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Thiele besuchte 1883 zunächst die Kunstgewerbeschule Wien und studierte von 1884 bis 1892 Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien bei August Eisenmenger, Franz Rumpler und Christian Griepenkerl. Sein Studium wurde ihm durch die Unterstützung von der Familie des Grafen Clam-Gallas ermöglicht.

Im Jahr 1892 erhielt er den Rompreis und verbrachte ein Jahr in Italien. Danach besuchte er Spanien, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland. 1902 wurde er zum außerordentlichen, 1905 zum ordentlichen Professor an der Akademie der Bildenden Künste Prag berufen. Er war von 1896 bis 1900 Mitglied in der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und Gründungsmitglied des Hagenbunds in Wien, dem er von 1900 bis 1912 angehörte.[3] Vor 1914 beteiligte er sich an den Ausstellungen des Vereins „Deutschböhmischer Künstlerbund“. Von 1916 bis 1917 diente er als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und war an vielen Fronten als Kriegsmaler tätig.

Im Februar 1909 heiratete er in der Kirche Maria vom Siege auf der Prager Kleinseite die Frau Maria Stara, geb. Bouchalová. Trauzeuge war der akademische Maler und Berufskollege an der Akademie August Brömse (1873–1925). Seine zweite Hochzeit war im Dezember 1927, als er seine Schülerin, die Malerin Inge geb. Peschke (1903–1993) heiratete.[4] Im Jahr 1934 fand eine Gemeinschaftsausstellung von Arbeiten Franz Thieles und seiner „jungen Frau“ in Prag statt. An der Prager Akademie leitete Franz Thiele die sogenannte Deutsche Malschule und trat 1938/39 in den Ruhestand. Seine Schüler waren u. a. Alois Wierer (1878–1945), Wenzel Hablik (1881–1934), Emil Filla (1882–1953), Willi Nowak (1886–1977), Karl Wagner (1887–1966), Hans Thuma (1889–1968) und Anton Bruder (1898–1983). Er war auch Mitglied des Metznerbundes.

Nach der Annexion Tschechiens 1938 schuf er ein Propagandabild mit der Darstellung Hitlers vor einer jubelnden Menge. Thiele war 1939, 1940 und 1941 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München mit Gemälden und Plastiken vertreten. Darunter waren Bilder mit Kriegsmotiven, die er im Ersten Weltkrieg geschaffen hatte. Hitler erwarb 1939 und 1940 fünf Bilder und Joseph Goebbels 1939 das Ölgemälde Helena.[5]

Nach dem Krieg kam Thiele in ein Internierungslager, wo er im Mai 1945 starb und in der Nähe von Prag in einem Massengrab beigesetzt wurde.[6]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Thiele: Wasserfall
Franz Thiele: Süditalienische Familie
  • Junger Römer (1892)[13]
  • Palio in Sienna (1894)[13]
  • Tempelruine (1896)[13]
  • Castle Gandolfo (1896)[13]
  • Frau mit Kind[13]
  • Süditalienische Familie[13]
  • Wasserfall[13]
  • Sommertag[13]
  • Ungleiches Paar[14]
  • Olivenhain[14]
  • Tal der Wittig bei Friedland[15]
  • Olivenhain in Anticoli (1894)[16]
  • Helena (1939)[17]
  • Kornernte in der Sabina (1890), Nationalgalerie Prag[18]
  • Badende Kinder (1903), Galerie der Hauptstadt Prag[18]
  • Adam und Eva (vor 1929, verschollen)[18]
  • Die Gattin des Künstlers: Inge Thiele-Peschka (1934)[18]
  • Selbstbildnis (um 1900), Městské muzeum Frýdlant[19]
  • Dame im Grünen (vor 1903), Nationalgalerie Prag[19]
  • Wasserfall[19]
  • Gedanken (vor 1915)[19]
  • Familie, Městské muzeum Frýdlant[19]
  • Schloss Friedland (1930)[19]
  • Porträt August Brömse (vor 1925)
  • Porträt Karl Krattner (vor 1926)
  • Der Bundeswehrmann (1914)[19][20]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franz Thiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Thiele (tschech.) (abgerufen am 22. August 2023)
  2. RGČR – Franz Thiele (Archivkopie) (tschech.) (abgerufen am 22. August 2023)
  3. Hagenbund im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  4. Inge Thiele Peschka (tschech.) (abgerufen am 22. August 2023)
  5. Helena - Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 7. November 2021.
  6. Vivomondo - Inge Thiele (abgerufen am 22. August 2023)
  7. Preiszuerkennung. In: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 19. Juli 1886, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  8. Preiszuerkennung. In: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 22. Juli 1889, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  9. Preiszuerkennung. In: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 25. Juli 1892, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  10. Allerhöchste Auszeichnungen anläßlich der letzten Reise Sr. Majestät des Kaisers nach Böhmen.. In: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 21. November 1906, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  11. Die Auszeichnungen für die Deutschböhmische Ausstellung (Reichenberg). In: Prager Tagblatt, 21. November 1906, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  12. Titelverleihung. In: Pilsner Tagblatt / Pilsner Tagblatt. Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung. Pilsner Tagblatt, 29. Mai 1918, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pit
  13. a b c d e f g h Artnet - Franz Thiele (abgerufen am 22. August 2023)
  14. a b Mutualart - Franz Thiele (abgerufen am 22. August 2023)
  15. Artprice - Franz Thiele (abgerufen am 22. August 2023)
  16. Kunstbeziehung - Franz Thiele (abgerufen am 22. August 2023)
  17. GDK-Research: Helena (abgerufen am 22. August 2023)
  18. a b c d Anna Habánová: Mladí lvi v kleci - Umělecké skupiny německy hovořících výtvarníků z Čech, Moravy a Slezska v meziválečném období (Junge Löwen im Käfig - Künstlergruppen deutschsprachiger Künstler aus Böhmen, Mähren und Schlesien in der Zwischenkriegszeit). Arbor Vitae Řevnice, Regionalgalerie Liberec, 2013, S. 221, 242 und 369
  19. a b c d e f g Anna Habánová: Dějiny uměleckého spolku Metznerbund v Čechách 1920–1945 (Geschichte des Kunstvereins Metznerbund in Böhmen 1920–1945), Technische Universität Liberec (TUL), 2017
  20. Kriegswahrzeichen (Postkarte) (abgerufen am 22. August 2023)