Gallinago kakuki

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gallinago kakuki
Zeitliches Auftreten
Jungpleistozän bis Holozän
Fundorte
  • Sawmilk Sink, Abaco, Bahamas
  • Little Exuma, Great Bahama Bank, Bahamas
  • Banana Hole, New Providence, Bahamas
  • Hanging Garden Pit, Long Island, Bahamas
  • Indian Cave, Middle Caicos, Caicos-Inseln
  • Patton’s Cave, Spot Bay Cave, Cayman Brac, Cayman Islands
  • Cueva El Abrón, Provinz Pinar del Río, Cueva del Salón, Cueva de Humboldt, Provinz Sancti Spíritus, Kuba
Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Gattung: Bekassinen (Gallinago)
Art: Gallinago kakuki
Wissenschaftlicher Name
Gallinago kakuki
Steadman & Takano, 2016

Gallinago kakuki (engl.: West Indian Snipe[1]) ist eine ausgestorbene Bekassinenart, die auf den Westindischen Inseln vorkam. Das Artepitheton ehrt Brian Kakuk, einen Höhlentaucher von den Bahamas, der Pionierarbeit bei der Entdeckung von Fossilien in den Blue Holes leistete.

Entdeckungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 1937 fand Alexander Wetmore auf Little Exuma in den Bahamas drei Knochen dieser Art, die er jedoch der Wilsonbekassine (Gallinago delicata) zuordnete.[2] Gleichzeitig bemerkte er, dass es sich auch um eine ausgestorbene unbeschriebene große Art handeln könnte. Den Holotypus sammelte der Ornithologe Joshua C. Dickinson, Jr. (1916–2009), ehemaliger Direktor des Florida State Museum (heute Florida Museum of Natural History), während einer Expedition auf New Providence, Bahamas, zwischen 1958 und 1960. 1977 identifizierte Gary S. Morgan auf Cayman Brac in den Cayman Islands weiteres Knochenmaterial.[3] 1982 fanden Storrs L. Olson und William Hilgartner neues Material auf New Providence.[4] Im Jahr 2004 beschrieb William Suárez vier Knochen von Kuba, die von ihm selbst im Jahr 2000 in der Cueva El Abrón bei Los Palacios in der Provinz Pinar del Río, von Oscar Arredondo im Jahr 1974 in der Cueva del Salón, Cayo Palma, in der Provinz Sancti Spíritus sowie 1997 von Stephen Díaz-Franco und Libán Fernández in der Cueva de Humboldt gesammelt wurden.[1][5] 2016 erfolgte durch David W. Steadman und Oona M. Takano die wissenschaftliche Erstbeschreibung.[6]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der als Holotypus klassifizierte Knochen ist ein rechter Humerus aus der Banana Hole auf New Providence. Weiteres Material umfasst dreizehn Oberarmknochen, drei Coracoids, vier Ulnae, drei Carpometacarpi, eine Phalanx, eine Phalanges mediae, einen Tibiotarsus, fünf Tarsometatarsi, ein Brustbein und zwei Oberschenkelknochen.

Gallinago kakuki war eine relativ große Bekassine. Sie war größer als die Paraguaybekassine (Gallinago paraguaiae), die Wilsonbekassine (Gallinago delicata), die Bekassine (Gallinago gallinago) und die Spießbekassine (Gallinago stenura), jedoch kleiner oder gleich groß wie die Doppelschnepfe (Gallinago media) und die Japanbekassine (Gallinago hardwickii).

Diese Art war flugfähig, obwohl aufgrund ihres relativ kurzen Carpometacarpus die Handschwingen wahrscheinlich kurz waren.

Aussterben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Pleistozäns waren die Hochlandlebensräume auf den westindischen Inseln möglicherweise besser für Waldschnepfen und Bekassinen geeignet als für andere Schnepfenvögel. Das Aussterben der Art ist wahrscheinlich auf das Überfluten der Westindischen Inseln nach der letzten Kaltzeit zurückzuführen. In der Übergangsphase zwischen Jungpleistozän und Holozän kam es zu einer Transgression, wobei der Meeresspiegel bei den Bahamas aufgrund des Schmelzwassers von 100 Meter unterhalb der heutigen Meeresspiegelhöhe auf 27 bis 35 Meter unterhalb des heutigen Meeresspiegelniveaus anstieg. Zu der Zeit waren die Bahamas eine „Superinsel“ mit einer Fläche von ungefähr 14.550 km². Da für keine der Fundstellen auf den Bahamas eine adäquate Radiokohlenstoff- oder Meeresspiegelchronologie vorliegt, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, ob die Fossilien aus dem Jungpleistozän, dem Holozän oder aus beiden Epochen stammen. Daher bezeichneten Steadman und Takano im Jahr 2016 den Aussterbezeitpunkt als Spätquartär.[6] In einer jüngeren Studie aus dem Jahr 2020 vermutet Steadman, dass die Art bis ins frühe Holozän überlebt haben könnte, was er mit assoziierten Schichten von anderen Fossilien in Verbindung bringt.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b William Suárez: Catalogue of Cuban fossil and subfossil birds. In: British Ornithologists’ Club (Hrsg.): Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 142, Nr. 1, 11. März 2022, ISSN 0007-1595, S. 10–74, doi:10.25226/bboc.v142i1.2022.a10.
  2. Alexander Wetmore: Bird remains from caves on Great Exuma Island in the Bahamas. In: Bulletin of the Museum of Comparative Zoology, 80, 1937, S. 427–441
  3. G. S. Morgan: Late Quaternary fossil vertebrates from the Cayman Islands. In: The Cayman Islands. Band 71. Springer Netherlands, Dordrecht 1994, ISBN 978-94-010-4391-5, S. 465–508, doi:10.1007/978-94-011-0904-8_22.
  4. Storrs L. Olson, W. Hilgartner: Fossil and subfossil birds from the Bahamas. Smithsonian Contributions to Paleobiology 48, 1982, S. 22–56. (Online)
  5. W. Suárez: The enigmatic snipe Capella sp. (Aves: Scolopacidae) in the fossil record of Cuba. In: Caribbean Journal of Science, 40, 2004, S. 155–157.
  6. a b David W. Steadman, Oona M. Takano: A new extinct species of Snipe (Aves: Scolopacidae: Gallinago) from the West Indies. In: Zootaxa. Band 4109, Nr. 3, 9. Mai 2016, ISSN 1175-5334, S. 345–358, doi:10.11646/zootaxa.4109.3.5.
  7. David W. Steadman, Janet Franklin: Bird populations and species lost to Late Quaternary environmental change and human impact in the Bahamas. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 117, Nr. 43, 27. Oktober 2020, ISSN 0027-8424, S. 26833–26841, doi:10.1073/pnas.2013368117, PMID 33020311, PMC 7604420 (freier Volltext) – (pnas.org [abgerufen am 17. März 2022]).