Gasthaus zur Krone (Hilden)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. August 2016 um 14:14 Uhr durch NordNordWest (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hotel-Restaurant „Zur Krone“ mit Faunagarten, Hilden (Anzeige von 1906)

Das Gasthaus „Zur Krone“ in Hilden auf der Mittelstraße 17 im Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen war vom siebzehnten Jahrhundert bis 1959 ein historisches Gasthaus.

Historie vor der Erhebung Hildens zur Stadt

Die Katholische Gemeinde in Hilden musste entsprechend den Bestimmungen des Westfälischen Friedens (1648) die damalige St.-Jacobus-Kirche, die heutige Reformationskirche 1650 räumen. Der katholische Pastor Franz Lutger Gerretz mietete 1680 für die katholische Gemeinde das Haus der Wirtschaft „Ulrichskuhle“ an. Nach Einzug der katholischen Gemeinde stand die Ulrichskuhle als Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung. Die Ulrichskuhle lag Ecke Mittelstraße/Hochdahler Straße (1900 wurde das Kirchenhaus abgerissen und dafür wurde der Reichshof gebaut. Dieser wurde 2014 abgerissen und bis Ende 2015 wird dort der Jacobushof mit dem katholischen Gemeindezentrum gebaut).
Gegenüber der heutigen St.-Jacobus-Kirche errichtete Ende des siebzehnten Jahrhunderts Christian Kemperdick das Gasthaus „Die Neue Kuhle“, die spätere „Zur Krone“ als Fachwerkhaus im alt-bergischen Stil auf der Mittelstraße 17.[1]

Das Gasthaus „Zur Krone“ lag an der alten Kölnischen Handelsstraße „Strata Coloniensis“.[2] An der Gabelung entstand ein neues Ortszentrum.

Aufgrund der günstigen Verkehrslage eröffnete 1825 die erste Poststelle in dem Gasthaus „Zur Krone“. Die vierspännigen Postkutschen verkehrten zweimal am Tag von Düsseldorf-Oberbilk über Benrath nach Solingen-Wald und machten vor der Krone Station. Sie bedienten sowohl den Paketdienst als auch den Personenfahrdienst. Reparaturen konnten in der Schmiede An der Gabelung/ Ecke Walder Straße vor Ort durchgeführt werden. Das Haus Walder Straße 1 steht heute unter Denkmalschutz.[3] Adolf Bausenhaus übernahm bis 1857 die Doppelfunktion als Wirt und Postexpediteur. Die Posthalterei trennte sich 1857 vom Wirtshaus.[4]

Das Gasthaus „Zur Krone“ wurde Hotel und Herberge für die Reisenden der Poststation.

Der Gebäudekomplex umfasste: Das Fachwerkhaus auf der Mittelstraße (erbaut vor 1700) mit Restaurant und Speisesaal im Erdgeschoss. Im Obergeschoss waren die Fremdenzimmer des Hotels. Im Dachgeschoss wohnte das weibliche Personal. Dort war auch ein Holzzuber von dem aus die Zapfstellen des Hotels mit Wasser versorgt wurden. Der Wasserbehälter (ca. 3000 kg voll) wurde von einer Zwillingskolbenpumpe mit Wasser gespeist. Sie wurden von einem Göpel mit einem im Kreis laufenden Pferd im Hof angetrieben.

Senkrecht zum Fachwerkhaus war im östlichen Bereich das Langhaus mit Küche und Saal im Erdgeschoss. Im Obergeschoss waren die Gesellschaftsräume. Senkrecht zum Fachwerkhaus waren im westlichen Bereich die 1825 erbauten Remise und dahinter die Ställe der Posthalterei. Direkt daneben waren die Postabfertigung und die Unterkunft des männlichen Personals u. a. für bis vierzehn Postillione.[1]

Die „Gesellschaft Erholung“ gründete sich 1845 und betrieb im Saal des Gasthauses „Zur Krone“ Kasinoräume mit Billard. Der Club stand nur den größten Steuerzahlern, den Fabrikanten, den Offizieren und den Akademikern offen Beamte, außer dem Bürgermeister, hatten keinen Zutritt.[1]

In der Krone wurde Bremme-Bräu ausgeschenkt. Das Gasthaus „Zur Krone“ hatte eine sogenannte Bleikammer, das heißt einen Raum ohne Fenster in dem man auch noch nach 23 Uhr, der Sperrstunde, bechern konnte, ohne vom Nachtwächter gesehen zu werden.[5]
Im Oktober 1846 ernannte die Bezirksregierung den damals 27-jährigen Hermann Clemens zum Hildener Bürgermeister. Von 1846 bis zur Einweihung des Rathauses 1900 war in der Gastwirtschaft „Krone“ der Amtssitz der Bürgermeister. Der Rat tagte im Saal, in den Kasinoräumen.

Antrag auf Erhebung des Dorfes Hilden in den dritten Stand beim preußischen König Wilhelm I.

In dem Gasthaus „Zur Krone“ verfasste 1861 Albert Koennecke (Bürgermeister 1851–1865) den Antrag zur Stadterhebung. Er stellte beim preußischen König Wilhelm I den Antrag, in den dritten Stand bei der Provinzialvertretung, erhoben zu werden. Das bedeutet, dass Hilden Stadtrechte erhielt.[6]

Die Einwohnerzahl ist stark angestiegen auf 4510. Es gibt viele geschmackvolle Häuser sowie mehrere elegante Häuser. Es gibt zweimal Postverbindungen nach Benrath und nach Solingen. Es existieren 13 Fabriken und Großgeschäfte darunter ein Schokoladengeschäft. Sie beschäftigen 1000 Arbeiter. Es gibt über 111 Handwerker, 95 selbständige Gewerbetreibende, über 60 Kleinhändler und 7 Versicherungsvertreter. Der Ort hat zwei Kirchen, acht Bildungsanstalten. Es gibt 5 Schulen eine Apotheke (Adler) und 2 Ärzte. Wir sind ganz stolz auf die Sparkasse. Es gibt in Hilden 27 Wirte, ein Brauer und vier Brantwein-Brenner. Es gibt in Hilden 6 Straßen: Mittelstraße mit Marktplatz, Gabelung mit Elberfelderstraße, Heiligenstraße, Schulstraße, Klotzstraße, Schwanenstraße. Zwei jährliche Jahrmärkte und ein wöchentlicher Gemüsemarkt ohne Erhebung von Standgebühren werden gut besucht. Der Ort Hilden hat viele geschmackvolle und mehrere elegante Häuser, er ist völlig angebaut und freie unbebaute Flächen sind nicht mehr vorhanden.

Historie nach der Erhebung Hildens zur Stadt

Am 1. Dezember 1864 wurden in dem Gasthaus „Zur Krone“ der Gesellschaftsvertrag und die Statuten der "Hildener Gasanstalt" vor dem Benrather Notar Paniel abgeschlossen.[7][8]

1869 wurde auf der Rückseite des Gasthauses „Zur Krone“ ein parkähnlicher Garten angelegt. Er erstreckte sich von der heutigen Straße „Am Kronengarten“ bis zur „Kolpingstraße“(früher Gasstraße). Die Ratsherren bereiteten beim Spaziergang im Kronengarten die Ratsbeschlüsse vor.

Die Gäste saßen in der Veranda, die im westlichen Teil des Kronengartens 1850 zusammen mit dem anschließenden Musikpavillon erbaut wurde. Jeden Sonntag spielten im Sommer im Musikpavillon abwechselnd die Militärkapellen der Garnisonen Düsseldorf und Köln.[1]

Im Kronengarten gab es einen Biergarten und Spielgeräte für die Kinder. Das erste Fahrrad (Velociped) wurde 1869 vorgeführt. Im Kronengarten wurden Volksfeste, Bälle und Tanzveranstaltungen gefeiert. Dazu spielten Kapellen im Freien und Wanderbühnen veranstalteten Aufführungen.[9] Der Nachfolger von Bausenhaus als Wirt war ab 1873 August Gressard (1845–1926). August Gressard war ein Vetter des Seidenfabrikanten und Ehrenbürgers Fritz Gressard[1]

August Gressard machte den Kronengarten weit über die Stadtgrenzen hinweg bekannt. Bevor er nach Hilden kam, hatte er in Pommern fundierte Kenntnisse in Sachen Hühnerzucht erworben und brachte zum Erstaunen seiner Gäste bald zahlreiche seltene Vogelarten in den Volieren im östlichen Teil des Fauna-Gartens unter, wie Pfauen, Fasane in Silber und Gold, Perlhühner, Zwerghühner und Bergische Kräher. Das brachte ihm den Spitznamen „Hühner-August“ ein. Er befasste sich neben seiner Tätigkeit als Wirt und Hotelier weiter ernsthaft mit der Geflügelzucht, war lange Zeit auf Geflügelausstellungen in ganz Deutschland als Schiedsrichter und Ehrenschiedsrichter tätig und an der Gründung mehrerer Geflügelzuchtvereine beteiligt. Am 7. März 1881 beteiligte sich Gressard anlässlich 6. Geflügelkongresses in Elberfeld an der Gründung des „Club deutscher und österreichisch-ungarischer Geflügelzüchter“. 1883 folgte der Düsseldorfer Geflügelzüchterverein, 1885 der Rassegeflügelverein „Fauna Hilden“. Von einem Kongress beim Ornithologischen Verein in Wien brachte Gressard vermutlich den Watschenmann mit, den er zur Belustigung seiner Gäste in seinem Gasthaus aufstellte. An der mannshohen Puppe mit Lederkopf konnte man durch Watschen (Ohrfeigen) seine Aggressionen auslassen. Um 1896 gab Gressard die Krone als florierendes Unternehmen an seinen Nachfolger Johann Peter Jansen ab und zog sich in seine neu erbaute „Villa Fauna“, Ecke Kirchhofstraße/Hagekreuzstraße zurück.[2][9]

1879 erhielt Hilden eine Außenstelle des Amtsgerichts Gerresheim. Es tagte in dem Gasthaus „Zur Krone“.[2]

Die Mittelstraße wurde 1888 vor dem Gasthaus „Zur Krone“ gepflastert. Bis dahin war die Straße schlammig und mit Spurrillen durchzogen. Im Jahre 1898 wurde mit der Verlegung der Schienen der Straßenbahn von Benrath bis Hilden begonnen. Die erste in Meterspur ausgeführte Strecke endete vor dem Gasthaus „Zur Krone“. Die erste Bahn von Benrath nach Hilden fuhr am 12. Dezember 1898. Im folgenden Jahr 1899 wurden die Strecken nach Ohligs und Vohwinkel weiter ausgebaut und eröffnet.[10][11]

Am 5. Juni 1919 eröffnete im Gasthaus zur Krone das Kino „Moderne Lichtspiele“. Es wurde 1926 in „Central Theater“ umbenannt und 1932 von Karl Bernatzky als „Hildener Volkstheater“ weiterbetrieben.[12] Die Kasinoräume der „Gesellschaft Erholung“ wurden 1934 geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte 1945 die englische Besatzungsbehörde das Lokal. Die Engländer der St. David’s Barracks (heute Waldkaserne) benutzten die „Krone“ als Verwaltungsort und betrieben das Lokal "Crossed Keys" bis zum Mai 1957. Das Gasthaus „Zur Krone“ wurde am 27. Februar 1959 abgerissen.[4][13][14]

Historie der Mittelstraße 17 nach Abriss des Gasthauses „Zur Krone“

1960 wurde auf der Mittelstraße 17 das Kaufhaus „Central“ gebaut. Dem folgten später die Warenhäuser Karstadt (1972), Hertie (2007), City-Kaufhaus (2010) und schließlich Gooran-Wohnoutlet (2011). Der Drogeriemarkt Müller zieht nach Sanierung des Hauses 2015 ein.[15][16]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Bodo Volmer: Hildener Erinnerungen. Stadtwerke Hilden, 1991, S. 22.
  2. a b c Ulrike Unger, Michael Ebert: Dönekes und Heimatkunde, Geschichte und Geschichten aus Hilden. Rheinische Post, Museums- und Heimatverein Hilden e.V., 1998, ISBN 3-9804615-2-1, S. 60.
  3. Denkmalbereich Schmiede, Walder Straße 1
  4. a b Vom Tresen zum Sünderbänkchen
  5. Peter Klein: 65 Jahre Gastwirtegewerbe Hilden, 1884–1949.
  6. Der Preußen König stimmt zu
  7. Beleuchtung, Gasanstalt in Hilden
  8. Thomas Bernhardt, Werner Kimmel, Christina Görtz, Michael de Clerque, Andreas Stephainski, Roland Ermich: Zeitreise 1000 Jahre Leben in Hilden, 150 Jahre Stadtrechte. Göttingen 2011, ISBN 978-3-9812527-9-8.
  9. a b Wolfgang Wennig: Hilden gestern und heute. Stadtarchiv Hilden, 1977, S. 79.
  10. Letzte Straßenbahn
  11. Geschichte der Stadt Düsseldorf
  12. Kino im Gasthaus „Zur Krone“
  13. United kingdom 2nd Infantry Division
  14. Hildener Jahrbuch 1956-59, Verlag Fr. Peters Hilden 1960
  15. Einkehr im Hotel zur Krone
  16. Drogerie Müller kauft Ex-Hertie Haus

Weblinks

Koordinaten: 51° 10′ 8,2″ N, 6° 56′ 18,3″ O