Geierlay

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Geierlay
Geierlay
Geierlay
Hängeseilbrücke Geierlay in ihrer Gesamtlänge von der Seite Mörsdorf aus gesehen
Offizieller Name Hängeseilbrücke Geierlay
Nutzung Fußgängerbrücke
Überführt Rundweg Geierlay Mörsdorf - Sosberg
Unterführt Mörsdorfer Bach
Ort Mörsdorf
Unterhalten durch 10.000 Euro/Jahr (ohne Besucherzentrum)
Konstruktion Seilbrücke
Gesamtlänge 360 m
Breite 0,85 m Lauffläche, 1,40 m Seilgeländer (trapezförmiger Querschnitt)
Längste Stützweite 360 m
Konstruktionshöhe 1,5 m (inkl. Seilgeländer)
Höhe 100 m
Tragfähigkeit 76,5 t
Baukosten 1.140.000 Euro
Baubeginn 26. Mai 2015
Fertigstellung 30. September 2015
Eröffnung 3. Oktober 2015
Planer Hans Pfaffen (Planung, Statik), crestageo ag (Ausführung), beide Chur
Maut keine
Lage
Koordinaten 50° 5′ 24″ N, 7° 20′ 28″ OKoordinaten: 50° 5′ 24″ N, 7° 20′ 28″ O
Höhe über dem Meeresspiegel 321 m ü. NHN
w1

Die Hängeseilbrücke Geierlay (offizieller Name) oder kurz Geierlay ist eine Fußgängerseilbrücke zwischen den Hunsrücker Ortschaften Mörsdorf und Sosberg. Sie überquert das Mörsdorfer Bachtal und gilt mit ihren 360 m Länge als die längste Hängeseilbrücke Deutschlands.

Geschichte

Die Idee einer Hängebrücke entstand 2006 in Mörsdorf anlässlich der Planungen einer Dorferneuerung, wurde aber zunächst als nicht realisierbar verworfen. Drei Bürger der Gemeinde, darunter der spätere Ortsbürgermeister, griffen die Idee 2010 erneut auf und trieben die Entwicklung ehrenamtlich und engagiert voran. Im selben Jahr beschloss der Gemeinderat die Umsetzung. Ende Mai 2015 wurde mit dem Bau begonnen, die Eröffnung fand planmäßig am 3. Oktober 2015 statt.[1][2]

Finanzierung

Das Brückenprojekt hat ein Gesamtvolumen von 1,14 Mio. Euro. Es wurde hauptsächlich durch Gelder aus dem LEADER-Förderprogramm der EU (460.000 €) und dem Land Rheinland-Pfalz (240.000 €) finanziert. Mit 100.000 Euro beteiligten sich umliegende Gemeinden, u. a. Kastellaun. Die verbleibenden Kosten von 350.000 € trägt die Gemeinde Mörsdorf. Die jährlichen Unterhaltskosten liegen bei rund 14.000 €.

Technik

Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 360 m und gehört somit zu den längsten Hängeseilbrücken Europas. Die maximale Höhe über dem Boden beträgt knapp 100 m. Das Eigengewicht liegt bei 62 Tonnen.

Die tragende Konstruktion besteht aus vier unteren, geschlossenen Spiralseilen mit einem Durchmesser von 40 mm sowie zwei oben verlaufenden offenen Spiralseilen, die zusätzlich als Handlauf dienen und 32 mm stark sind. Die Verankerungen der Tragseile wurden je Widerlager mit 6 Dywidag-Ankerstangen von 63 mm Durchmesser realisiert, die bis zu 25 m tief in den Fels einzementiert wurden.

Schräg unterhalb der unteren Lastseile verlaufen zwei parabolisch montierte Windlastseile, die bei einer Vorspannung von 100 kN mit 9 m tiefen Geoflex-Ankern im Fels montiert sind. An diesen Seilen ist die Brücke schräg abwärts abgespannt, wodurch sie seitlich stabilisiert wird, damit sie sich bei starken Winden nicht überschlägt und generell ein gedämpftes Schwingungsverhalten zeigt.

Die Brücke trägt maximal eine Last von 76,5 Tonnen, was in etwa 950 Personen bei einem angenommenen Durchschnittsgewicht von 80 kg entspricht. Die eigentliche Seilbrücke wurde nach Fertigstellung der Widerlager innerhalb von vier Wochen im September 2015 erbaut.

Gehwegbelag Geierlay

Die jeweils vier im Abstand von 10 mm nebeneinandergelegten Holzplanken des Gehwegs (0,85 m Breite, 6 cm Stärke) bestehen aus druckimprägniertem Douglasienholz, das in Deutschland als Bauholz für tragende Konstruktionen zulässig ist, und wurden längs auf den im Abstand von 1,49 m montierten Stahlkonstruktionen verschraubt. Die Stahlkonstruktion wurde aus Stahl S355 gefertigt. Der Abstand der Geländerseile zueinander lässt auf Schulterhöhe einen begehbaren Platz von 1,40 m zu. Daher ist die Brücke ausschließlich für Fußgänger nutzbar, Fahrräder müssen geschoben werden.

Die Planung, Statik und Ausführung der Brücke wurde von Schweizer Firmen aus Chur geleistet.

Touristisches Konzept

Der Name der Brücke ist dem Flurnamen der Gemarkung entnommen, auf der sich die Brücke befindet: Ein Felsabhang mit Namen Geierslay, der diesen Namen vermutlich bekam, weil in der Nähe des Felsens (siehe auch Ley) zahlreiche Greifvögel leben. Das Wort „Geier“, stammend von dem mittelhochdeutschen „gir“ als Substantiv von „gierig“, ist noch heute eine Trivialbezeichnung für eine Reihe verschiedenster Arten von Greifvögeln. Der Name Geierlay (ohne s) wurde in einem öffentlichen Namenswettbewerb ermittelt.

Besucherzentrum
Intensive Nutzung bei gutem Wetter eine Woche nach der Einweihung.

Zu dem Gesamtkonzept der Geierlay gehört ein Besucherzentrum mit großem kostenpflichtigen Parkplatz, auch für Reisebusse. Im Besucherzentrum befindet sich ein Bistro. Die Brücke selbst ist ausschließlich zu Fuß oder mit dem Rad über 1,8 km gut befestigten Weg zu erreichen.

Die Brücke kreuzt den Saar-Hunsrück-Steig zwischen Etappe 19 und Etappe 20 und ist Bestandteil der beiden Geierlay-Rundwege:

  • Die „große“ Geierlayschleife führt auf einem rund 5,5 km langen Rundweg vom Besucherzentrum Mörsdorf über die Hängeseilbrücke und auf einem Teilabschnitt des Saar-Hunsrück-Steigs unter der Hängeseilbrücke hindurch wieder zurück nach Mörsdorf.
  • Die „kleine“ Geierlayschleife mit etwa 3,6 km Länge folgt vom Brückenkopf Mörsdorf der Abkürzung über einen Wiesenweg und durch ein kleines Waldstück wieder zurück zum Besucherzentrum.

Die Machbarkeitsstudie von 2010 geht von bis zu 170.000 Gästen jährlich auf der Brücke und bis zu 50.000 zusätzlichen Übernachtungen aus.[3] Auch wird mit zusätzlichen Einnahmen des örtlichen Tourismus in Höhe von 2,5 Millionen € gerechnet.[4] Kritik kommt vom rheinland-pfälzischen Rechnungshof: Das Ziel einer nachhaltigen Steigerung des Tourismus werde durch die Einrichtung der Hängeseilbrücke nicht erreicht.[5]

Die Brücke kann kostenlos begangen werden und ist ganzjährig geöffnet, außer bei Sturm und Gewitter. In den ersten vier Wochen nach der Eröffnung wurde sie von rund 45.000 Menschen besucht.[6] Am 30. Dezember 2015 wurde offiziell die 100.000-ste Besucherin begrüßt.[7]

Weblinks

Commons: Geierlay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jessica Kuschnik: Längste Hängebrücke hängt im Hunsrück. In: Rheinische Post. Gottfried Arnold, 10. Juni 2015, abgerufen am 9. Oktober 2015.
  2. Hängeseilbrücke fast fertig – Nervenkitzel in 100 Metern Höhe und Video swr.de vom 25. September 2015 (Gudrun Fünter/Online: Andrea Lohmann).
  3. Zahlen zur Brücke.
  4. Chris Kitching: (verkürzt) Fearless holidaymakers are the first to cross Germany's longest rope suspension bridge. In: Daily Mail. 4. Oktober 2015, abgerufen am 4. Oktober 2015 (englisch).
  5. Stellungnahme des rheinland-pfälzischen Rechnungshofes vom 5. August 2015, PDF, 560 kB.
  6. Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Weinbau & Forsten Rheinland-Pfalz vom 22. Oktober 2015.
  7. Freude im Hunsrück: Geierlay-Brücke macht schon die 100.000 voll. Rhein-Zeitung, 2. Januar 2016, abgerufen am 8. April 2016.