Glanum
Koordinaten: 43° 46′ 26″ N, 4° 49′ 57″ O
Glanum war eine römische Stadt in der Provence in Südfrankreich an den nördlichen Hängen der Alpilles-Kette im heutigen Département Bouches-du-Rhône, ca. 20 km südlich der heutigen Stadt Avignon und liegt im Süden von Saint-Rémy-de-Provence an der D5 Richtung Maussane-les-Alpilles und Les Baux-de-Provence.
Geschichte
Die Stadt wurde von den Kelto-Ligurern zunächst noch als oppidum oder Festung auf dem Mont Gaussier gegründet. Spätestens im Laufe des 3. Jahrhunderts v. Chr. errichteten Griechen dort ein Handelszentrum mit Namen Glanum. Ausgehend von Marseille wuchs der griechische Einfluss durch Händler, die die Rhone hinaufzogen. Sie brachten ihr Alphabet mit, in dem der lokale keltische Dialekt geschrieben wurde und ihren Baustil. Eine trapezförmige Agora und ein Theater wurden errichtet. Der Zugang zum Tal wurde mit einem imposanten Tor geschlossen.
Ein Schrein des Keltengottes Glanis, der mit einer Heilquelle in Verbindung gebracht wird, wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Glanum war bereits alt, als es im 1. Jahrhundert v. Chr. römisch wurde. Die Römer übernahmen Schrein und Heiligtum, benannten den Ort nach Glanis und übernahmen ebenfalls eine Dreiheit lokaler Müttergöttinnen, denen sie die Bezeichnung Glanicae gaben. Sie wurden mit den Matronen identifiziert. Die Göttinnen Epona, Merkur und Rosmertha waren dort ebenfalls repräsentiert.
Die griechische Agora machte in zwei Phasen einem römischen Forum Platz. In augusteischer Zeit wurde die Stadt zur Kolonie aufgewertet und viele Monumentalgebäude errichtet, inklusive eines vergrößerten Forums, Thermen, eines Triumphbogens und verschiedenes Tempel (einige waren durch die Generäle Kaiser Augustus, andere durch seinen Schwiegersohn Agrippa errichtet worden). Vermutlich zu dieser Zeit wurde der Glanum-Staudamm, die wohl erste bekannte Bogenstaumauer überhaupt, zur Versorgung der Kolonie errichtet. Auch für eine Kanalisation des Stadtgebiets, das in Regenzeiten unter großen Problemen zu leiden hatte, wurde durch ein Ringsystem unter gepflasterten Marktstraßen gesorgt.
Glanum wurde 260 durch den Alemannensturm zerstört und später aufgegeben; seine Einwohner siedelten einige Kilometer weiter nördlich in der Ebene an der Stelle, die später Saint-Rémy-de-Provence genannt wurde. Aber noch in der mittelalterlichen Peutinger-Karte, die auf römischen Wegkarten beruht, ist Glanum als Glano verzeichnet.
Entdeckungsgeschichte
Glanum wurde erst 1921 ausgegraben und entwickelte sich seitdem zu einer der bedeutendsten römischen Ausgrabungen in Frankreich.
Monumente
Glanum besitzt zwei berühmte antike Monumente vor der Stadt, die französisch Les Antiques genannt werden und als die beiden größten Fragmente und sichtbaren Erinnerungen an die antike Stadt gelten:
Triumphbogen
Der eindrucksvolle Bogen von Glanum (12,50 m lang, 5,50 m breit, 8,60 m hoch) stammt aus dem Ende der Regierungszeit des Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) und macht ihn damit zu einem der ältesten in Gallien. Er zeigt gallische Gefangene, die von den siegreichen Römern in Ketten abgeführt werden. Sein oberer Teil wurde im 18. Jahrhundert in Form eines Giebeldaches umgestaltet und mit Steinplatten abgedeckt, um das Regenwasser abfließen zu lassen und das Bauwerk zu schützen. Dies gab ihm seine etwas merkwürdige Form.
Mausoleum
Neben dem Triumphbogen befindet sich das Mausoleum (18 m hoch), das von Söhnen zum Gedenken an ihre Eltern errichtet wurde. Es wird auf etwa 30 v. Chr. datiert. Die Inschrift kann noch klar bestimmt werden:
Sex | L | M | IVLIEI | C F PARENTIBVS SVEIS |
Sextus, | Lucius und | Marcus | Julius, | Söhne von Gaius ihren Eltern |
Diese Form ist ungewöhnlich. Am Fuß ist ein Piedestal eingraviert mit historischen und mythischen Motiven. Die Darstellungen zeigen die folgenden Szenen:
- Nord: eine Kavallerieschlacht (eines unbekannten Datums und Ortes, möglicherweise mythologisch)
- Ost: Inspiriert durch den mythischen Krieg zwischen den Griechen und den Amazonen zeigt es einen Krieger, der Trophäen seines toten Feindes nimmt.
- Süd: Die Legende von der Jagd nach dem Kalydonischen Eber, ausgeführt durch Meleagros mit Kastor und Pollux auf einem Pferd.
- West: Eine Schlachtszene des Trojanischen Krieges und dem Kampf über den Besitz des Leichnams von Patroklos.
Über dem Piedestal befindet sich ein vierfacher Torbogen, der an einen Triumphbogen erinnert. Dies, der Ort und der Gegenstand der Gravuren hat die Archäologen zu der Vermutung veranlasst, dass er einem bestimmten Soldaten gewidmet sei. Der Kenotaph wird von einer Struktur überwölbt, die sicherlich einen runden Tempel oder Tholos mit Häuser-Statuen derer repräsentiert, denen er gewidmet ist (heute Kopien).