Goldenes Kreuz (Regensburg)

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Kaiserherberge Goldenes Kreuz in Regensburg
Allianzwappen des Hans Thuner und der Ursula Fugger

Das Goldene Kreuz ist eine ehemalige Patrizierburg bzw. ein Geschlechterturm auf dem Haidplatz der Oberpfälzischen Hauptstadt Regensburg in Bayern (Haidplatz 7).

Geschichte

Als älteste Besitzer des östlichen Teils (um 1250 errichtet) des Ensembles werden hier die Weltenburger genannt. Wie eine Wappentafel von 1456 deutlich macht, erwarb der Ratsherr Hermann Zeller das Haus von der Witwe Anna Weltenburger. Auf diesen folgt eine Besitzerreihe bedeutsamer Regensburger Geschlechter, wie die Krafft, die Seidl, die Schwöller, die Schlumberger und die Hauer. Der westliche Teil (errichtet 1521/27) war - nach einer Bronzeinschrift von 1527 auf dem Erker - im Besitz des Hans Thuner und seiner Frau Ursula, geborene Fugger. Das Allianzwappen der beiden (mit Hirsch und Reh) kehrt nochmals an der Fensterbrüstung des zweiten Erkergeschosses wieder.

Im 16. Jahrhundert wurde das Gebäude bereits als Gasthof genutzt, wobei hier Kaiser und Könige, Fürsten und Diplomaten abstiegen. So nahm hier Kaiser Ferdinand I. auf seiner Krönungsreise nach Aachen Quartier. Kaiser Karl V. wählte während der Reichsversammlungen zwischen 1532 und 1541 das Goldene Kreuz als Herberge. Bei seinem letzten Aufenthalt lernte der verwitwete Kaiser seine Altersliebe Barbara Blomberg, Tochter des Regensburger Gürtlers Wolfgang Plumberger und seiner Frau Sibilla, kennen und zeugte mit ihr den unehelich geborenen Sohn Don Juan de Austria. Eine Inschrift auf dem Turm des Goldenen Kreuzes berichtet von diesem damals streng gehüteten Ereignis.

Inschrift in Erinnerung an die Geburt des Don Juan von Österreich am 24. Februar 1547 in Regensburg

1863 übernachtete hier Kaiser Franz Joseph von Österreich. Aufgrund des großen Interesses, das der Kaiser dem Don Juan de Austria entgegenbrachte, ließen die damaligen Hotelbesitzer Karl und Adolf Peters 1865 ein Bild des Helden von Lepanto an der Hausfront anbringen, das der Stadtamhofer Bildhauer Friedrich Preckel verfertigte (als Vorbild diente eine Gedenkmünze von 1571). Der Text stammt von dem Lokalhistoriker Carl Woldemar Neumann und lautet:

„In disem haus von alter Art/ hat offt geruet nach langer fahrt herr Kayser Carl der Fünfft genandt/ In aller Welt gar wohl bekannt, der hat auch hie zue gueter stundt Geküsset einer Jungfraw mundt.

dieselb die hiess bei fern und nah Man nur die schöne Barbara/ Ihr Stamm war bieder, schlicht und recht, Plumberger schrieb sich das Geschlecht/ dem bracht des Kaysers Lieb viel Leid/ doch trost und heyl der Christenhait.

Dann draus erwuchs / dem Vatter gleich Der DON JUAN VON ÖSTERREICH/ Dem bei LEPANTO in der Schlacht/ Vernichtet hat der Türckhen Macht Der HERR vergellts Ihm alle Zeit/ So yetzt wie auch in Ewigkeit.“

Auch König Ludwig I. von Bayern übernachtete sowohl in seiner Zeit als Kronprinz wie auch als König im Goldenen Kreuz. Beispielsweise war er 1842 anlässlich der Eröffnungsfeier der Walhalla hier Gast. Anlässlich der Aufnahme einer Marmorbüste in die Walhalla von König Ludwig I. am 25. August 1890 enthüllte Prinzregent Luitpold ein Stucktondo am Goldenen Kreuz mit einer Reliefbüste König Ludwigs, die von dem damaligen Hotelbesitzer Wilhelm Schrotberger gestiftet worden war.

Reliefbüste König Ludwig I.

Für die Ministerkonferenz von 1865 diente das Goldene Kreuz als Tagungsort. Damals trafen sich hier u. a. König Wilhelm I. von Preußen, der damalige Ministerpräsident von Preußen Otto von Bismarck, König Johann von Sachsen und seine Gemahlin Amalie Auguste von Bayern. König Ludwig II. von Bayern weilte am 10. August 1871 für einige Stunden im Goldenen Kreuz, als er an diesem Tag dem Kaiser Wilhelm I. nach Schwandorf entgegenfuhr. Kaiser Wilhelm I. übernachtete aber im Goldenen Kreuz.

Eine Besonderheit in dem Gebäude war ein „Schwingender Tanzboden“, den die Besitzer Peters 1865 einbauen ließen. Im späten 19. Jahrhundert waren die hier gefeierten sog. „Kreuzbälle“ wesentliche gesellschaftliche Ereignisse. Die neue Ausrichtung der Stadt hin zum Bahnhof und der Maxstraße soll das Ende des Hotels „Zum goldenen Kreuz“ beschleunigt haben. 1898 schloss dieser berühmte Gasthof seine Pforten.

Kreuzsaal im Goldenen Kreuz
Jugendstilmalerei an der Decke des Kreuzsaals

Baulichkeit

Bis 1862 bestand das Gebäude aus einem frühgotischen Turm, einem westlichen Wohnanbau und einem weiteren niedrigen Anbau mit einem Staffelgiebel. Durch den dann vorgenommenen Umbau wurden die früheren Gebäudeteile mit einer einheitlichen Front mit Zinnen versehen. Der Erker wurde bis in das vierte Obergeschoss hochgemauert.

Der siebengeschossige Turm des Goldenen Kreuzes schließt mit einem Zinnenkranz ab. Im 3. und 4. Obergeschoss sind je eine spitzbogige Doppelarkade, Trennungssäule und Kelchkapitell sind von 1250. An der Ostseite befinden sich zwei Schießscharten. Im anschließenden Wohngebäude ist eine spitzbogige Dreierarkade erhalten. Eine dem hl. Leonhard geweihte Kapelle befand sich vermutlich im Erdgeschoss des Turmes. Ein später als Kapelle genutzter Raum wurde 1898 unterteilt und bei Renovierungsmaßnahmen 1933 wieder freigelegt. Er besitzt vier Kreuzjoche, die von einem achtseitigen Mittelpfeiler gestützt werden. Das Gewölbe stammt aus dem 15. Jahrhundert; hier hat Kaiser V. zu Ostern 1541 eine Fußwaschung an zwölf Greisen durchgeführt. Erst 2013 wurde ein schwarzes Holzbrett für 30 Zimmer-Schlüssel an der Türe zum ehemaligen Hauskapelle gefunden, die nach der Reformation offensichtlich zur Rezeption umgebaut wurde.[1]

Im ersten Obergeschoss des Wohntraktes befindet sich der sog. „Kaisersaal“. Die barocke Stuckdecke stammt von 1650, im Mittelfeld ist der Reichsadler zu sehen, in den Eckfeldern sind die vier Elemente dargestellt. Im Rückgebäude, ebenfalls im ersten Obergeschoss, findet sich der sog. „Kreuzsaal“, in dem die berühmten „Kreuzbälle“ stattfanden. Dieser ist mit Jugendstilmalerei ausgestattet.

Heutige Nutzung

Heute ist in dem Gebäude das „Hotel Goldenes Kreuz“ der Familie Horsch untergebracht.[2] Im Erdgeschoss befindet sich das „Café Goldenes Kreuz“, vermutlich in dem Saal, der einst auch Treffpunkt der Könige war. Neben diversen Geschäftslokalen (z. B. der Geigenbaumeister Helmut Pöser[3] oder „Bang & Olufsen“) ist hier auch das „Aktionshaus Keup“ angesiedelt[4].

Literatur

  • Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur und Alltagsgeschichte (5. erweiterte und verbesserte Auflage, S. 273–276). Mittelbayerische Druck- und Verlags-Gesellschaft, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-19-9.

Einzelnachweise

  1. Neue Entdeckung in der Kaiserherberge
  2. Homepage Hotel Goldenes Kreuz
  3. Homepage Geigenbaumeister Pöser
  4. Homepage des Auktionshauses Keup

Weblinks

Commons: Goldenes Kreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 1′ 11,7″ N, 12° 5′ 33,8″ O