Groß Bierstedt

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Groß Bierstedt
Gemeinde Rohrberg
Koordinaten: 52° 44′ N, 11° 1′ OKoordinaten: 52° 43′ 49″ N, 11° 1′ 11″ O
Höhe: 42 m
Fläche: 8,51 km²[1]
Einwohner: 72 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 8 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1937
Eingemeindet nach: Bierstedt
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 039031
Groß Bierstedt (Sachsen-Anhalt)
Groß Bierstedt (Sachsen-Anhalt)

Lage von Groß Bierstedt in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Groß Bierstedt
Dorfkirche Groß Bierstedt

Groß Bierstedt ist ein Ortsteil der Gemeinde Rohrberg der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Bierstedt, ein Straßendorf mit Kirche, liegt drei Kilometer nordwestlich der Gemeinde Rohrberg und 17 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Nördlich des Dorfes liegt das Waldgebiet Bierstedter Holz, das zum Landschaftsschutzgebiet Salzwedel-Diesdorf gehört.[3][4]

Nachbarorte sind Hohengrieben im Westen, Hohenlangenbeck im Nordosten, Püggen im Osten, Rohrberg im Südosten und Klein Bierstedt im Südwesten.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Bierstedt ist ursprünglich als Rundplatzdorf mit Kirche auf dem Platz angelegt worden, wie auf dem Urmesstischblatt von 1823 zu erkennen ist.[1]

Im Jahre 1281 wird de molendino Berstedt erwähnt, die Mühle zu Bierstedt.[5] Die Erwähnung betrifft wohl Groß Bierstedt.[1] Henricus Berstede wird 1284 in einer Urkunde in Salzwedel erwähnt.[6] Diese kann auch Klein Bierstedt betreffen.[1]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird der Ort als Wendischen Bierstede aufgeführt.[7] Weitere Nennungen sind 1381 an dem dorpe tho wendeschen beerstede und 1608 Wendisch Bierstedt.[1] Im Jahre 1804 heißt es schließlich Groß Bierstedt, ehedem Wendisch-Bierstedt.[8]

Das Rundlingsdorf bestand ursprünglich aus niedersächsischen Bauernhäusern.[9] Es wurde durch einen verheerenden Großbrand im Jahre 1850 zerstört.[1] Die Hufeisenform begünstigte die Ausbreitung des Feuers.[9] Im Jahre 1851 wurde es wiederaufgebaut.[1] Das heutige Neudorf wurde als Straßendorf nach fränkischer Art errichtet.[10]

Gerichtsberg „Zu der Linden“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gerichtsberg Zu der Linden bei Groß Bierstedt soll die Dingstätte der Vogtei Salzwedel gewesen sein. Vermutet wird dort auch eine alte Opferstätte.[10] Wilhelm Zahn berichtet im Jahre 1909 von der Gerichtsstätte zur Linde:[11] „Nach dem ältesten märkischen Rechte ging das Schelten eines Urteils, also die Appellation, an die Klinke bei Riewend in Brandenburg, an die Krepe bei Eichstedt, an die Linde bei Bierstedt, schließlich an die höchste Dingstatt, das ist des Reichskämmerers Kammer, das ist zu Tangermünde, so im Sachsenspiegel.[12] Die Gerichtsstätte to der Linde lag in einem zu Gross-Bierstedt gehörenden Walde, drei Kilometer nördlich von diesem Dorfe, 1,8 Kilometer westlich von Hohenlangenbeck, auf einer einsamen, einen weiten Ausblick gewährenden Anhöhe.“ Sie liegt im heutigen Waldgebiet Haidberg und ist 88,8 Meter hoch.[3] Das entspricht den Angaben von Klaeden,[10] der sich auf das Messtischblatt 1679 bezieht, dort ist der Berg 87,7 Meter hoch.[13]

Landgraben bei Groß Bierstedt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von einem Bruch südöstlich von Peckensen zieht sich der Landgraben, eine Landwehr, an der Grenze zum Mehmker Holz durch das Waldgebiet bis zu Groß Bierstedt, wo sich der Doppelwall mit dem dazwischenliegenden Graben dann im Acker verliert. Johann Friedrich Danneil vermutet, dass die Landwehr weiter nach Südosten über Rohrberg, Ahlum und Tangeln führte.[14]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Bierstedt und Klein Bierstedt gehörten ursprünglich zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lagen sie im Kanton Beetzendorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kamen sie 1816 in den Kreis Salzwedel, den späteren Landkreis Salzwedel im Regierungsbezirk Magdeburg in der Provinz Sachsen in Preußen.[1]

Am 1. Oktober 1937 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Groß Bierstedt und Klein Bierstedt zu einer Gemeinde mit dem Namen Bierstedt.[15] Durch den Zusammenschluss der Gemeinde Bierstedt mit anderen Gemeinden zur neuen Gemeinde Rohrberg am 1. Januar 2009 kamen beide Ortsteile zu Rohrberg.[16]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 084
1774 133
1789 148
1798 117
1801 119
1818 095
Jahr Einwohner
1840 147
1864 173
1871 174
1885 177
1892 [00]156[17]
1895 147
Jahr Einwohner
1900 [00]144[17]
1905 142
1910 [00]153[17]
1925 170
2015 [00]090[18]
2018 [00]078[18]
Jahr Einwohner
2020 [00]77[19]
2021 [00]74[19]
2022 [00]76[20]
2023 [0]72[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1925:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Groß Bierstedt gehörte früher zur Pfarrei Rohrberg.[21] Im Jahre 2003 wurden die Kirchengemeinden Rohrberg, Groß- und Klein Bierstedt, Mellin, Stöckheim, Tangeln und Püggen zum Kirchspiel Rohrberg vereinigt,[1] das heute zum Pfarrbereich Beetzendorf des Kirchenkreises Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehört.[22]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Groß Bierstedt ist bescheidener Rechtecksaal aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk, vielleicht ist sie identisch mit dem 1304[24] vom Bischof von Verden geweihten Bau.[1] Das flach gedeckte Innere wurde 1981 renoviert.[25] Sie ist eine Filialkirche der Kirche in Rohrberg.[26]
  • Das Großsteingrab Bierstedt liegt 750 m nordwestlich des Dorfes.
  • Der Friedhof liegt im Nordosten des Dorfes.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 215–218, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 153–154 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 326, 15. Groß-Bierstedt (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 215–218, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Landschaftsschutzgebiet Salzwedel-Diesdorf
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 407 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 30 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 402 (uni-potsdam.de (Memento vom 6. April 2019 im Internet Archive)).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Berlin 1804, S. 367 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000737~SZ%3D395~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. a b Die Gemeinde Bierstedt. Ein ruhiges und schmuckes Dorf abseits des hektischen Lebens. In: Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf-Diesdorf (Hrsg.): Findling: Amtsblatt mit Informationsteil. 2. Jahrgang, Nr. 2. Beetzendorf 7. Februar 2008, S. 3 (beetzendorf-diesdorf.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 31. Mai 2023]).
  10. a b c Hans-Egbert Klaeden: Beiträge zur Geschichte des Dorfes Groß-Bierstedt. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 60. Jahresbericht, 1969, S. 57–60 (altmark-geschichte.de [PDF; 5,2 MB]).
  11. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 284, Nr. 59 Gerichtsstätte zur Linde bei Gross-Bierstedt.
  12. Carl Gustav Homeyer: Der Richtsteig Landrechts. nebst Cautela und Premis. Reimer, Berlin 1857 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10552424~SZ%3D00328~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  13. Messtischblatt 1679: Beetzendorf. Reichsamt für Landesaufnahme, 1939, abgerufen am 31. Mai 2023.
  14. Johann Friedrich Danneil: Beiträge zur nähern Bestimmung der wüsten Dörfer in der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 6. Jahresbericht, 1843, S. 137–138, 35. Risch, Risk (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013291~SZ%3D137~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  15. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1937, ZDB-ID 3766-7, S. 92.
  16. Altmarkkreis Salzwedel: Gebietsänderungsvereinbarung zur Bildung einer neuen Gemeinde Rohrberg aus den Gemeinden Ahlum, Bierstedt und Rohrberg zum 1. Januar 2009 und der Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 24. Juni 2008. In: Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. 14. Jahrgang, Nr. 7, 8. Juli 2008, ZDB-ID 1408260-3, S. 122–124.
  17. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 153–154 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  19. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  20. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 100 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Beetzendorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 31. Mai 2023.
  23. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 21. November 2020.
  24. Hans-Egbert Klaeden: Beiträge zur Geschichte des Dorfes Groß-Bierstedt. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 60. Jahresbericht, 1969, S. 46–47 (altmark-geschichte.de [PDF; 5,2 MB]).
  25. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 157.
  26. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 567.