Groß-Lichterfelde

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Wappen der Landgemeinde Groß-Lichterfelde

Groß-Lichterfelde war von 1877 bis 1920 eine selbstständige Gemeinde südwestlich von Berlin und gehörte zum preußischen Regierungsbezirk Potsdam, Landkreis Teltow. Heute bildet es den Berliner Ortsteil Lichterfelde im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Groß-Lichterfelde eine der wohlhabendsten Gemeinden des Deutschen Reiches und galt als eine der elegantesten neuen Wohnlagen außerhalb des Berliner Zentrums.[1]

Geschichte

Groß-Lichterfelde bestand aus den historischen Dörfern Lichtervelde und Giesensdorf bei Berlin, beide im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt, und den beiden ab 1860 entstandenen gründerzeitlichen VillenkolonienLichterfelde West“ bzw. „Lichterfelde Ost“. Die mit privater Finanzierung entwickelten Villenkolonien wurden von ihrem Gründer Johann Anton Wilhelm von Carstenn per Schenkungsvertrag dem Königreich Preußen übertragen, das sich im Gegenzug auf alle Zeiten zur Übernahme bestimmter Aufgaben verpflichtete. Mit dem raschen Bevölkerungswachstum der beiden Villenkolonien (1875: 946 Einwohner, 1880: 4049, 1885: 5900) wurde eine leistungsfähigere Verwaltungsstruktur nötig, woraufhin der Beschluss zur Gründung einer Einheitsgemeinde gefasst wurde. Groß-Lichterfelde erhielt 1874 mit der Einführung der preußischen Standesämter ein eigenes Standesamt. Mit dem Bau der Anhalter Bahn eröffnete 1868 der Bahnhof Lichterfelde (heute: Lichterfelde Ost), kurz darauf 1872 gefolgt von der Station Lichterfelde (Potsdamer Bahn) – heute: Lichterfelde West – an der bereits 1846 eröffneten Stammbahn nach Potsdam und Magdeburg. Die S-Bahn Berlin fährt die Bahnhöfe aktuell (Stand: 2016) mit ihren Linien S1 (Lichterfelde West) und S25 (Lichterfelde Ost) an.

Groß-Lichterfelde beherbergte u. a. die Königlich Preußische Hauptkadettenanstalt, war Garnison des Preußischen Garde-Schützen-Bataillons sowie Sitz des Königlich-Preußischen Materialprüfungsamtes (heute: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung) und des Anatomischen Recheninstituts (1945 aufgelöst). Ab 1897/1902 fand man hier den Königlichen Botanischen Garten (heute: Botanischer Garten Berlin). Meyers Konversationslexikon von 1885 verzeichnet außerdem „ein Pädagogium, eine höhere Knabenschule, ein Johanniter-Siechenhaus, viele schöne Villen“.

Die Einrichtung der Kadettenanstalt führte zu einem verstärkten Zuzug auch junger adliger Familien, woraus sich in Nachbarschaft mit dem neureichen Bürgertum in der beginnenden Belle Époque gegen Ende des 19. Jahrhunderts die für die Lichterfelder Villengebiete typische konservativ-deutschnationale Gesellschaftsschicht herausbildete. In dieser Mischung unterschied sich das „Neubauprojekt“ der Lichterfelder Villenkolonien signifikant, sowohl von den gewachsenen innerstädtischen Berliner Wohnlagen, wie auch anderen Villenkolonien, die weitestgehend bürgerlich blieben. Mehrere Generationen von späteren Spitzenoffizieren in Deutschem Heer, Reichswehr und Wehrmacht erhielten ihre Ausbildung in der Kadettenanstalt Lichterfelde. Deren Einfluss wurde so prägend, dass bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Begriff des „Lichterfelders“ zum Synonym für das elitäre Offizierstum der preußischen Kadettenanstalt benutzt wurde. Durch den Zuzug ihrer Familien galt Groß-Lichterfelde zunehmend auch als Geburtsort für den Elitenachwuchs und als Ort der letzten Ruhestätte für wichtige Militärs als „beste Adresse“.

Mit damals 47.213 Einwohnern ging 1920 Groß-Lichterfelde gemeinsam mit den Nachbargemeinden Steglitz und Lankwitz als XII. Verwaltungsbezirk in Groß-Berlin auf. Die Ortsbezeichnung Groß-Lichterfelde wurde aufgegeben zugunsten der Wohnlagenbezeichnungen Lichterfelde, Lichterfelde-West und Lichterfelde-Ost, nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzt durch Stadterweiterungen im südlichen Grenzgebiet unter der Bezeichnung Lichterfelde-Süd.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ulrich Muhs: Lichterfelde einst und jetzt. Architekturverlag Der Zirkel, Berlin 1919

Koordinaten: 52° 26′ 31″ N, 13° 17′ 14″ O