Grönlandsee

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Grönlandsee
Eisberg in der Grönlandsee, vor der Küste Nordostgrönlands
Eisberg in der Grönlandsee, vor der Küste Nordostgrönlands
Eisberg in der Grönlandsee, vor der Küste Nordostgrönlands
Art Nebenmeer
Ozean Atlantischer Ozean
Lage zwischen Grönland, Island, Jan Mayen und Spitzbergen
Daten
Fläche 1.200.000 km²
Karte der Grönlandsee mit Nachbarregionen
Abgrenzung der Grönlandsee zum Europäischen Nordmeer

Koordinaten: 77° N, 8° O

Die Grönlandsee (selten: Grönlandmeer) ist das 1,2 Millionen Quadratkilometer große Meer, das sich zwischen Grönlands Ostküste, Islands Nordküste, Jan Mayen und Spitzbergen erstreckt. Es ist ein Nebenmeer des Arktischen Ozeans.

Im Westen verbindet die Dänemarkstraße die Grönlandsee mit dem Atlantik. Im Osten und Südosten schließt sich das Europäische Nordmeer an die Grönlandsee an, und im Norden jenseits des Punktes Nordostrundingen ist die Grönlandsee über die Framstraße mit der Wandelsee verbunden.

Geographie

Gestalt

Die International Hydrographic Organization legt die Grenzen der Grönlandsee fest:[1]

  • Norden: Linie vom nördlichsten Punkt Spitzbergens zum nördlichsten Punkt Grönlands.
  • Osten: Westküste Spitzbergens
  • Südost: eine Linie vom südlichsten Punkt West-Spitzbergens (Sørkapp) zum nördlichsten Punkt Jan Mayens, die Westküste Jan Mayens bis zum südlichsten Punkt der Insel, dort folgt die Grenze einer Linie bis Gerpir (65'05" N, 13' 30" W) auf Island.
  • Südwesten: Eine Linie von Straumness (Nordwestlichster Punkt Islands) nach Cape Nansen (68'15" N, 29' 30" W) auf Grönland.
  • Westen: Ost- und Nordostküsten Grönlands zwischen Cape Nansen und dem nördlichsten Punkt der Insel.

Die tiefste Stelle ist das Molloytief, das 5669 Meter unter der Meeresoberfläche liegt.[2]

Bei einer Fläche von 1.205.000 km² hat die Grönlandsee ein Wasservolumen von 2.408.000 km³. Das ergibt eine Durchschnittstiefe von 1440 Metern.[3]

Geologie

Die Grönlandsee besteht aus drei verschiedenen Becken: das Islandbecken hat eine maximale Tiefe von knapp 2800 Metern, ein kleines Jan-Mayen-Becken und ein großes Grönlandbecken, in dem sich die tiefste Stelle des Meeres befindet. Diese werden durch den West- und Nord-Jan-Mayen-Rücken begrenzt. Nach Westen begrenzt der Mittelatlantische Rücken, zu dem auch Island gehört, die Becken.[3]

Hydrologie

Die Grönlandsee ist zusammen mit der Barentssee und der Labradorsee einer der wichtigsten Entstehungsorte von kaltem Tiefenwasser in der nördlichen Hemisphäre.[4] Sie gehört damit zu den wenigen Meeren, in denen es direkten Austausch zwischen den verschiedenen Wasserlagen in verschiedenen Meerestiefen gibt.[5]

Die Hydrologie der Grönlandsee wird vor allem durch den Ostgrönlandstrom bestimmt, einer Oberflächenströmung von Nordosten nach Südwesten, die ihren Ursprung in einem Strom hat, der den arktischen Ozean durchschneidet. Der Strom reicht bis zu 600 Meter tief und wird dort durch das grönländische Festlandsschelf nach unten begrenzt. An der Oberfläche wird er durch häufige nordöstliche Winde verstärkt und erreicht Strömungsgeschwindigkeiten von 25 cm/s. Östlich des Stroms befindet sich eine Gegenströmung.[3] Dabei reicht das Wasser des Ostgrönlandstroms im Sommer deutlich weiter nach Osten als im Winter.[6] Nördlich von Jan Mayen bildet sich eine Zweigströmung, die in einem Wirbel gegen den Uhrzeigersinn große Teile des Meeres einnimmt.[3] In deren Zentrum wiederum kommt es zu einem Wasseraustausch zwischen Oberflächen- und Tiefenwasser.[6]

Nördlich von Island zweigt der Islandstrom vom ostgrönländichen Strom ab, und fließt nach Südosten. In der Dänemarkstraße trifft er auf den Irmingerstrom und fließt mit diesem durch die Dänemarkstraße.[3]

Die Ostküste Grönlands ist dauerhaft mit Meereis bedeckt, wobei die Eisdecke im September am kleinsten ist. Die größte Eisdecke weist das Meer im April auf, wenn die gesamte Grönlandsee von Eis bedeckt ist.[7]

Insgesamt gibt es fünf größere Wassermengen in der Grönlandsee: Arktisches Oberflächenwasser kommt mit dem Ostgrönlandstrom aus dem arktischen Ozean. Es befindet sich auf dem größeren westlichen Teil des Meers, ist im Sommer 200 Meter und im Winter 600 Meter tief, hat mit 31,5 bis 34 g/kg eine niedrigere Salinität als der Atlantik und weist Temperaturen zwischen −2 Grad Celsius und +1 Grad Celsius auf. Das Grönlandseeoberflächenwasser entsteht im östlichen Teil des Meeres durch Interaktion zwischen Atlantik- und arktischem Wasser, hat eine Salinität von 34,7 bis 34,9 g/kg und Temperaturen zwischen 0 und 2 Grad Celsius. Entlang der grönländischen Küste gibt es ein schmales Band Wassers, das etwa 150 Meter tief reicht, durch die Entwässerung Grönlands gebildet wird, und dementsprechend große saisonale Unterschiede aufweist.[3]

In Wassertiefen unter 500 Metern nimmt intermediäres Wasser den Großteil des Volumens ein, das durch Mischung aus arktischem Wasser und dem atlantischen Wasser des Europäischen Nordmeers entsteht. Es hat eine Temperatur von etwa −0,44 Grad Celsius und eine Salinität von 34,9 g/kg. Das Wasser in den tiefsten Schichten ähnelt dem Wasser des europäischen Nordmeers, hat Temperaturen zwischen −0,9 Grad Celsius und −1,1 Grad Celsius, und eine Salinität von über 34,92.[7]

Meteorologie

Meist befindet sich eine arktische Luftmasse über der nördlichen Grönlandsee, und eine polare Luftmasse über der südlichen Grönlandsee. Im Winter verläuft die Grenze zwischen beiden Fronten etwa auf einer Linie von Island nach Nowaja Semlja, wobei an dieser Grenze Wirbelstürme häufig sind. Die maximalen Lufttemperaturen betragen im Sommer etwa 8 bis 9 Grad im gesamten Meer, im Winter sinken sie im Normalfall bis auf −10 Grad im südlichen Teil und −37 Grad im nördlichen Teil des Meeres.[3]

Anmerkungen

  1. International Hydrographic Organisation: Limits of Oceans and Seas (Memento vom 1. Mai 2011 im Internet Archive), 3. Aufl. 1953, S. 6–7 (PDF; 970 kB)
  2. Martin Klenke, Hans Werner Schenke: A new bathymetric model for the central Fram Strait. In: Marine geophysical researches 23, 2002, S. 367–378, doi:10.1023/A:1025764206736
  3. a b c d e f g A. G. Kosti︠a︡noĭ, Jacques C. J. Nihoul, V. B. Rodionov: Physical oceanography of frontal zones in the subarctic seas, Gulf Professional Publishing, 2004, ISBN 0-444-51686-7, S. 54
  4. Hendrik Mattheus van Aken: The oceanic thermohaline circulation: an introduction, Springer, 2007, ISBN 0-387-36637-7, S. 17
  5. Hendrik Mattheus van Aken: The oceanic thermohaline circulation: an introduction, Springer, 2007, ISBN 0-387-36637-7, S. 122
  6. a b Hendrik Mattheus van Aken: The oceanic thermohaline circulation: an introduction, Springer, 2007, ISBN 0387366377, S. 127
  7. a b A. G. Kosti︠a︡noĭ, Jacques C. J. Nihoul, V. B. Rodionov: Physical oceanography of frontal zones in the subarctic seas, Gulf Professional Publishing, 2004, ISBN 0-444-51686-7, S. 55

Weblinks

Commons: Grönlandsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien