Guilloche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Oktober 2014 um 22:21 Uhr durch Emmridet (Diskussion | Beiträge) (→‎Berühmte Guillocheure: Kleinkram). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Beispiel einer Guilloche

Die Guilloche ist ein spezielles Muster, ein Ornament aus mehreren ineinander verwickelten und überlappenden Linienzügen. Die einzelnen Linien bilden dabei schnurartig, oft asymmetrische, geschlossene Ellipsen oder Kreisbahnen.

Geschichte

Je nach Quelle wird die Erfindung der Guilloche unterschiedlich erklärt:

  • Der Erfinder soll der Franzose Guillot sein,[1]
  • der Begriff „Guilloche“ kommt vom französischen Wort für Grabstichel, ein Gravierwerkzeug,
  • Hans Schwanhardt († 1621) soll sie erfunden, und sein Schwiegersohn Jacob Heppner († 1645) soll zur Verbreitung beigetragen haben.
  • Jakob Degen erfand zwischen 1816 und 1820 ein Guillochen-Graviergerät.[2]

Anwendungsbereiche

Guillochemuster bei Wertpapieren

Guillochen wurden in früheren Zeiten vor allem als Sicherheitsmerkmal beim Druck von Banknoten, Wertpapieren, Reisepässen und Ausweispapieren eingesetzt, um eine Fälschung zu erschweren, da sich die Guillochen auf den damals noch gravierten Druckplatten nicht ohne Weiteres 1:1 reproduzieren ließen. Zugleich erschweren sie Manipulationen durch mechanische Rasuren an Originaldokumenten, da derartige Eingriffe durch das unterbrochene Guillochenmuster offensichtlich werden. Bedingt durch modernere fälschungssichernde Maßnahmen, die man heutzutage in derartige Dokumente einarbeiten kann (OVI, OVD, Mikroschriften etc.), werden Guillochen heute nicht mehr so häufig eingesetzt.

Das Gravieren von Guillochen auf Metall wird als Guillochieren bezeichnet. Dazu wurden seit dem 17. Jahrhundert Guillochiermaschinen oder Guillochen, eine auf diesen Zweck spezialisierte Form von Drehbänken, verwendet. Im Deutschen existieren auch die Ausdrücke Rund- und Geradzugmaschine (Zug = Guilloche); im Englischen lauten die Bezeichnungen entsprechend rose engine und straight line engine.

Daneben dienten die Guillochen auch der Verzierung und der Graustufung. Da in früheren Zeiten die heute verbreitete Rastertechnik nicht üblich war, um Grafiken mit abgestuften Farbtönen (Grauskala) differenziert zu färben, wurden Linienmuster eingesetzt. Je dichter das Netz der Linien wurde, umso dunkler erschien die gedruckte Fläche.

Schmuckproduktion

Guillochiermaschine im Musée des Arts et Métiers (um 1760)
Barley-Guilloche auf einer Uhrwerks-Platine
Sonnen-Guilloche auf Uhrwerks-Zahnrad

Bei Uhren und Schmuckstücken kommen weniger komplexe Linienmuster zum Einsatz als bei der Herstellung von Druckvorlagen für Zertifikate und Geldscheine. Hier wird auch im Gegensatz zu gedruckten Guillochenmustern die räumliche Gestaltung des Musters im Material berücksichtigt.

Beliebt waren Guillochen bei Dosen, Bechern, Taschenuhrdeckeln bis hin zu Kugelschreibern in neuerer Zeit; sehr deutlich treten sie bei silbernen Fingerhüten hervor.

Das Guillochieren ist ein im Aussterben begriffenes Handwerk. Es wurde in Akkordarbeit verrichtet und ist heute nicht mehr rentabel. In der Schmuckwerkstatt des Deutschen Technikmuseums Berlin sind hierzu Objekte und Videos zu sehen, unter anderem Kunstwerke des 2001 verstorbenen Guillochiermeisters Walter Zaiß, der die Ausstellung mit aufgebaut hat.

Die Goldschmiedeschule in Pforzheim bildet derzeit noch an Guillochiermaschinen aus und im Technischen Museum Pforzheim sind Guillochiermaschinen ausgestellt.

In der Uhrenindustrie Deutschlands und der Schweiz trifft man noch auf wenige Betriebe, die das Guillochieren von Uhrwerkteilen oder Zifferblättern beherrschen.

Berühmte Guillocheure

Bekannt für guillochierte Schmuckstücke und Uhren sind Carl Peter Fabergé und Abraham Louis Breguet. Ein bekannter zeitgenössischer deutscher Guillocheur ist Wolfgang Friedrich Loetterle aus Bad Wildbad, dessen Tochter die Familientradition in Pforzheim fortführt.

Sonstiges

Siehe auch

Literatur

  • Eugen von Philippovich: Kuriositäten/Antiquitäten. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966

Weblinks

Commons: Epicycloid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Deutsche Aktien mit Guillochemuster – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Spirographmuster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Guillochieren im eLexikon (Ausschnitt: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885–1892; 7. Band: Gehirn – Hainichen, Seite 913)
  2. Bild einer Guillochiermaschine