Hans Peter Haselsteiner

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Hans Peter Haselsteiner (Wien 2008)

Hans Peter Haselsteiner (* 1. Februar 1944 in Wörgl) ist ein österreichischer Industrieller und ehemaliger Politiker (LIF), der hauptsächlich in Bozen lebt.[1]

Ausbildung

Nach der Matura 1963 studierte Hans Peter Haselsteiner Handelswissenschaften an der Hochschule für Welthandel in Wien, wo er 1970 promovierte.

Unternehmerische Karriere

Nach der Praxis bei einem Wirtschafts- und Steuerprüfer trat er 1972 in das Bauunternehmen seines Schwiegervaters, Isola & Lerchbaumer (spätere Ilbau) ein.[2] Aus diesem Unternehmen entstand durch Zukäufe und Fusionen der STRABAG-Konzern, in dem er verschiedene Positionen innehatte bzw. hat und den er durch den Mehrheitseigentümer FIMAG Finanz Industrie Management AG kontrolliert.[3][4]

Anfang der 1970er Jahre wurde er Vorstandsvorsitzender der Ilbau AG. Ab 1998 war er Vorstandsvorsitzender der Bau Holding. Von 2006 bis 2013 war Haselsteiner Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE. Am 14. Juni 2013 trat Haselsteiner von der Konzernspitze zurück; sein Nachfolger wurde sein Stellvertreter Thomas Birtel, zuvor Leiter der Strabag AG in Köln.[5]

Im Jänner 2016 wurde bekannt, dass Haselsteiner gemeinsam mit Stephan Zöchling als Mehrheitsgesellschafter in die Remus-Sebring-Gruppe einsteigt.[6]

Haselsteiner ist Miteigentümer und Aufsichtsratsmitglied der 2008 gegründeten Rail Holding AG, die mit der WESTbahn ein Eisenbahnverkehrsunternehmen in Konkurrenz zur ÖBB betreibt.

Politik

Hans Peter Haselsteiner bei einer Pressekonferenz mit Alexander Zach und Heide Schmidt 2008

Hans Peter Haselsteiner war von 1994 bis 1998 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat, davon 1996–1998 Klubobmann-Stellvertreter des Parlamentsklubs Liberales Forum. Weitere Funktionen waren:

Bei der Nationalratswahl 2008 kandidierte das Liberale Forum erneut erfolglos, Haselsteiner war als Financier des Wahlkampfs, als Wirtschaftssprecher des LIF und Vorsitzender des Unterstützungskomitees für Spitzenkandidatin Heide Schmidt beteiligt.

Bei der Nationalratswahl 2013 unterstützte er das Wahlbündnis NEOS finanziell und als Ministerkandidat.[7][8] Das Wahlbündnis zog in den Nationalrat ein, im Anschluss daran fusionierten NEOS und LIF im Jänner 2014 zur neuen Partei Neos – Das Neue Österreich und Liberales Forum.

Bereits in der Stichwahl zur Bundespräsidentenwahl 2016 unterstützte Haselsteiner den unabhängigen Kandidaten Alexander Van der Bellen mit 50.000 €[9]. Im ersten Wahlkampf zur Wiederholung der durch den Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Stichwahl vor deren Verschiebung unterstützte Haselsteiner Van der Bellen erneut mit einer erheblichen Geldspende[10] von 100.000 €, bezog anschließend mehrfach öffentlichwirksam mit einer Inseraten-Kampagne (vorrangig in der Tageszeitung “Der Standard”) Position[11] für den Kandidaten und führte auch eine groß angelegte mediale Kampagne[12] gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer, indem er unter anderem ein Video[13] veröffentlichte, worin er vor einem möglichen Austritt Österreichs aus der EU („Öxit“) nach einer Wahl Hofers warnte. Dieses Video führte zu Diskussionen in der Politik und in den sozialen Medien.[14] Die mediale Anti-FPÖ- bzw. Anti-Hofer-Kampagne wurde wegen der Verschiebung der Wiederholung der Stichwahl unterbrochen.[15]

Philanthropie

Seit dem Ausscheiden des LIF aus dem Nationalrat unterstützte Haselsteiner das von Heide Schmidt gegründete Institut für eine offene Gesellschaft, eine parteiunabhängige Privatstiftung, mit substantiellen Beträgen. Ende des Jahres 2009 wurde das Institut geschlossen.

Weniger bekannt ist Haselsteiners Einsatz gegen die Obdachlosigkeit. Er ermöglichte den Ausbau von 16 Wohngemeinschaften mit 29 Wohnplätzen vom VinziRast-CortiHaus in Wien, einem Obdachlosenhaus, das von Wolfgang Pucher und Cecily Corti gegründet wurde. Seine Privatstiftung finanzierte zur Hälfte die Sozialzentren für ältere und notleidende Menschen von Pater Georg Sporschill in Moldawien, die andere Hälfte wurde von der Republik Österreich bereitgestellt. Schließlich rettete Haselsteiner im Sommer 2008 das Flüchtlingsprojekt von Ute Bock in Wien durch eine substantielle Großspende vor dem Konkurs.

Für die Unterstützung der Tiroler Festspiele in Erl erhielt Haselsteiner im Jahr 2012 das Ehrenzeichen des Landes Tirol.[16]

Einzelnachweise

  1. Michaela Seiser: Hans Peter Haselsteiner. Aufstieg mit einem Doppelschlag. Bei: FAZ.net. 15. Februar 2005.
  2. Haselsteiner: „Ich bin auf unsere Wurzeln stolz“. (Memento vom 3. August 2012 im Webarchiv archive.today). In: KleineZeitung.at. Abgerufen am 2. Mai 2012.
  3. Günter Fritz: Raiffeisen gibt Bauholding Strabag den nötigen finanziellen Rückhalt. In: Wirtschaftsblatt.at. 16. Februar 2005, abgerufen am 2. Mai 2012.
  4. Business-Bericht der Raiffeisen (PDF; 1,63 MB). Abgerufen am 2. Mai 2012.
  5. Wachwechsel in Wien. Strabag bekommt neuen Chef aus Deutschland. In: Handelsblatt.com. 29. April 2013, abgerufen am 1. Mai 2013.
  6. Mehrheitsgesellschafter. Haselsteiner steigt bei Remus ein. Bei: Firmenflotte.at. 4. Jänner 2016, abgerufen am 14. Jänner 2016.
  7. NEOS schickt Haselsteiner ins Wahlrennen. Bei: ORF.at. 5. September 2013.
  8. Haselsteiner: „Ich gab weniger als eine Million“. In: KleineZeitung.at. 30. September 2013.
  9. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Spendenkampagne und "Bürgerbewegung" für Van der Bellen. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  10. Haselsteiner spendet 100.000 Euro für Van der Bellen. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  11. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Haselsteiner legt bei Kampagne gegen Hofer nach. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  12. Öxit-Kampagne: Haselsteiner mobilisiert gegen Hofer. 8. September 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016 (deutsch).
  13. Haselsteiner warnt per Video vor Hofer. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  14. Airport: Haselsteiner zieht sich zurück. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  15. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Haselsteiner pausiert Anti-Hofer-Kampagne wegen möglicher Wahlverschiebung. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  16. Festspielhaus Erl feierlich eröffnet. Bei: ORF.at. 27. Dezember 2012, abgerufen am 27. Dezember 2012.

Weblinks

Commons: Hans Peter Haselsteiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien