Indisches Basilikum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Juli 2016 um 17:18 Uhr durch Mabschaaf (Diskussion | Beiträge) (link nicht erreichbar -> doi). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Indisches Basilikum

Indisches Basilikum (Ocimum tenuiflorum)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Basilikum (Ocimum)
Art: Indisches Basilikum
Wissenschaftlicher Name
Ocimum tenuiflorum
L.

Indisches Basilikum (Ocimum tenuiflorum), auch Tulsi bzw. Tulasi (Sanskrit: तुलसी), Königsbasilikum oder Heiliges Basilikum genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Basilikum (Ocimum) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Ihr natürliches Vorkommen ist das tropische und subtropische Asien, sowie Nordaustralien.

Beschreibung

Illustration
Oberster Teil eines Blütenstand mit den zygomorphen Blüten in den übereinander stehenden Scheinquirlen

Das Indische Basilikum wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von bis zu 100 Zentimeter. Der gerade Stängel kann an der Basis verholzen und besitzt viele fein behaarte Zweige. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele sind 1 bis 2,5 Zentimeter lang. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 2,5 bis 5,5 Zentimetern und einer Breite von 1 bis 3 Zentimetern länglich mit dreieckiger Spreitenbasis, stumpfem oberen Ende und leicht gezähntem Blattrand. Die Laubblätter sind überall fein behaart, besonders aber an den Blattnerven.

In endständigen, 6 bis 8 Zentimeter langen ährigen Blütenständen stehen je sechs Blüten in Scheinquirlen zusammen. Die Hochblätter sind bei einer Länge sowie einer Breite von etwa 1,5 Millimeter herzförmig und zugespitzt. Die Blütenstiele sind 2,5 Millimeter lang. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die 2,5 Millimeter langen Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen und der Kelch ist zweilippig. Die Kronblätter sind weiß bis rötlich. Die braunen Nüsschen sind mit 1 mal 0,7 Millimeter leicht eiförmig und leicht buckelig.

Die Chromosomenzahl beträgt 4n = 36.

Unterscheidungsmerkmale zu ähnlichen Arten

Als botanisches Unterscheidungsmerkmal zu ähnlichen Basilikum-Arten gelten vor allem die hinteren Staubblätter. Diese sind nur bei O. tenuiflorum und O. tashiroi an der Basis ungezähnt. Im Gegensatz zu O. tashiroi schließlich hat indisches Basilikum außerdem dort fedrige bis behaarte Büschel, die Blätter sind eher länglich mit stumpfer Spitze als eiförmig spitz, und die Hochblätter eher herzförmig.

Inhaltsstoffe

Zu den Inhaltsstoffen der Basilikum-Pflanzen im Allgemeinen siehe Basilikum (Gattung).

Der Anteil von ätherischem Öl in indischem Basilikum ist geringer als in vielen Basilikum-Arten und liegt zwischen 0,3 und 0,8 Prozent, es gibt aber auch Berichte über Anteile von 4 Prozent. Der höchste Gehalt wird gegen Ende der Blütezeit erreicht. Die im Öl enthaltenen Substanzen variieren stark, je nach Herkunft und Sorte. Hauptinhaltsstoff kann so, je nach Chemotyp Eugenol, Methyleugenol oder Estragol sein. Als Beispiel im Folgenden die Werte aus zwei neueren Untersuchungen:

  • Öl aus thailändischen Sorten enthielt überwiegend Eugenol (25 bis 80 Prozent) und mitunter auch viel Methyleugenol (3 bis 40 Prozent). Als häufigstes Sesquiterpen trat β-Caryophyllen auf (bis zu 30 Prozent), sowie β-Elemen (bis 15 Prozent).
  • In einem Warschauer Gewächshaus gezogene Pflanzen enthielten dagegen hauptsächlich β-Bisabolol (13 bis 20 Prozent), Estragol (5 bis 19 Prozent), 1,8-Cineol (9 bis 33 Prozent), Eugenol (4 bis 9 Prozent), (E)-α-Bisabolol (4 bis 7 Prozent) und α-Terpineol (1,7 bis 7 Prozent). Methyleugenol konnte nicht nachgewiesen werden.[1]

Außerdem enthält die Pflanze neben Eugenol eine Reihe weiterer potenter Antioxidantien, welche zusammen wahrscheinlich für einen Großteil der medizinischen Wirkungen verantwortlich sind.[2] [3] Bei einem Vergleich mehrerer Basilikum-Arten waren die im indischen Basilikum enthaltenen Antioxidantien die stärksten.[4]

Pharmakologie

Für viele der pharmakologischen Wirkungen des indischen Basilikums können das enthaltene Eugenol und andere antioxidativ wirksame Phenole und Flavonoide verantwortlich gemacht werden.[2][3][5] Sowohl ätherisches Öl als auch Eugenol allein haben im Laborversuch anthelminthische Wirkung.[6]

In mehreren Laborstudien wurden antibakterielle Wirkungen von indischem Basilikum, insbesondere gegen Staphylococcus aureus, bestätigt.[3][7] Auch nachgewiesene radioprotektive Effekte sind mit Sicherheit auf antioxidative Mechanismen zurückzuführen.[8][9]

Zudem konnte in mehreren Versuchen (Tierversuche wie klinische Studien) gezeigt werden, dass die Pflanze eine Antistress-Wirkung hervorruft.[10][11][12] Die Pflanze wirkt außerdem schmerzlindernd und gegen stressbedingten Bluthochdruck.[13][14] Eine antidiabetische Wirkung des Saatöls aus indischem Basilikum konnte dagegen nicht bestätigt werden.[15]

In einem Tierversuch mit Ratten wurden mit alkoholischem Extrakt aus der Pflanze die schädlichen neurologischen Effekte von Lärm verhindert.[16]

Zuletzt war wässriger Extrakt aus getrocknetem indischem Basilikum in der Lage, bei Mäusen gewisse Koordinationsleistungen zu verbessern, was auf möglichen Einsatz als Nootropikum deutet.[17]

Verwendung

Religion

Tulsi im Hof

Im Glaubensleben vieler Hindus gilt die Pflanze unter dem Namen Tulsi als besonders heiliges Kraut, das bei religiösen Zeremonien eine Rolle spielt und mit vielen Legenden verbunden ist. Sie ist Bestandteil von Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst, und wird in Süd- und Südostasien in der Küche und zum Vertreiben von Insekten verwendet. In der hinduistischen Religion repräsentiert Tulsi die Gegenwart Vishnus bzw. seiner Inkarnation Krishna und drückt seinen göttlichen Schutz aus. Der Strauch mit den zarten Blättern steht in Indien an unzähligen Hauseingängen oder in den Höfen. Häufig fassen ihn dekorativ bemalte Steine ein, die den Platz mit der Pflanze zu einem Altar machen. Ganz besonders unter Frauen ist die tägliche Verehrung Krishnas, Vishnus oder dessen Gattin Lakshmi in der Tulsi-Pflanze verbreitet: Man setzt sich dazu im Schneidersitz auf die Erde, wie vor einen Altar, spricht seine Gebete, läutet eine kleine Glocke und schwenkt eine Gheelampe.

Im historischen Wald von Vrindavan, in dem Krishna laut hinduistischer Überlieferung seine Jugend verbracht haben soll, stehen noch Tulsi-Sträucher, deren Blätter von Hindus als tägliches Opfer verwendet werden. Einerseits gilt die Tulsi-Pflanze als pflanzliche Form Gottes – andererseits dient ein Zweig davon oder wenigstens ein einziges Blatt als wichtige Opfergabe und ist unverzichtbarer Bestandteil bei Gottesdiensten zu Ehren Vishnus. Besonders dessen Anhänger tragen kleine Kugeln, geschnitten aus dem Holz der Zweige, als Segen spendende Kette um den Hals oder benützen sie als Gebetskette (Mala). Die Blätter der Pflanze haben, wie angenommen wird, eine so stark reinigende Wirkung, dass sie selbst Sünden abwaschen können – darum legen Hindus sie den Sterbenden oft unter die Zunge und werfen sie in das Feuer, in dem die Toten verbrannt werden.

Ethnobotanik

Das Heilige dieser Pflanze drückt sich auch in der heilenden Wirkung aus: siehe naturmedizinliches Ayurveda. In ganz Asien wird sie als Heilmittel geschätzt, besonders bei allen Schwächen im Verdauungstrakt, zum Schutz des Immunsystems, gegen Stress, zur inneren Wärmebehandlung sowie wegen ihrer antibakteriellen Wirkung und zur Senkung des Cholesterinspiegels. In Europa hat die Pflanze Einzug in das Heiltee-Sortiment gefunden.

Küche

Im Ayurveda wird allgemein Tulsi als Tee eingesetzt, der pur oder in verschiedenen Mischungen wie z.B. mit Ingwer oder grünem Tee erhältlich ist. Tulsitee wird üblicherweise aus den drei verschiedenen Sorten Rama Tulsi, Krishna Tulsi und Vana Tulsi gewonnen.

In der thailändischen Küche stellt indisches Basilikum eine der Basilikum-Arten dar, die in der Gewürzmischung Horapa enthalten sein können. Sehr häufig ist es auch in gebratenem Fleisch wie pad gaprao oder in 'country-style'-Curry enthalten. Generell werden Blätter der Pflanze erst gegen Ende des Kochvorgangs zugegeben, um ihr Aroma zu erhalten. Auch gefriergetrocknet kann man es verwenden.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Ocimum tenuiflorum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 597. Synonyme für Ocimum tenuiflorum L. sind: Ocimum sanctum L., Ocimum sanctum var. angustifolium Benth., Ocimum sanctum var. cubensis Gomes, Ocimum sanctum var. hirsutum (Benth.) Hook.f., Geniosporum tenuiflorum (L.) Merr., Lumnitzera tenuiflora (L.) Spreng., Moschosma tenuiflorum (L.) Heynh., Ocimum anisodorum F.Muell., Ocimum caryophyllinum F.Muell., Ocimum hirsutum Benth., Ocimum inodorum Burm.f., Ocimum monachorum L., Ocimum scutellarioides Willd. ex Benth., Ocimum subserratum B.Heyne ex Hook.f., Ocimum tenuiflorum var. anisodorum (F.Muell.) Domin, Ocimum tenuiflorum f. villicaulis Domin, Ocimum tomentosum Lam., Plectranthus monachorum (L.) Spreng.[18]

Siehe auch

Literatur

  • N. Singh, Y. Hoette, R. Miller: Tulsi - The Mother Medicine of Nature. 2. Auflage. International Institute of Herbal Medicine, Lucknow 2010.
  • The Flora of China Project: Ocimum sanctum. In: Flora of China. Vol. 17, S. 297 Online-Version
  • Sabine B.J. Eckelmann: Biodiversität der Gattung Ocimum L., insbesondere der Kultursippen. Dissertation. Universität Kassel, Kassel 2002 Inhaltsverzeichnis der Online-Version
  • S. Pojjanapimol, S. Chaiseri, K. R. Cadwallader: Heat induced changes in aroma components of holy basil (Ocimum sanctum L.). In: K. D. Deibler, L. Delwiche (Hrsg.): Handbook of Flavor Characterization: Sensory, Chemical, and Physiological Techniques. Marcel Dekker, 2003, S. 217 ff.
  • Petra Ilg: Basilikum - Die heilige Pflanze der Hindus. Ratgeber Ehrenwirth, München 2000, ISBN 3-431-04019-5.

Weblinks

Commons: Indisches Basilikum (Ocimum tenuiflorum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. A. Kicel u. a.: Composition of the Essential Oil of Ocimum sanctum L. Grown in Poland During Vegetation. In: Journal of Essential Oil Research. Mar./Apr. 2005. doi:10.1080/10412905.2005.9698880.
  2. a b M. A. Kelm u. a.: Antioxidant and cyclooxygenase inhibitory phenolic compounds from Ocimum sanctum Linn. In: Phytomedicine. 7/1/2000, S. 7–13. PMID 10782484.
  3. a b c F. Aqil u. a.: Effect of certain bioactive plant extracts on clinical isolates of beta-lactamase producing methicillin resistant Staphylococcus aureus. In: J Basic Microbiol. 45/2/2005, S. 106–114. PMID 15812867.
  4. M. T. Trevisan u. a.: Characterization of the volatile pattern and antioxidant capacity of essential oils from different species of the genus Ocimum. In: J Agric Food Chem. 54/12/2006, S. 4378–4382. PMID 16756370
  5. P. Prakash, N. Gupta: Therapeutic uses of Ocimum sanctum Linn (Tulsi) with a note on eugenol and its pharmacological actions: a short review. In: Indian J Physiol Pharmacol. 49/2/2005, S. 125–131. PMID 16170979
  6. M. K. Asha u. a.: Anthelmintic activity of essential oil of Ocimum sanctum and eugenol. In: Fitoterapia. 72/6/2001, S. 669–670. PMID 11543966
  7. S. Singh u. a.: Antibacterial activity of Ocimum sanctum L. fixed oil. In: Indian J Exp Biol. 43/9/2005, S. 835–837. PMID 16187537
  8. U. S. Bhartiya u. a.: Protective effect of Ocimum sanctum L after high-dose 131iodine exposure in mice: an in vivo study. In: Indian J Exp Biol. 44/8/2006, S. 647–652. PMID 16924835
  9. M. Subramanian u. a.: Antioxidant and radioprotective properties of an Ocimum sanctum polysaccharide. In: Redox Rep. 10/5/2005, S. 257–264. PMID 16354414
  10. N. Singh u. a.: Effects of antistress plants on biochemical changes during stress reaction. In: Ind. J. Pharmacol. 1991, 23(3), S. 137–142.
  11. Bhattacharyya u. a.: Controlled programmed trial of Ocimum sanctum leaf on generalized anxiety disorders. In: Nepal Med Coll J. 2008, Sep., 10(3), S. 176–179.
  12. S. Sood u. a.: Effect of Ocimum sanctum Linn. on cardiac changes in rats subjected to chronic restraint stress. In: J Ethnopharmacol. 2006 Jul 1; [Epub ahead of print] PMID 16965878
  13. N. Khanna, J. Bhatia: Antinociceptive action of Ocimum sanctum (Tulsi) in mice: possible mechanisms involved. In: J Ethnopharmacol. 88/2-3/2003, S. 293–296. PMID 12963158
  14. N. Singh: A pharmaco-clinical evaluation of some Ayurvedic crude plant drugs as anti-stress agents and their usefulness in some stress diseases of man. In: Ann. Nat. Acad. Ind. Med. 1986, 2(1), S. 14–26.
  15. S. Gupta u. a.: Antidiabetic, antihypercholesterolaemic and antioxidant effect of Ocimum sanctum (Linn) seed oil. In: Indian J Exp Biol. 44/4/2006, S. 300–304. PMID 16629372
  16. J. Samson u. a.: Biogenic amine changes in brain regions and attenuating action of Ocimum sanctumin noise exposure. In: Pharmacol Biochem Behav. 83/1/2006, S. 67–75. PMID 16427690
  17. H. Joshi, M. Parle: Evaluation of nootropic potential of Ocimum sanctum Linn. in mice. In: Indian J Exp Biol. 44/2/2006, S. 133–136. PMID 16480180
  18. R. Govaerts u. a.: Eintrag bei World Checklist of Selected Plant Families, Kew.