Ingraban Dietmar Simon

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Ingraban Dietmar Simon (* 14. April 1938 in Berlin; † 12. April 2024 ebenda)[1] war ein deutscher Jurist und Kunstsammler von Malerei, Grafik und angewandter Kunst. Er lebte in Berlin und befasste sich – an die Sammlungen seines Großvaters, des Berliner Gymnasiallehrers Konrad Simon (1860–1945), anknüpfend – mit historischen Buntpapieren, mit Strohintarsien einschließlich Strohbildern sowie mit Nadelkissen, Nadelbüchlein und weiteren dekorativen Nähutensilien zum Aufbewahren von Näh-, Stopf-, Stick-, Strick- oder Stecknadeln (Needlework Tools) und deren Symbolik. Die Buntpapier-Sammlung befindet sich heute im Deutschen Buch- und Schriftmuseum (DBSM) in Leipzig.[2] Die Needlework Tools-Sammlung hat im Jahr 2022 das Kloster St. Marienberg in Helmstedt übernommen.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen besonderen Rang in seinem Wirken nimmt die 1989 begonnene Sammlung Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert ein. Sie umfasst Strohkunst aus dem 20. Jahrhundert aus über 25 Ländern in Europa, Afrika, Amerika und Asien und ist gut dokumentiert in der Deutschen Nationalbibliothek in digitalisierter Form abrufbar. Sie enthält überwiegend Exponate aus der Zeit von 1955 bis 1990. Während in den westlichen europäischen Ländern einschließlich der Bundesrepublik Deutschland unter wirtschaftlichem Aspekt in dieser Zeit die gewerbliche Herstellung von Strohintarsienarbeiten undenkbar war, blühte diese in den Staaten des Ostblocks geradezu auf. In der DDR in der Ortsnähe von Zittau: Bild und Souvenir mit geschützter Werkstatt, Neugersdorf, später Volkseigener Betrieb mit zeitweise über 220 Beschäftigten. Aber auch zum Beispiel JOSA Strohintarsien in Torgau oder R+A Steckner Strohintarsien in Leipzig. Keiner der Betriebe hat die Wendejahre 1989/1990 überlebt.

Besonders aufwendige Arbeiten sind bis 1989 in Polen hergestellt worden. Hervorzuheben sind die mit Stroh beklebten Schatullen, die Madonnenbilder aus Jasna Góra (Częstochowa) und Ansichten von Monumentalbauten. Historiografisch besonders interessant sind die Spezialgebiete der Sammlung: Kriegsgefangenenarbeiten aus dem Zweiten Weltkrieg und Arbeiten der Goralen in der Zeit des Generalgouvernements. Im außereuropäischen Bereich der Sammlung sind als Besonderheit afrikanischer Volkskunst die Bilder auf und aus getrockneten Bananenblättern – zahlenmäßig überwiegend aus den Ländern Sambia, Kenia und Ruanda – vertreten. Am 22. Mai 2022 ist die inzwischen vom Museum der Strohverarbeitung übernommene Sammlung Strohinarsien, Strohmosaik aus dem 20. Junhundert in Twistringen eröffnet worden.[3][4]

Ingraban D. Simon, der als Autor, Sammler und Ausstellungsmacher wichtige Beiträge zur Kulturgeschichte beisteuerte, lebte in Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf. Seine Ehefrau, die Sozialpädagogin und Mitbegründerin der Selbsthilfegruppe und Interessenvertretung von Prostituierten Hydra, Heide Simon, geboren 7. September 1939 in Stendal, starb am 31. Juli 2021 in Berlin.[5]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: Die Erotische Nadel – Fruchtbarkeits- und Liebessymbole, Stadtmuseum Iserlohn, 3. August bis 23. September[6][7]
  • 1997: Herrnhuter Papier und andere Buntpapiere, Heimatmuseums Herrnhut, 5. Oktober bis 16. November
  • 1998: Fruchtbarkeits- und Liebessymbole, Sonderausstellung im Dreieich-Museum Dreieichenhain vom 25. März bis 24. Mai[8]
  • 1999: Bunt und Glänzend – Alte Buntpapiere aus dem 18. und der Ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Sammlung Konrad Simon, Berlin) und Strohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert (Sammlung Simon, Berlin), Dreieich-Museum Dreieichenhain, 20. Mai bis 25. Juli
  • 2001/2002: Fruchtbarkeits- und Liebessymbole – Die erotische Nadel, Stadtgeschichtsmuseum Haus zum Palmbaum, Arnstadt vom 1. Dezember bis 3. März
  • 2005: Eva und die Nadel - needlework tools – Handarbeitszeug als Arbeitsgeräte, Symbole der Fruchtbarkeit und Liebe, Reiseandenken und Werbeträger, Sonderausstellung im Dreieich-Museum Dreieichenhain vom 10. März bis 8. Mai

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rainer Hein: Wenn Großmutter zum Spargel greift – Dreieich-Museum zeigt 'erotische Nadeln'/ kunstvoll gearbeitet und anregend, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. April 1998
  • Oliver H. Eberhardt: Nadeln plaudern nicht aus dem Nähkästchen – Erotische Symbolik: Ausstellung im Dreieich-Museum, Frankfurter Rundschau vom 7. April 1998

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeige Tagesspiegel vom 20. April 2024
  2. Papierhistorische Sammlungen, auf dnb.de, abgerufen am 10. Mai 2023
  3. Strohmuseum Twistringen, auf hbv-twistringen.de
  4. Spurensuche im Museum: Restauratorinnen analysieren Strohobjekte
  5. Traueranzeige in: Der Tagesspiegel vom 8. August 2021
  6. Margret Orthmayr: Sexuelle Anspielungen zwischen Nadel und Faden – Ungewöhnliche Schau im Iserlohner Stadtmuseum, Westfälische Rundschau vom 2. August 1990
  7. Stichhaltiges aus Amors Köcher - Liebessymbole im Stadtmuseum. 'Erotische Nadel': Exponate in Iserlohn zeigen Hintergründigkeit von Nadelbehältern. Lüdenscheider Nachrichten, 2. August 1990
  8. Als Amor mit Nadeln statt Pfeilen schoß - Blick zurück: Liebessymbole und Blechspielzeuge vergangener Zeiten im Dreieich-Museum, Langener Zeitung vom 27. März 1998