Jacques Bongars

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Jacques Bongars

Jacques Bongars (* 1554 in Orléans; † 29. Juni 1612 in Paris) war ein französischer Diplomat und Büchersammler.

Leben und Werk

Der aus einer Hugenotten-Familie stammende Bongars kam 1564 nach Deutschland und besuchte in Marburg und Jena die Lateinschulen. Es folgten philologische, theologische Studien in Jena, Marburg und Orléans, dann juristische in Bourges. Nach einer Studienreise über Ungarn und Siebenbürgen nach Konstantinopel trat Bongars 1585 als Sekretär des französischen Botschafters in Frankfurt in den diplomatischen Dienst ein. 1593 wurde er durch Heinrich IV. zum Geschäftsträger am englischen und dänischen Hof sowie an deutschen Höfen ernannt.

1581 erschien in Paris Bongars' textkritische Ausgabe von Justins Epitome der Historiae Philippicae des Pompeius Trogus. 1600 veröffentlichte er die Quellensammlung Rerum Hungaricum scriptores varii und 1611 Gesta Dei per Francos mit 20 chronikalen Texten zur Geschichte der Kreuzzüge.

Die Bongarsische Bibliothek

Bongars trug als humanistischer Gelehrter eine wertvolle Bibliothek zusammen. So erwarb er 1604 einen großen Teil der berühmten Handschriftensammlung des verstorbenen Sammlers und Herausgebers Pierre Daniel von Orléans. Seine Bibliothek vermachte Bongars testamentarisch Jakob Graviseth. Dieser erhielt 1624 nach seiner Heirat mit Salome von Erlach, Tochter des Berner Schultheißen Franz Ludwig von Erlach, das bernische Burgerrecht und vermachte im Gegenzug die Bongarsische Bibliothek 1631 der Stadt Bern. Diese Bestände bilden heute die auf die Burgerbibliothek (über 500 Handschriften) und die Zentralbibliothek (gegen 3000 Druckbände) aufgeteilte Sammlung Bongarsiana.[1]

Literatur

  • Hans Bloesch (Hg.): Die Stadt- und Hochschulbibliothek Bern. Grunau, Bern 1932. (Digitalisat)
  • Hermann Hagen: Jacobus Bongarsius: Ein Beitrag zur Geschichte der gelehrten Studien des 16.–17. Jahrhunderts. Fischer, Bern 1874.(Digitalisat)
  • Ariane Huber Hernández: „Wegen bongarsischer arrestierter liberey“. Korrespondenz zum Wechsel der Bibliothek Jacques Bongars’ von Basel nach Bern. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 110 (2010), S. 269–276.
  • Andrist Patrick, Strassburg – Basel – Bern. Bücher auf der Reise. Das Legat der Bibliothek von Jacques Bongars, die Schenkung von Jakob Graviseth und das weitere Schicksal der Sammlung in Bern. In: Berner Hans (Hg.): Scriptorium und Offizin : Festgabe für Martin Steinmann zum 70. Geburtstag, Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde Bd. 110 (2010), S. 249–268.
  • Gerlinde Huber-Rebenich (Hg.): Jacques Bongars (1554–1612). Gelehrter und Diplomat im Zeitalter des Konfessionalismus. Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-152724-1.
  • Ruth Kohlndorfer-Fries: Diplomatie und Gelehrtenrepublik. Die Kontakte des französischen Gesandten Jacques Bongars (1554–1612). Niemeyer, Tübingen 2009.

Einzelnachweise

  1. Claudia Engler: Arte et marte. Franz Ludwig von Erlach und die Bongarsiana. In: Im Auge des Hurrikans, eidgenössische Machteliten und der Dreissigjährige Krieg, hrsg. von André Holenstein, Georg von Erlach und Sarah Rindlisbacher (= Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 77, 2015 Nr. 3, Sonderausgabe), S. 34–50.

Weblinks