Johannes van Mildert

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Porträt von Johannes van Mildert, Stich von Lucas Vorsterman nach einer Zeichnung von Anthonis van Dyck für van Dyck’s Iconographie
St. Johannes in der St. Rumbold Kathedrale in Mechelen

Johannes van Mildert oder Hans van Mildert (auch Joannes van Mildert und Johannes van Milder, Beiname den Duyts = der Deutsche; geboren Anfang Januar 1588, getauft am 17. Januar 1588 in Königsberg; gestorben am 21. September 1638 in Antwerpen)[1] war ein flämischer Bildhauer, der für seine barocken Skulpturen bekannt ist, die in vielen belgischen und niederländischen Kirchen erhalten sind.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johannes van Mildert war der Sohn des Antwerpener Malers Anthoon van Mildert (gest. 1597), der in das ostpreußische Königsberg ausgewandert war. Er war wahrscheinlich ein Schüler von Willem van den Blocke, einem anderen Flamen, der sich in Danzig niedergelassen hatte.[1]

Nach dem Tode seines Vaters ging er womöglich schon 1606[2] nach Antwerpen, dort wurde er 1610 als Freimeister Mitglied der Lukasgilde. Er unternahm wahrscheinlich um das Jahr 1608 herum eine Reise nach Rom. Man nimmt an, dass er nach 1620 eine gewisse Zeit in Paris war.[1][3][2] Diese Angaben werden jedoch von anderen angezweifelt.[4] Am 12. Februar 1612 heiratete er die Tochter eines Kaufmanns, Elisabeth Waeyens, mit der zusammen er 11 Kinder hatte.[4] Er wurde 1628 Bürger von Antwerpen.[4] In Antwerpen wurde er ein Freund von Peter Paul Rubens, der einen ähnlichen Hintergrund aufwies. Sie waren beide Flamen, die auswärts geboren waren und in die Heimatstadt zurückkehrten.[1] 1628 bekam er das Bürgerrecht der Stadt Antwerpen.[4] 1632 wurde er Ältermann der Lukasgilde[2] und als Rubens 1633 zum Dekan der Antwerpener Lukasgilde gewählt wurde, wurde ihm erlaubt, die täglichen Amtsgeschäfte in die Hände von van Mildert zu legen[5] 1633 wurde er Hofbildhauer des Erzherzogs Albrecht. Von 1634 bis 1636 war er selber Dekan der Lukasgilde.[2]

Seinen Beinamen den Duyts, also der Deutsche, bekam er, weil er in Königsberg geboren und aufgewachsen war. Sein Sohn Cornelis van Mildert wurde ebenfalls Bildhauer und Zeichner.[1] Cornelis führte die Werkstatt seines Vaters fort.[2] Seine Tochter Elisabeth war verheiratet mit dem Bildhauer Gerard van Opstal.[6] Sein Sohn Cornelis und sein Schwiegersohn vollendeten einige der Werke, die zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht fertig waren.[7] Der zweite Sohn trug den Namen Peter Paul und war ein Patenkind von Peter Paul Rubens und war Maler. Er wurde Rubens Schwiegersohn.[2]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1617 fertigte er die Bildhauerarbeiten im Hause von Rubens in Treppenhaus und Porticus. Er schuf zahlreiche Werke wie Altäre, Apostelfiguren, Grabdenkmäler und Teile für die Architektur für Kirchen in Antwerpen und Flandern, aber auch Porträtbüsten.[2] Auf diese Weise wurde er zum Hauptkonkurrenten der Werkstatt der Brüder Hans und Robert Colyns de Nole, die den Antwerpener Markt seit Beginn des 17. Jahrhunderts dominierten.[8]

Das Waterpoort in Antwerpen. Entwurf von Rubens, Ausführung von Mildert

Anfangs arbeitete er im Stil des Manierismus. Die monumentale Kamineinfassung aus Alabaster, die er 1618 für den Hochzeitssaal des Antwerpener Rathauses machte, folgte dem manieristischen Stil von Cornelis Floris de Vriendt und basiert womöglich auf einer Zeichnung von Floris. Ungefähr zu dieser Zeit begann er im barocken Stil seines Freundes Rubens zu arbeiten. 1618 schuf er einen Altar aus schwarzem und weißem Marmor für die Kapellenkirche in Brüssel nach einem Entwurf von Rubens. Diese Konstruktion (heute in Saint-Josse-ten-Noode) war der erste Steinaltar in der Form eines Portikus in den südlichen Niederlanden.[3] Rubens beauftragte van Mildert auch, die bekannte Trennwand mit Bögen in Rubens’ Residenz in Antwerpen zu fertigen.[3] Weiterhin führte er Rubens’ Entwurf für das Waterport (Wassertor) aus, ein Tor, das ursprünglich Teil der Antwerpener Stadtmauer war.[9]

Trotz der barocken Natur seiner architektonischen Arbeiten folgten seine figürlichen Arbeiten dem nicht-dynamischen Stil der Renaissance. Sein Bildnis des St. Gummarus für den barocken Altar in der St.-Gummarus-Kirche in Lier von 1620 hat schwere Proportionen, ist unrealistisch in den Details und statisch in der Anmutung. Spätere Werke wie die Marmorstatue des Apostels Simon von 1638 in der St. Rumbold's Kathedrale in Mechelen sind jedoch lebendiger und realistisch.[3] Das gilt auch für die Skulpturen, die er nach den Entwürfen von Rubens fertigte, wie die Figur von Erzengel Michael im Kampf mit dem Teufel, die für die Abteikirche St. Michael in Antwerpen entstand und sich heute in der St.-Trudo-Kirche in Zundert befindet.[10][11]

Van Mildert spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Formen der flämischen Kircheneinrichtungen. In diesem Gebiet von barocken Bildhauerarbeiten in den südlichen Niederlanden leistete er seine wichtigsten Beiträge, obwohl die Qualität seiner figürlichen Darstellungen nicht die Qualität seiner Zeitgenossen Artus Quellinus und François Duquesnoy erreichte. Weil er auf diesem Gebiet renommiert war, bekam er den Auftrag zu Entwurf und Ausführung des Hauptaltars der St.-Johannes-Kathedrale in ’s-Hertogenbosch. Eine Zeichnung und ein Gemälde dieses Altars von Pieter Saenredam sind erhalten und Teile des Altars sind jetzt im Rijksmuseum in Amsterdam.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Krollmann, Hans (Johann) van Mildert, in: Christian Krollmann, Kurt Forstreuter, Fritz Gaus (Hrsg.), Altpreußische Biographie, herausgegeben im Auftrage der historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Bd. II, Marburg 1967, S. 437.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johannes van Mildert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Johannes van Mildert. vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (niederländisch)
  2. a b c d e f g Altpreußische Biographie S. 437
  3. a b c d Iris Kockelbergh: Hans van Mildert. In: The Grove Encyclopedia of Northern Renaissance Art. Abgerufen am 19. Dezember 2015.
  4. a b c d Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 89. S. 448f.
  5. Peter Paul Rubens Biographie (Memento des Originals vom 23. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/barokinvlaanderen.vlaamsekunstcollectie.be
  6. Biographische Details zu Gerard van Opstal vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (niederländisch)
  7. Elfenbeinschnitzermeister: Gerard van Opstal
  8. Aanbidding door de koningen.@1@2Vorlage:Toter Link/www.kmska.be (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)
  9. De Waterpoort
  10. a b Hans van Mildert on ‘Thuis in Brabant’ (niederländisch)
  11. Peter Paul Rubens, St. Norbert Overcoming Tanchelm, ca. 1622–23. (Memento vom 25. Juli 2010 im Internet Archive)