Julius Wilhelm Hornung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Corps Rhenania Tübingen: Mensur 1898–99

Julius Wilhelm Hornung (* 1861 in Tübingen; † 21. April 1929 ebenda)[1] war ein königlich Württembergischer (Hof)-Fotograf in Tübingen[2]. Er war ein Sohn des Malers und Fotografen Wilhelm Hornung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine typische Arbeit Hornungs: Eine Scherzfotomontage, hier anlässlich des bestandenen Abiturs, 1906

1884 übernahm Julius Wilhelm Hornung das Atelier seines früh verstorbenen Vaters Wilhelm Hornung in der Uhlandstraße 11 in Tübingen.[3] Es ist anzunehmen, dass er bereits früher in dem Atelier des Vaters gearbeitet hatte. In den ersten Jahren nach der Übernahme bis in die 1890er Jahre firmierte er unter dem gleichen Namen wie sein Vater. Da er die Tradition des Vaters im gleichen Atelier fortführte, fällt es bei undatierten Fotos aus den 1880er und 90er Jahren schwer, die Arbeit des Sohnes von der des Vaters zu unterscheiden.

Julius Wilhelm Hornung „produzierte eine große Zahl von Scherzmontagen für Studentenverbindungen, an deren Exaktheit und Qualität Sinners Arbeiten mit grob wirkenden Bildkombinationen nicht heranreichen konnten“.[4] Ähnlich wie sein Vater machte er auch Erinnerungsfotos für Vereine und Belegschaften von Firmen.

Um 1900 erhielt Hornung den Titel eines „königlichen Hofphotographen“.[2] Er war gesellschaftlich sehr aktiv: Seit etwa 1898 saß er als Mitglied der Deutschen Partei im Gemeinderat der Stadt Tübingen. Am 30. Dezember 1898 wurde er vom neuen Bürgerausschuss zu dessen stellvertretendem Obmann (an Seite von Prof. Teuffel als Obmann) gewählt.[5] Er war Vorstand des Tübinger Sängerkranzes.[6] Ferner war er Vorstandsmitglied der Tübinger Ortsgruppe des Vereins zur Erhaltung der Volkstrachten in Schwaben.[7]

Hornung machte auch ab und zu andere Fotos als Scherzmontagen und ironischerweise sind von diesen anteilmäßig mehr erhalten. (vgl. die unten angefügte Liste)

Hornung reproduzierte frühe, von Johann Gottlieb Nörrenberg 1848 angefertigte, Daguerreotypien mit Stadtansichten Tübingens (siehe: Tübinger Ansichten vom Schloss) die dadurch den Nachkommen überliefert wurden.

Julius Wilhelm Hornung übernahm auch von seinem Vater den Hopfenanbau. Die beiden Hopfenspeicher in der Wöhrdstraße existierten bis ins 20. Jahrhundert.[8]

Hornung war verheiratet mit Sofia Hornung geborene Stahl, mit der er mehrere Kinder hatte. Da keines seiner Kinder ernsthaftes Interesse an Fotografie hatte, veräußerte Hornung sein Atelier – höchstwahrscheinlich mit den Original-Glasplatten seiner Fotos und auch der Fotos seines Vaters – vor 1925 an Lorenz Bäuerle, lebte aber weiter als Privatier in der Uhlandstraße 11 bis zu seinem Tod.[9] Das Fotoatelier übernahm 1933 Walter Borst (Neueröffnung am 10. August).[10] Es existierte unter dieser Adresse bis Ende der 1950er Jahre. Anfang der 1960er wurde das Haus renoviert und jegliche Spuren der Existenz eines Fotoateliers wurden damals getilgt. Auf diese Weise ist das Originalwerk der zwei bedeutenden Tübinger Fotografen verloren gegangen. Im Umlauf[11] gibt es aber immer wieder (inzwischen stark verblasste und vergilbte) Originalabzuge.

Bekannte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburts- und Todesjahr sowie Geburts- und Todesort: ... und grüßen Sie mir die Welt. Tübingen – eine Universitätsstadt auf den Postkarten, S. 210 – genaues Sterbedatum ergänzt aus dem Sterberegister Tübingen 1929, Nr. 244; dort ist auch Hornungs Alter mit 67 Jahren angegeben, er war also nach dem 21. April geboren.
  2. a b c Udo Rauch: Quartier der Polizei ...
  3. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben ..., S. 35 mit Berufung auf „Tübinger Chronik“ vom 20. und 22. Juli 1884.
  4. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben ..., S. 94
  5. „Tübinger Blätter“ 2 (1899), Heft 1, Beilage, S. 2.
  6. Adress- und Geschäfts-Handbuch der Oberamts- und Universitäts-Stadt Tübingen, 1902, S. 27.
  7. Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben ..., S. 102, Anmerkung 281.
  8. ... und grüßen Sie mir die Welt. Tübingen – eine Universitätsstadt auf den Postkarten, S. 82 – An der Stelle der Hopfenspeicher gibt es jetzt das Neckarparkhaus.
  9. Amtliches Adreßbuch von Amt u. Bezirk Tübingen, 1925
  10. Anzeige in der „Tübinger Chronik“ vom 9. August 1933
  11. Auf Portalen wie eBay, ZVAB, Delcampe u. a.
  12. Wolfgang Hesse: In: „Rundbrief-Fotografie“

Bibliographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Julius Wilhelm Hornung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien