Kafka am Strand

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Kafka am Strand (jap. 海辺のカフカ, Umibe no Kafuka) ist ein Roman des japanischen Autors Haruki Murakami, der am 12. September 2002 in zwei Bänden beim Verlag Shinchōsha erschienen ist. Die japanische Taschenbuchausgabe folgte 2005. Innerhalb des ersten Monats nach seiner Veröffentlichung wurden in Japan 500.000 Exemplare verkauft.[1] Es folgten Übersetzungen in mehrere Sprachen, darunter 2004 eine deutsche von Ursula Gräfe beim DuMont Verlag.

Inhalt

Der fünfzehnjährige Kafka Tamura wurde früh von Mutter und Schwester verlassen und beschließt, seinen achtlosen Vater zu verlassen und abzuhauen. Mit dem Hintergedanken, der stärkste fünfzehnjährige Junge der Welt zu werden, verlässt er an seinem Geburtstag seinen Heimatbezirk Nogata in Tokio und begibt sich mit dem Bus nach Takamatsu. Stets wird er begleitet von einer Figur namens Krähe, die eigentlich nur zu besonderen und wichtigen Situationen eine Gestalt annimmt. Krähe spricht oft Kafkas Ängste an oder gibt Ratschläge. Geschieht dies, ändert sich das Schriftbild.

Der Hauptgrund für seine Flucht ist ein ödipaler Fluch, der von Kafkas Vater ausgesprochen wurde. Er besagt, dass Kafka eines Tages seinen Vater töten und sich mit Schwester und Mutter vereinigen werde. Dieser Fluch wurde Kafka von seinem Vater schon als Kind eingebläut, doch Kafka wusste damals noch nicht, was mit „vereinigen“ gemeint ist. Nach Kafkas Aufbruch überschlagen sich die Ereignisse für den Jugendlichen. Zuerst macht er Bekanntschaft mit Sakura, einer jungen Frau, in der Kafka schnell seine Schwester vermutet und die ihm auf Anhieb sympathisch erscheint. Der Weg des Jungen führt ihn in die Komura-Gedächtnisbibliothek, in der er auf einen jungen Mann namens Oshima trifft. Als Kafka einige Tage später blutüberströmt in einem Gebüsch aufwacht und anschließend erfährt, dass in dieser Zeit sein Vater ermordet wurde, spitzt sich seine Situation zu.

In den Romankapiteln mit einer geraden Zahl wird parallel die Geschichte des alten und geistig behinderten Saturo Nakata erzählt. Er verlor als Schulkind durch einen mysteriösen Unfall während des Zweiten Weltkrieges sein Gedächtnis und kann seitdem weder lesen noch schreiben. Dank seiner Fähigkeit, die Sprache der Katzen zu verstehen und zu sprechen, kann er im entgeltlichen Auftrag von Katzenbesitzern nach ihren verschwundenen Katzen suchen. Als Nakata eines Tages dem Katzenmörder Johnnie Walker begegnet, provoziert Walker Nakata ihn auf seinen Wunsch hin zu töten. Daraufhin flüchtet auch Nakata und verlässt zum ersten Mal in seinem Leben Tokio.

Nakata, der sich durch seine Eingebung dazu berufen fühlt zu verschwinden, fährt in dieselbe Stadt, in die es auch Kafka verschlagen hat. Kafka, der bereits die fünfzigjährige Saeki, Sängerin des Liedes Kafka am Strand, kennengelernt hat, verliebt sich in den fünfzehnjährigen Geist dieser Frau und scheint Tag für Tag der Erfüllung der Prophezeiung näher zu kommen – denn er vermutet, dass Saeki seine Mutter ist. Mit der Hilfe des jungen Truckfahrers Hoshino begibt sich Nakata auf die Suche nach dem geheimnisvollen Eingangsstein, einem Tor in eine andere Welt, das auch schon im Lied „Kafka am Strand“ beschrieben wurde. Nakata weiß, dass er den Eingang öffnen muss, um verschiedene Dinge wieder so einzurichten, wie sie sein sollten.

Rezeption

Der Großteil der Kritiker war von dem Roman angetan. So war das Buch etwa in der Liste der besten zehn Bücher 2005 der New York Times enthalten.[2] 2006 gewann Kafka am Strand den World Fantasy Award.

Jörg Magenau lobte in einer Besprechung in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Murakami schaffe es, „westlichen Individualisierungswunsch und fernöstliche Ganzheitlichkeit miteinander zu versöhnen, Freiheit und Notwendigkeit zugleich zu propagieren.“ Murakami sei ein „freundlicher Erzähler“ und seine Werke seien eigentlich „Jugendbücher für Erwachsene“.[3] Burkhard Müller schrieb in der Süddeutschen Zeitung, dass dem Buch wegen des ständigen Wechsels zwischen den beiden Erzählebenen die Spannung gegen Ende verloren gehe, es aber trotzdem vor allem junge Leser ansprechen dürfte. „Denn davon, wie es ist, verlassen zu sein, und auf welche überraschende Weise man aus dieser typischen Falle des Anfangs herauskommt, davon kann niemand so schreiben wie Murakami.“[3]

Ausgaben

Einzelnachweise

  1. http://www.47news.jp/CN/200404/CN2004042401000339.html
  2. http://www.nytimes.com/2005/12/11/books/review/tenbest.html
  3. a b http://www.buecher.de/w1100485faz383217866X