Klippenspringen

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Doppelsalto vorwärts mit halber Schraube 15 m Gunnar Bull-Berg, Ponte Brolla (Schweiz)
Mazatlán (Mexiko)
Klippenspringen am Gardasee nähe Torbole (Italien). Sprunghöhen: 5-30 m

Klippenspringen ist eine Sportart, bei der die Sportler von Felsklippen aus über zehn Metern Höhe in Gewässer springen. Sie verbindet Techniken des Turmspringens mit den Anforderungen, die die freie Natur an die Sportler stellt.

Wettkämpfe

Seit 1997 finden internationale Wettbewerbe in dieser Sportart statt. Hier gilt es, wie beim Wasserspringen möglichst schwierige Figuren in der Luft zu zeigen, bevor anschließend möglichst spritzerlos eingetaucht wird. Wie beim Wasserspringen setzen sich die Figuren aus Schrauben und Salti (vorwärts und rückwärts) zusammen. Im Gegensatz zum Wasserspringen wird jedoch fast ausschließlich mit den Füßen voran und angelegten Armen eingetaucht, da das Eintauchen kopfüber die Muskulatur in Hals und Schulter bei mehreren Sprüngen pro Tag zu stark beansprucht. Zusätzlich wird für die meisten Sprungkombinationen der Barani, ein Vorwärtssalto mit halber Schraube, als Abschluss verwendet, da er während der gesamten Ausführung das Anvisieren der Wasseroberfläche ermöglicht.

Um den Springern sichere Bedingungen zu bieten, sind während der Wettkämpfe ständig Rettungstaucher in der Nähe des Eintauchbereichs.

Mit dem aus Acapulco bekannten Klippenspringen hat der Sport nur wenig gemeinsam: Sichere, überhängende Absprungplattformen sowie eine ausreichende Wassertiefe sind Voraussetzung, die vielen Salti und Schrauben überhaupt versuchen zu können.

Jahrelanges Training im Wasserspringen ist Grundvoraussetzung dafür, diesen Sport mit einem minimierten Verletzungsrisiko betreiben zu können. Die Absprunghöhen bewegen sich auf europäischem Wettkampfniveau zwischen 13 und 22 Metern. Bei Worldcupveranstaltungen wird aus bis zu 28 Metern gesprungen, wobei fünf Wettkampfrichter Noten von 0 (Sprung nicht oder komplett falsch ausgeführt) bis 10 (perfekter Sprung) vergeben. Als einer der erfolgreichsten Klippenspringer der letzten Jahre gilt der ehemalige kolumbianische Kunst- und Turmspringer Orlando Duque, der drei Weltmeistertitel erspringen konnte.

Beim volkstümlichen Klippenspringen versuchen sich mutige, meist junge Männer im Springen in Gewässer. Die Sicherheit bleibt hier oft auf der Strecke: Es wird in riskante Untiefen, von rutschigen Absprüngen und unkontrolliert weit nach vorne gesprungen.

Weltmeisterschaft

Erst seit 2013 ist Klippenspringen Disziplin der Schwimm-WM, ausgerichtet vom Schwimmweltverband FINA. In Barcelona sprangen 29.–31. Juli 2013 Männer 27  m, Frauen 20 m hinunter ins Wasser. Von sechs Frauen errang Cesilie Carlton (USA) den Weltmeistertitel, unter 14 Männern wurde Orlando Duque aus Kolumbien High Dive World Champion.[1][2][3]

Am 4. August 2015 führte der Extremsportler Lazaro Schaller beim Wasserfall Cascada del Salto[4] nördlich des Ortes Maggia in der Schweiz einen Weltrekord-Klippensprung aus 58,8 Metern Höhe durch.[5]

Klippenspringen Acapulco

Bekannt wurde der Sport durch die in Acapulco, Mexiko, gelegenen Felsen La Quebrada. Die ursprünglich als Perlentaucher arbeitenden Männer und Frauen zeigen heute Kopfsprünge in den Pazifik als Touristenattraktion. Es ranken sich viele Legenden darum, aus welcher Höhe dort gesprungen wird: Angeschrieben auf dem Top sind 36 Meter, doch reden viele von 41 Metern. Tatsächlich ist das höchste Level auf 85 ft. oder 25,90 Metern. Da die Felsen nicht überhängend sind, besteht die Hauptgefahr darin, nicht weit genug nach vorne zu springen (ca. 8 m). Die Wassertiefe ist nur bei Hochwasser einigermaßen sicher.

Gumpenspringen in Bayern

In Bayern, insbesondere im Allgäu, hat sich der Begriff „Gumpenspringen“ oder auch „Gumpenjucken“ fest als Synonym für das Klippenspringen etabliert.[6] Dieser Extremsport erfreut sich dort so großer Popularität, dass der Bayerische Rundfunk eine Sendung darüber ausstrahlte: „Wir in Bayern - Gumpenspringen an den Buchenegger Wasserfällen“.[7] Die höchste Absprungstelle dort liegt gut 30 Meter über dem Wasser. Weitere beliebte Sprungplätze sind der Ammerdurchbruch (Scheibum) bei Saulgrub und die Gumpen am Sylvensteinspeicher.

Bekannte Orte

Klippensprung 24 m, Klippe südöstlich von Andipaxos
La Jolla (San Diego)

Bekannte Klippen für die Ausübung des Sports sind:

Ort Land Sprunghöhe Karte
Acapulco Mexiko 35 m (Karte)
Ponte Brolla Tessin, Schweiz 7, 10, 13, 15, 19, 20 m (Karte)
Andipaxos Griechenland 24 m (Karte)
Lovrijenac Kroatien 25 m (Burgfelsen in Dubrovnik) (Karte)
Verudela Kroatien 14, 15, 20 m
Sidari Griechenland 3, 5,8 m (Karte)
Sisikon Schweiz, 26 m [8]
Falkensteinwand Österreich 28 m
Menorca Spanien 7, 9, 13, 17, 18 m
Buchenegger Wasserfälle[6] Deutschland 12 - 30 m[7]
Gardasee Italien 5 - 30 m
Mazatlán Mexiko unklar
Barcelona, Hafen Moll de la Fusta (Gerüst) Spanien 5, 10, (... ?), 20, 27 m (Schwimm WM BCN2013)
Horseshoe Lake Kanada 3–24 m [9]
La Jolla Cove Vereinigte Staaten unklar
Stari Most Bosnien und Herzegowina ca 25 m

Physik

Ein Klippenspringer taucht nach einem Absprung aus 10 Metern Höhe aufgrund der Erdbeschleunigung mit knapp 50 km/h ins Wasser. Innerhalb weniger Zehntelsekunden reduziert sich dann seine Geschwindigkeit durch Aufprall, Strömungswiderstand, Auftrieb und zuletzt Schwimmbewegung auf Null. Diese Verzögerung erfolgt mit etwa dem negativ Dreifachen der Erdbeschleunigung. Samt der Kompensation des Körpergewichts wirken also vom umgebenden Wasser über die Hautoberfläche Kräfte von in Summe dem Vierfachen des Körpergewichts auf den Menschen ein.

Die Sprungdauer, als idealer freier Fall also ohne Wirkung von Luftwiderstand gerechnet, beträgt für h=10 m Höhe nach der Formel

.

Die Eintauchgeschwindigkeit, als idealer freier Fall also ohne Wirkung von Luftwiderstand gerechnet, beträgt

.

Ein Sprung aus 20 m Höhe dauert ungefähr 2 s, bis die Zehen in das Wasser eindringen. Bei 27,5 m Sprunghöhe werden innerhalb von 2,5 s nach obiger Formel höchstens 84 km/h erreicht. Bei freiem Fall und Einnahme einer stabilen, quer zum Fall ausgerichteten Lage mit gespreizten Armen und Beinen, würde nach ca. 7 Sekunden die Fallgrenzgeschwindigkeit des menschlichen Körpers von ca. 55 m/s (ca. 198 km/h) erreicht, siehe erdnaher freier Fall.

Brücken

Brücken liegen aus Gründen der Topologie, der Lage der Verkehrsader, der Hochwassersicherheit, des Tidenhubs oder der freien Durchfahrtshöhe für Schiffsverkehr eine gewisse Höhe über dem Wasserspiegel des Gewässers darunter.

Donau (Österreich)

Typisch für die Donau in Österreich sind Durchfahrtshöhen von mindestens um 7,50 m. Wer von der Nibelungenbrücke (Linz) springt, fällt in Summe Tragwerkshöhe bis OK Gehsteig (geschätzt 4,5 - 5 m) plus Durchfahrtshöhe (7,52 m bei Standardpegel laut DoRIS) also mehr als 12 m und damit gefährliche Klippensprung-Höhe. Im trüben Wasser können Fremdkörper nicht ausgemacht werden, die Wassertiefe ist selten bekannt, nicht nur auf der Donau besteht noch die Gefahr, durch die Strömung unter stehende (angelegte, verankerte) oder fahrende Schiffe - mit Schiffschraube - gezogen zu werden.[10]

Limmat (Schweiz)

Die Kornhausbrücke in Zürich dient jedes Jahr beim Limmatschwimmen als Bühne für eine Sprungvorführung. Höhe 10 Meter.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Klippenspringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. High Diving als WM-Spektakel - Premiere für High Diving, ORF.at vom 1. August 2013
  2. http://www.bcn2013.com/en/searcher?filter_text=&filter_tags=&filter_sport=13&filter_competition= BCN2013, Schwimm WM Barcelona, Suche High Diving, vom Juli 2013, abgerufen am 1. August 2013
  3. Nichts für schwache Nerven - Rein ins kühle Nass, ORF.at vom 1. August 2013 - Bilder von Sprüngen und dem Gerüst
  4. Standort Cascada del Salto
  5. Neuer Weltrekord im Klippenspringen
  6. a b "Gumpen jucken" - Allgäuer Nervenkitzel im Natur- Erlebnisbad Buchenegger Wasserfälle
  7. a b Heimatgeschichten: Gumpenspringen im Oberallgäu, Markus Kampp, 18. Juli 2013
  8. RED BULL CLIFF DIVING SERIES SISIKON Facts and Figures (PDF; 22 kB)
  9. Parks Canada: Accident Reports - July 2011
  10. Nach Sprung in die Donau vermisst, ORF.at vom 3. August 2013