Köbes

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Köbes im Kölner Brauhaus Früh nach Feierabend (2010)

Als Köbes [køːbəs] wird seit etwa dem 19. Jahrhundert ein Kellner bezeichnet, der in Brauhäusern in Köln, Bonn, Düsseldorf oder Krefeld Bier serviert. Traditionell trägt er stets eine blaue Schürze aus Leinen mit einer ledernen umgeschnallten Geldtasche.[1]

Herkunft

„Köbes“ ist die kölsche Form von Jakob[1] und gleichermaßen auch in anderen Dialekten im Rheinland vertreten, wird aber gelegentlich auch in der Nebenbedeutung „eigensinniger, kantiger oder vierschrötiger Mensch“ verwendet.[2][3]

Teilnehmer des im März 1987 abgehaltenen Kongresses Köln als Pilgerziel und Sammelpunkt der Jakobspilger,[4] die nach dem Tagungsende im Brauhaus Sion zusammensaßen, entwickelten eine Theorie, die als Legende und kölsches Erzählgut schon seit Jahrzehnten in Umlauf war. Der Ursprung des Begriffs sei in der Pilgerfahrt zum Grab des heiligen Jakobus im spanischen Santiago de Compostela zu finden. Zurückkehrende oder durchreisende Pilger hätten in den Wirtschaften so viel von ihrer Reise zu erzählen gewusst, dass sie von den Wirten schließlich angestellt worden seien. Diese Deutung wurde 2003 von den Sachbuchautoren Franz Mathar und Karl-Heinz Schrörs in die einschlägige Literatur aufgenommen.[5] Diese Herleitung ist aufgrund anderer Quellen weder geographisch noch zeitlich haltbar; wahrscheinlicher ist eine Herkunft aus der Nebenbedeutung des Worts oder von einer bestimmten Person.[2]

Auftreten

Der Köbes und seine Art zu servieren gehören zur typisch rheinischen Brauhauskultur. Wenn ein Bierglas leer ist, stellt der Köbes ohne Bestellung ein neues Glas hin, es sei denn, der Gast legt einen Bierdeckel auf das Glas oder signalisiert, dass er zahlen will. Die oft ruppige Art der Köbesse wird auf die in besucherfreundlicher Gastronomie wenig geschulten Brauknechte, die auch im Schankraum bedienen mussten, zurückgeführt:

„In Köln war alles anders. […] Man bestellt kein Kölsch in einem Brauhaus, man bekommt es zugeteilt. Ebenso wenig ist der Köbes ein Kellner, sondern ein Brauereigehilfe, dessen Stolz es ausschließt, Bier an Tische zu tragen. Sofern sich Kölner allerdings an Regeln halten, was selten genug der Fall ist, tun sie es in Erwartung der damit verbundenen Ausnahme, deren eine besagt, dass Köbesse letzten Endes doch Bier an Tische tragen, weil sie Unternehmer sind und ergo keine Kellner. […] An einen Köbes musst du glauben wie an die Vorsehung oder den Erzengel Gabriel. Dann wird alles gut.“[6]

Varianten

Das Pendant zum Köbes ist der Zappes, der Zapfkellner, der das Bier aus dem Fass an den Köbes oder vereinzelt auch direkt an Gäste ausschenkt. Die Funktion des Zappes kann von den Köbessen abwechselnd ausgeführt werden. Da Köbesse wie andere Gastronomiebedienstete zu einem nicht unerheblichen Teil von Trinkgeld leben, beteiligen sie den Dauer-Zappes oft an ihren Einnahmen.

Der Köbes war früher auch der Lehrling in einer Brauerei. Tagsüber half er beim Brauen, abends bediente er in der Schankstube. Beschränkte sich seine Aufgabe dort auf das reine Befüllen der Biergläser, wurde auch er als „Zappjung“ (Zapfjunge) bezeichnet.[7]

Heute finden sich vereinzelt auch Frauen, die in typischer Köbes-Kleidung bedienen und gelegentlich als Köbine bezeichnet werden.[A 1]

Orte

Traditionelle Köbesse findet man heute noch in:

Der Köbes als Namensgeber

Der Köbes ist assoziativer Namensgeber für eine Vielzahl von Begriffen. In Köln und im weiteren Umland heißen sowohl einige Dutzend Gasthäuser „Zum Köbes“ oder ähnlich[A 2] als auch mindestens eine Karnevalsgesellschaft.[A 3] Außerdem heißt die Hausband der Kölner Stunksitzung Köbes Underground. Köbes ist außerdem der Name eines Kölner Kräuterbitters.

Das Institut für deutsche Sprache und Literatur II der philosophischen Fakultät der Universität zu Köln veröffentlicht die „Kölner Beiträge zur Sprachdidaktik“ unter der Kurzbezeichnung KöBeS.[8]

Literatur

  • Franz Mathar: Köbes, noch e Kölsch!. Greven-Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7743-0296-0.
  • Tobias Büscher: Kölner Kuriositäten: Klüngel, Köbes, Karneval – was die Stadt so einzigartig macht. Bachem-Verlag, Köln 2004, ISBN 3-7616-1791-7.
  • Detlef Rick, Janus Fröhlich: KölschKultur. Emons, Köln 2005, ISBN 3-89705-377-2.
  • Michael Scuffil: Drink doch ene mit! Der kölsche Köbes. Verlag Emons, Köln 2007, ISBN 978-3-89705-505-6

Weblinks

Wiktionary: Köbes – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Zum Beispiel von der Werbeagentur der Brauerei Gaffel in einer Pressemitteilung (Memento vom 9. Dezember 2011 im Internet Archive) (abgerufen am 9. Dezember 2011 via Wayback Machine)
  2. Siehe z.B.: http://www.zum-koebes.de/, http://www.zum-koebes-ahr.de/ u.v.a.
  3. Siehe: http://www.kg-koebes.de/

Einzelnachweise

  1. a b Band 2, Seite 68 links in Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 3 Bände mit 1168 Seiten. Greven Verlag Köln. 12. Auflage, 1999. ISBN 3-7743-0243-X
  2. a b Peter Honnen: „Alles Kokolores? - Wörter und Wortgeschichten aus dem Rheinland“, Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0418-5, Seite 127
  3. Rheinisches Wörterbuch. Im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde und des Provinzialverbandes der Rheinprovinz auf Grund der von Johannes Franck begonnenen, von allen Kreisen des Rheinischen Volkes unterstützten Sammlung bearbeitet und herausgegeben von Josef Müller, Heinrich Dittmaier, Rudolf Schützeichel und Mattias Zender. 9 Bände. Bonn/Berlin 1928-1971. Band IV (K), Spalte 31, unter dem Stichwort „Kobes, Köbes“ – Online abfragbar im woerterbuchnetz.de.
  4. Herbert Simon (Hrsg.): Köln als Pilgerziel und Sammelpunkt der Jakobspilger. Internationales Treffen Europäischer Vereinigungen Gegründet zu Ehre des Apostels Jakobus des Älteren, Santioago de Compostela, 13. - 15. März 1987. Sankt-Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., Düsseldorf 1987 (ohne ISBN).
  5. Seite 132 in Franz Matthar und KH Schrörs: Kölsch Story. Die Geschichte des kölschen Brauwesens. Köln 2003
  6. Frank Schätzing, Keine Angst, München 2007, S. 228 f.
  7. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz, Band 3, 12. Auflage. Greven Verlag, Köln 1999, ISBN 3-7743-0243-X. S. 303
  8. Kölner Beiträge zur Sprachdidaktik. Auf becker-mrotzek.phil-fak.uni-koeln.de, abgerufen am 31. August 2016