Laacher See

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Laacher See
Laacher See mit Benediktinerabtei Maria Laach, Hochstein und Hochsimmer im Hintergrund
Geographische Lage Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz
Zuflüsse Quellen im See
Abfluss Delius-Stollen mit 0,050 m³/s
Inseln keine
Daten
Koordinaten 50° 24′ 37″ N, 7° 16′ 11″ OKoordinaten: 50° 24′ 37″ N, 7° 16′ 11″ O
Laacher See (Rheinland-Pfalz)
Laacher See (Rheinland-Pfalz)
Höhe über Meeresspiegel 275 m ü. NHN
Fläche 3,31 km²
Breite 1,186 km
Volumen 103.000.000 m³
Umfang 7,3 km
Maximale Tiefe 51 m
Mittlere Tiefe 31 m
Einzugsgebiet 12,2 km²

Besonderheiten

Mofetten

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Landschaftskarte der Vordereifel

Der Laacher See befindet sich in der Vulkaneifel nahe der Abtei Maria Laach. Dieser Calderasee ist der größte See in Rheinland-Pfalz. Er gehört wie die Abtei Maria Laach zur Ortsgemeinde Glees. Der Laacher Vulkan brach zuletzt etwa 10930 v. Chr aus.[1] Spuren der vulkanischen Tätigkeit finden sich noch heute in Form vulkanischer Ausgasungen.

Etymologie

Das Wort Laach, verwandt mit unserem heutigen Wort Lache, entstammt dem althochdeutschen lacha (aus latein. lacus, -ūs m. – See), das später zu laach wurde und See bedeutet. Der Name Laacher See ist somit ein Pleonasmus. Laach ist auch auf den Namen von Ort und Kloster übergegangen. Letzteres wurde erst 1863 von den Jesuiten in Maria Laach umgetauft.

Merkmale

Der ovale See ist mit rund 3,3 km²[2] der größte See in Rheinland-Pfalz und befindet sich in der Vordereifel (Osteifelvulkangebiet) in der Nähe der Städte Andernach (8 km), Bonn (37 km), Koblenz (24 km) und Mayen (11 km) nördlich von Mendig (Autobahn-Anschlussstelle der A 61, 3 km).

Der See ist vollständig von einem durchschnittlich 125 m hohen Wall umgeben und weist eine Tiefe von 51 m auf.[2] Er wird hauptsächlich von Grundwasser gespeist und besitzt keinen natürlichen Abfluss. Die sich heute in 275 m ü. NHN befindende Wasseroberfläche schwankte früher um 15 m, was Landwirtschaft schwierig machte. Nach Einschätzung von Klaus Grewe wurde im Mittelalter zur Amtszeit von Abt Fulbert (1152 bis 1177) der 880 m lange Stollen in Richtung Süden gebaut, um das Kloster vor den Hochwassern zu schützen (Fulbert-Stollen).[3] Zwischen 1840 und 1845 bauten die Familien Delius und von Ammon (damalige Eigentümer des säkularisierten Klostergutes und Sees) einen ca. 5 m tiefer liegenden parallelen Stollen zum Absenken des Wasserspiegels auf das heutige Niveau, um Land- und Weideflächen zu gewinnen. Der See verlor durch beide Abzugsstollen etwa ein Drittel seiner Wasserfläche.

Geologie und vulkanische Aktivitäten

Laacher See im Winter, vom Südwestufer aus
Abteikirche Maria Laach
Laacher See mit Benediktinerabtei Maria Laach um 1832, Stich nach Tombleson

Obwohl der Laacher See oft als „das größte Maar der Vulkaneifel“ bezeichnet wird, ist er geologisch gesehen weder ein Maar noch ein Kratersee, sondern eine wassergefüllte Caldera – ein mehr oder weniger kreisrundes Becken, das durch das Absacken der Decke der entleerten Magmakammer unterhalb des Vulkans entstanden ist. Im Laufe der Zeit kann sich ein solcher Kessel mit Wasser füllen. Der Laacher See ist in der Eifel, neben dem benachbarten Wehrer Kessel, die größte Caldera und die einzige wassergefüllte in Mitteleuropa.

Der letzte Ausbruch des Vulkans, der diese Caldera schuf, fand etwa im Jahr 10.930 v. Chr. statt.[1] Er dauerte nur wenige Tage und bestand aus einer plinianischen Hauptphase, die von phreatomagmatischen Explosionen eingeleitet und auch beendet wurde.

Dabei wurden riesige Mengen vulkanischer Asche und Bims ausgeschleudert, welche die Gegend bis ins Rheintal bis zu sieben Meter dick bedeckte. Das Auswurfmaterial verstopfte die Talenge des Rheins an der Andernacher Pforte, der dadurch aufgestaute See erstreckte sich über das Neuwieder Becken bis in den Oberrhein.[4][5] Die Flutwelle nach dem Dammbruch ergoss sich über weite Bereiche des Niederrheins.

Die gesamte Auswurfmenge betrug etwa 6 km³ Stammmagmavolumen, entsprechend ca. 16 km³ vulkanischer Lockermassen (Tephra),[6] was einem Wert von 6 auf der von 0 bis 8 reichenden Skala des Vulkanexplosivitätsindex entspricht. Damit war der Ausbruch anderthalbmal so stark wie der des Pinatubo 1991, oder 6-mal so stark wie der Ausbruch des Mount St. Helens 1980. Die feineren Ablagerungen der Aschewolken sind noch bis nach Schweden und Norditalien verfrachtet in quartären Sedimenten als schmaler Bimshorizont zu finden. Die Formation wurde von Bogaard und Schmincke 1984 als Laacher See Tephra (LST) benannt.[7] Geowissenschaftlern und Archäologen dient sie als Proxy zur Datierung bzw. überregional als Leithorizont des Allerød.

Aufsteigendes Kohlenstoffdioxid in der südöstlichen Uferzone des Sees (sogenannte Mofetten) zeigt auch heute noch (2016) die vulkanische Aktivität der Region (Vulkanpark). Vulkanologen und Geologen gehen davon aus, dass vom Laacher See zurzeit keine Gefahr ausgeht. Vor dem Hintergrund der langen Vulkantätigkeit in der Eifel ist die Möglichkeit eines Vulkanausbruchs jedoch nicht von der Hand zu weisen, wenngleich das nicht im Gebiet des Laacher Sees der Fall sein muss. Zwischen dem ersten Auftreten von Magma unter dem Laacher See und seinem gewaltigen Ausbruch zum Ende der letzten Eiszeit vergingen mindestens 17.000 Jahre. Gemessen an diesen langen Zeiträumen ist ein neuer Ausbruch des Vulkans innerhalb der nächsten Jahrtausende „sehr wahrscheinlich“.[8]

Naturschutzgebiet

Der See und seine Umgebung wurden am 26. Juni 1935 zum Naturschutzgebiet Laacher See erklärt – wegen der geologischen und morphologischen Beschaffenheit (einzigartiges Beispiel für postglazialen Vulkanismus in der Eifel), aus naturgeschichtlichen Gründen, als Lebensraum seltener in ihrem Bestand bedrohter Pflanzen- und Vogelarten sowie wegen seiner besonderen landschaftlichen Schönheit und Eigenart.

Ökologie

Fauna

Muschelkrebse

Die im Wasser des Sees lebenden Muschelkrebse (Ostrakoden) sowie die in den Seesedimenten überlieferten fossilen Schalen dieser Kleinkrebse wurden eingehend untersucht.[9]

Weichtiere

In einer speziellen Veröffentlichung wurden die unter dem Begriff Weichtiere (Mollusken) zusammengefassten Muscheln und Schnecken behandelt. [10]

Wirtschaft und Tourismus

Der Laacher See gehört zu den Besitztümern der nahe gelegenen Benediktiner-Abtei Maria Laach, ebenso wie die umliegenden Ländereien, ein Fischereibetrieb und das Seehotel Maria Laach. Er wird als Naherholungsgebiet zum Schwimmen, Segeln, Wandern und Campen genutzt. Der Segelclub „Laacher See“ Mayen (SCLM) und der Surf-Club Laacher See e. V. haben sich den See selbst, die Laufgemeinschaft Laacher See dessen Ufer und nähere Umgebung als Revier auserkoren. Am See liegen auch der Campingplatz „Laacher See“ und ein Minigolfplatz. In der Nähe der Abtei befand sich auch das Laacher Zentrum für Naturkunde und Mikroskopie, das sich mit der Naturgeschichte des Laacher Sees und seiner Umgebung befasste (seit 2014 dauerhaft geschlossen).

In Mendig befindet sich das Deutsche Vulkanmuseum Lava-Dome. Es ist die zentrale Attraktion des Vulkanparks, der sich mit seinen über zwanzig Sehenswürdigkeiten über die gesamte Osteifel erstreckt. Der Laacher See gehört auch zum nationalen Geopark Laacher See.

Aussicht vom Lydiaturm auf den Laacher See (2016)

Flugzeugwrack

Auf dem Seegrund im Westteil befindet sich seit dem 29. August 1942 das Flugzeugwrack eines britischen viermotorigen Halifax-Bombers aus dem Zweiten Weltkrieg und nahe dem Bootsverleih in Ufernähe eventuell noch ein weiteres Flugzeugwrack. Bis in die ersten Nachkriegsjahre war es noch zu sehen, bis es weiter in die Tiefe abrutschte.[11] Die Abtei ließ am 27. April 2007 verlauten, dass bis auf weiteres wegen Explosionsgefahr etwaiger Bomben mit Langzeitzündern seitens der Verbandsgemeinde Brohltal, Niederzissen, mit Verfügung vom 30. März 2007 keine Genehmigung für Tauchen, Bootsverkehr, Schwimmen sowie Hobbyangeln für dieses Gebiet erteilt wird.[12][13] Vom 2. bis 20. Juni 2008 fand unter Führung der Tauchergruppe des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz eine Tauchaktion statt, um etwaige Gefahren zu erkunden. Dabei wurden einzelne Bruchstücke der Maschine geborgen, das Wrack selbst oder Bomben jedoch nicht gefunden. Die Tauchgänge fanden unter sehr schwierigen Sichtverhältnissen statt (Dunkelheit, Schwebstoffe). Daher bleibt es unklar, ob sich Bomben im Flugzeugwrack oder in dessen Umgebung befinden. Nicht auszuschließen ist, dass sich noch Reste von Hydrauliköl und Treibstoff im Wrack befinden (Augenzeugenberichten zufolge stürzte die Maschine brennend in den See).[14]

Die Sage vom versunkenen Schloss

Alte Sagen erzählen von einem Schloss, das auf einer Insel des Laacher Sees gestanden haben soll. Darin habe ein Graf gehaust, der seine Untergebenen tyrannisch behandelte. Eines Tages versank die Insel samt Schloss und dem boshaften Grafen nach einem apokalyptischen Unwetter im See.[15][16] Die Sage inspirierte Friedrich Schlegel zu seinem Gedicht Das versunkne Schloß.[17]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Laacher See – Sammlung von Bildern
Wikisource: Auf vulcanischem Boden – Quellen und Volltexte

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Einzelnachweise

  1. a b Thomas Litt, Karl-Ernst Behre, Klaus-Dieter Meyer, Hans-Jürgen Stephan und Stefan Wansa: Eiszeitalter und Gegenwart. Stratigraphische Begriffe für das Quartär des norddeutschen Vereisungsgebietes. In: Quaternary Science Journal. Nr. 56(1/2), 2007, ISSN 0424-7116, S. 7–65, doi:10.3285/eg.56.1-2.02 (publiss.net).
  2. a b Burkhard Scharf, Ulrich Menn: Orographische, hydrologische Daten des Laacher Sees. In: Limnology of Eifel maar lakes. GKSS-Forschungszentrum, Geesthacht 1992, S. 44–62 (englisch: Hydrology and morphometry.).
  3. Klaus Grewe: Der Fulbert-Stollen am Laacher See. Eine Ingenieurleistung des hohen Mittelalters. Zeitschr. Arch. Mittelalter 7, 1979, 107–142.
  4. Michael Baales, Olaf Jöris, Martin Street: Impact of the Late Glacial Eruption of the Laacher See Volcano, Central Rhineland, Germany. In: Quaternary Research 58, 2002, S. 273–288, doi:10.1006/qres.2002.2379.
  5. Michael Baales, Olaf Jöris: Wandel von Klima und Umwelt an Mittelrhein und Mosel gegen Ende der letzten Eiszeit. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel, 10, 2005, S. 9–43.
  6. Claudia Köhler: Gravimetrische Untersuchungen am Südrand des Laacher Sees zur Auflösung der Untergrundstruktur im Randbereich des Vulkans (Memento vom 16. Juni 2012 im Internet Archive). Technische Universität Bergakademie Freiberg, 2005, Institut für Geologie (PDF, Diplomarbeit).
  7. M. Weidenfeller: Laacher See Tephra-Formation. In: Lithostratigraphisches Lexikon, zuletzt korrigiert 6. Juli 2009, aufgerufen 21. September 2015.
  8. Horst Rademacher: Laacher See. Eifelvulkane immer noch aktiv. In: Frankfurter Allgemeine. 30. Oktober 2010, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  9. Eugen Karl Kempf, Burkhard Wilhelm Scharf: Lebende und fossile Muschelkrebse (Crustacea: Ostracoda) vom Laacher See. Mitteilungen der Pollichia, 68 (1980) 205–236, Bad Dürkheim 1981.
  10. Hans Miegel: Der Laacher See und seine Mollusken. Decheniana, 116 (1963) 45–56, Bonn 1964.
  11. Hartmut Wagner: Britisches Wrack dicht vor dem Ufer des Laacher Sees. Lage des Bombers lange bekannt. In: Rhein-Zeitung online. 31. März 2007, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  12. Britischer Bomber mit Munition im Laacher See vermutet. In: General-Anzeiger (Bonn). 29. März 2007, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  13. Günther Schnitt: Hochgefährliche Munition im Laacher See. In: General-Anzeiger (Bonn). 30. März 2007, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  14. Stefanie Mittenzwei: Britischer Bomber im Laacher See. Bericht des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz über die Ergebnisse der Tauchaktion vom 2. bis 20. Juni 2008. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz, 11. Juli 2008, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  15. Heinrich Pröhle: Sage von der Rauschenmühle und dem Schloss Laach. In: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. 1886, S. 137–142 (Sage online [abgerufen am 22. Oktober 2014]).
  16. Paul Weitershagen: Eifel und Mosel erzählen – Sagen und Legenden, Köln 1968, 3. Auflage 1982, ISBN 978-3-7743-0199-3.
  17. Schlegels Gedicht aus der Freiburger Anthologie der ub.uni-freiburg.de