Kreis Lauenburg i. Pom.
Der Landkreis Lauenburg i. Pom., in Hinterpommern gelegen, war von 1846 bis 1945 der östlichste Verwaltungsbereich der preußischen Provinz Pommern. Das Gebiet liegt jetzt in der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Verwaltungsgeschichte
Der Kreis Lauenburg entstand am 1. Januar 1846 aus dem nördlichen Teil des bisherigen Lauenburg-Bütowschen Kreises, dem Distrikt Lauenburg. Der Lauenburg-Bütowsche Kreis war 1773 aus den Landen Lauenburg und Bütow hervorgegangen.
Der Kreis Lauenburg gehörte zum Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Die Kreisbezeichnung änderte sich später in Lauenburg i. Pomm. und zuletzt in Lauenburg i. Pom.
Der Kreis Lauenburg gliederte sich zunächst in die beiden Stadtgemeinden Lauenburg und Leba, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Lauenburg i. Pom. entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Mit Einführung des Preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Lauenburg i. Pom. und Leba führten jetzt die Bezeichnung „Stadt“. Dazu kamen 99 Landgemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Zum 1. Januar 1939 führte der „Kreis“ Lauenburg i. Pom. entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung „Landkreis“.
Landräte
- 1846–1852: Werner von Selchow (1806–1884)
- 1852–1883: Swantus von Bonin
- 1883–1885: Friedländer
- 1885–1894: von Köller
- 1894–1909: Hermann von Somnitz († 1925)
- 1909–1917: Wilhelm Kutscher (1876–1962)
- 1917–1934: Arnold Kreßmann
- 1934–1937: Gustav Berlin (1878–1955)
- 1937–1939: Artur Heemann
- 1939–1944: Artur
- 1944–1945: Malmendier
Geographie
Der Kreis lag in seiner gesamten West-Ost-Ausdehnung an der Ostseeküste, sein südlichster Zipfel ragte etwa 40 Kilometer in das Landinnere. Im Westen bildete zum Teil der Fluss Leba die Grenze, ehe er den Kreis in eine Nord- und eine Südhälfte teilte. Die Ostgrenze war identisch mit der Provinzgrenze zu Westpreußen, später dem Polnischen Korridor. Im Süden beherrschte die pommersche Endmoräne mit ausgedehnten Waldflächen die Landschaft, nördlich der Leba erstreckte sich eine von Ackerböden bestimmten Grundmoränenlandschaft. Sowohl südlich wie nördlich der Leba kamen Bodenerhebungen wie der Dombromaberg mit 210 Metern und der Schlüsselberg mit 115 Metern im Norden vor. Zwei markante Seen markierten im Norden die West- bzw. die Ostgrenze, der Lebasee und der Zarnowitzer See. In seiner Form ab 1845 hatte der Kreis eine Fläche von 1289 km².
Infrastruktur
1939 lebten 63.985 Menschen im Kreis Lauenburg, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von rund 49 Einwohnern auf einem Quadratkilometer. Neben der Kreisstadt Lauenburg mit 19.800 Einwohnern war Leba mit 2.800 Einwohnern (jeweils 1939) die zweite Stadt im Kreis. Dazu kamen 99 Landgemeinden. 75 Prozent der Bevölkerung war berufstätig, davon die Mehrzahl in der Land- und Forstwirtschaft (60 %). Auch die Industrie orientierte sich hauptsächlich an den landwirtschaftlichen Bedürfnissen. An der Küste wurde Fischfang betrieben.
Zwei überregional bedeutende Landstraßen liefen durch den Kreis, die Reichsstraße von Stolp nach Danzig und die von Nord nach Süd verlaufende Landstraße von Leba nach Graudenz. Den Anschluss an das Deutschland weite Bahnnetz besorgte seit 1870 die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft mit der Strecke Stargard–Danzig RB.111.0*. An ihr lag auch die Kreisstadt Lauenburg, die durch die Preußische Staatsbahn zu einem lokalen Eisenbahnknoten ausgebaut wurde. Es wurden Nebenbahnen eröffnet:
- 1899 nach Leba an der Ostseeküste RB.111.s*
- 1902 nach Bütow RB.111.w* und
- 1905 nach Karthaus in Westpreußen RB.111.t*.
Den Norden des Kreises erschloss eine Bahnlinie, die von zwei Gesellschaften erbaut wurde, an denen der Kreis beteiligt war. Im damals westpreußischen Nachbarkreis nahm 1902 die Kleinbahn AG Neustadt–Prüssau den Betrieb auf und verlängerte die Strecke 1905 bis Chottschow [1939: Gotendorf] im Kreis Lauenburg. Die Kleinbahn Gotendorf–Garzigar schloss sich 1910 nach Westen zur Staatsbahnlinie Lauenburg–Leba an RB.113.y*. Von 1910 bis 1926 betrieb die Kleinbahn AG Freest–Bergensin noch eine Güterbahn südlich von Leba.
Auch zwei überregional bedeutende Landstraßen liefen durch den Kreis, die Reichsstraße von Stolp nach Danzig und die von Nord nach Süd verlaufende Landstraße von Leba nach Graudenz.
Ortsnamen
Im Jahre 1937 wurden im Kreis Lauenburg i. Pom. einige Ortsnamen eingedeutscht. Das waren meist lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:
- Charbrow: Degendorf
- Chmelenz: Hammerfelde
- Chottschewke: Goten
- Chottschow: Gotendorf
- Paraschin: Paretz
- Sarbske: Sarsen
- Zelasen: Hohenwaldheim
- Zinzelitz: Spechtshagen
Amtsbezirke
Im Jahr 1932 gab es im Landkreis Lauenburg 29 Amtesbezirke:
- Bismark
- Charbrow
- Felstow
- Freist
- Gnewin
- Groß Boschpol
- Groß Jannewitz
- Kolkau
- Krampkewitz
- Labehn
- Lischnitz
- Neuendorf
- Neuhof
- Ossecken
- Rettkewitz
- Rieben
- Roschütz
- Roslasin
- Sassin
- Saulin
- Schimmerwitz
- Schwartow
- Schweslin
- Tauenzin
- Vietzig
- Wierschutzin
- Wussow
- Zelasen
- Zewitz
Kommunale Verwaltungseinheiten 1932
Im Jahr 1932 gab es im Landkreis Lauenburg zwei Städte und einhundert Landgemeinden:
- Städte
- Landgemeinden
- Althammer
- Belgard
- Bergensin
- Bismark
- Bochow
- Borkow
- Bresin
- Buckowin
- Burgsdorf
- Bychow
- Charbrow
- Chinow
- Chmelenz
- Chottschow
- Freist, Kr. Lauenburg i. Pom.
- Gans
- Garzigar
- Gerhardshöhe
- Gnewin
- Goddentow
- Groß Boschpol
- Groß Damerkow
- Groß Jannewitz
- Groß Massow
- Groß Schwichow
- Hohenfelde
- Jatzkow
- Kamelow
- Kattschow
- Kerschkow
- Klein Boschpol
- Klein Damerkow
- Klein Jannewitz
- Klein Massow
- Klein Schwichow
- Kniewenbruch
- Kolkau
- Koppalin
- Koppenow
- Krahnsfelde
- Krampe
- Krampkewitz
- Kurow
- Labehn
- Labenz
- Labuhn
- Landechow
- Lantow
- Lanz
- Lischnitz
- Lowitz
- Luggewiese
- Lüblow
- Lübtow
- Mackensen
- Mallschütz
- Mersin
- Nawitz
- Neuendorf
- Neuhof
- Osseck
- Paraschin
- Perlin
- Poppow
- Prüssau
- Pusitz
- Rauschendorf
- Reckow
- Rettkewitz
- Rieben
- Roschütz
- Roslasin
- Sarbske
- Sassin
- Saulin
- Saulinke
- Schimmerwitz
- Schlaischow
- Schlochow
- Schluschow
- Schwartow
- Schweslin
- Schönehr
- Sellnow
- Speck
- Strellentin
- Tadden
- Tauenzin
- Uhlingen
- Vietzig
- Villkow
- Wierschutzin
- Wittenberg
- Wobensin
- Wunneschin
- Wussow
- Zackenzin
- Zelasen
- Zewitz
- Zinzelitz
Literatur
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band : Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1024–1090.
- Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. 1912 (E-Kopie)
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Pommern – Landkreis Lauenburg in Pommern (2006).
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Lauenburg i. Pom. in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
Weblinks
- http://www.lauenburg-pommern.de/ – Überblick
- Landkreis Lauenburg Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 10. Juli 2013.
- Uwe Kerntopf: Index der Ortschaften des Kreises Lauenburg, Provinz Pommern (1. Dezember 1905)