Kreis Lauenburg i. Pom.

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Lage in Pommern
Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Lauenburg i. Pom., in Hinterpommern gelegen, war von 1846 bis 1945 der östlichste Verwaltungsbereich der preußischen Provinz Pommern. Das Gebiet liegt jetzt in der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Verwaltungsgeschichte

Der Kreis Lauenburg entstand am 1. Januar 1846 aus dem nördlichen Teil des bisherigen Lauenburg-Bütowschen Kreises, dem Distrikt Lauenburg. Der Lauenburg-Bütowsche Kreis war 1773 aus den Landen Lauenburg und Bütow hervorgegangen.

Der Kreis Lauenburg gehörte zum Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Die Kreisbezeichnung änderte sich später in Lauenburg i. Pomm. und zuletzt in Lauenburg i. Pom.

Der Kreis Lauenburg gliederte sich zunächst in die beiden Stadtgemeinden Lauenburg und Leba, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Lauenburg i. Pom. entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Mit Einführung des Preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Lauenburg i. Pom. und Leba führten jetzt die Bezeichnung „Stadt“. Dazu kamen 99 Landgemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Zum 1. Januar 1939 führte der „Kreis“ Lauenburg i. Pom. entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung „Landkreis“.

Landräte

  • 1846–1852: Werner von Selchow (1806–1884)
  • 1852–1883: Swantus von Bonin
  • 1883–1885: Friedländer
  • 1885–1894: von Köller
  • 1894–1909: Hermann von Somnitz († 1925)
  • 1909–1917: Wilhelm Kutscher (1876–1962)
  • 1917–1934: Arnold Kreßmann
  • 1934–1937: Gustav Berlin (1878–1955)
  • 1937–1939: Artur Heemann
  • 1939–1944: Artur
  • 1944–1945: Malmendier

Geographie

Der Kreis lag in seiner gesamten West-Ost-Ausdehnung an der Ostseeküste, sein südlichster Zipfel ragte etwa 40 Kilometer in das Landinnere. Im Westen bildete zum Teil der Fluss Leba die Grenze, ehe er den Kreis in eine Nord- und eine Südhälfte teilte. Die Ostgrenze war identisch mit der Provinzgrenze zu Westpreußen, später dem Polnischen Korridor. Im Süden beherrschte die pommersche Endmoräne mit ausgedehnten Waldflächen die Landschaft, nördlich der Leba erstreckte sich eine von Ackerböden bestimmten Grundmoränenlandschaft. Sowohl südlich wie nördlich der Leba kamen Bodenerhebungen wie der Dombromaberg mit 210 Metern und der Schlüsselberg mit 115 Metern im Norden vor. Zwei markante Seen markierten im Norden die West- bzw. die Ostgrenze, der Lebasee und der Zarnowitzer See. In seiner Form ab 1845 hatte der Kreis eine Fläche von 1289 km².

Infrastruktur

1939 lebten 63.985 Menschen im Kreis Lauenburg, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von rund 49 Einwohnern auf einem Quadratkilometer. Neben der Kreisstadt Lauenburg mit 19.800 Einwohnern war Leba mit 2.800 Einwohnern (jeweils 1939) die zweite Stadt im Kreis. Dazu kamen 99 Landgemeinden. 75 Prozent der Bevölkerung war berufstätig, davon die Mehrzahl in der Land- und Forstwirtschaft (60 %). Auch die Industrie orientierte sich hauptsächlich an den landwirtschaftlichen Bedürfnissen. An der Küste wurde Fischfang betrieben.

Zwei überregional bedeutende Landstraßen liefen durch den Kreis, die Reichsstraße von Stolp nach Danzig und die von Nord nach Süd verlaufende Landstraße von Leba nach Graudenz. Den Anschluss an das Deutschland weite Bahnnetz besorgte seit 1870 die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft mit der Strecke Stargard–Danzig RB.111.0*. An ihr lag auch die Kreisstadt Lauenburg, die durch die Preußische Staatsbahn zu einem lokalen Eisenbahnknoten ausgebaut wurde. Es wurden Nebenbahnen eröffnet:

Den Norden des Kreises erschloss eine Bahnlinie, die von zwei Gesellschaften erbaut wurde, an denen der Kreis beteiligt war. Im damals westpreußischen Nachbarkreis nahm 1902 die Kleinbahn AG Neustadt–Prüssau den Betrieb auf und verlängerte die Strecke 1905 bis Chottschow [1939: Gotendorf] im Kreis Lauenburg. Die Kleinbahn Gotendorf–Garzigar schloss sich 1910 nach Westen zur Staatsbahnlinie Lauenburg–Leba an RB.113.y*. Von 1910 bis 1926 betrieb die Kleinbahn AG Freest–Bergensin noch eine Güterbahn südlich von Leba.

Auch zwei überregional bedeutende Landstraßen liefen durch den Kreis, die Reichsstraße von Stolp nach Danzig und die von Nord nach Süd verlaufende Landstraße von Leba nach Graudenz.

* 
Die Zahlen beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939

Ortsnamen

Im Jahre 1937 wurden im Kreis Lauenburg i. Pom. einige Ortsnamen eingedeutscht. Das waren meist lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:

  • Charbrow: Degendorf
  • Chmelenz: Hammerfelde
  • Chottschewke: Goten
  • Chottschow: Gotendorf
  • Paraschin: Paretz
  • Sarbske: Sarsen
  • Zelasen: Hohenwaldheim
  • Zinzelitz: Spechtshagen

Amtsbezirke

Im Jahr 1932 gab es im Landkreis Lauenburg 29 Amtesbezirke:

  1. Bismark
  2. Charbrow
  3. Felstow
  4. Freist
  5. Gnewin
  6. Groß Boschpol
  7. Groß Jannewitz
  8. Kolkau
  9. Krampkewitz
  10. Labehn
  11. Lischnitz
  12. Neuendorf
  13. Neuhof
  14. Ossecken
  15. Rettkewitz
  16. Rieben
  17. Roschütz
  18. Roslasin
  19. Sassin
  20. Saulin
  21. Schimmerwitz
  22. Schwartow
  23. Schweslin
  24. Tauenzin
  25. Vietzig
  26. Wierschutzin
  27. Wussow
  28. Zelasen
  29. Zewitz

Kommunale Verwaltungseinheiten 1932

Im Jahr 1932 gab es im Landkreis Lauenburg zwei Städte und einhundert Landgemeinden:

Städte
  1. Lauenburg i. Pom.
  2. Leba
Landgemeinden
  1. Althammer
  2. Belgard
  3. Bergensin
  4. Bismark
  5. Bochow
  6. Borkow
  7. Bresin
  8. Buckowin
  9. Burgsdorf
  10. Bychow
  11. Charbrow
  12. Chinow
  13. Chmelenz
  14. Chottschow
  15. Freist, Kr. Lauenburg i. Pom.
  16. Gans
  17. Garzigar
  18. Gerhardshöhe
  19. Gnewin
  20. Goddentow
  21. Groß Boschpol
  22. Groß Damerkow
  23. Groß Jannewitz
  24. Groß Massow
  25. Groß Schwichow
  26. Hohenfelde
  27. Jatzkow
  28. Kamelow
  29. Kattschow
  30. Kerschkow
  31. Klein Boschpol
  32. Klein Damerkow
  33. Klein Jannewitz
  34. Klein Massow
  35. Klein Schwichow
  36. Kniewenbruch
  37. Kolkau
  38. Koppalin
  39. Koppenow
  40. Krahnsfelde
  41. Krampe
  42. Krampkewitz
  43. Kurow
  44. Labehn
  45. Labenz
  46. Labuhn
  47. Landechow
  48. Lantow
  49. Lanz
  50. Lischnitz
  51. Lowitz
  52. Luggewiese
  53. Lüblow
  54. Lübtow
  55. Mackensen
  56. Mallschütz
  57. Mersin
  58. Nawitz
  59. Neuendorf
  60. Neuhof
  61. Osseck
  62. Paraschin
  63. Perlin
  64. Poppow
  65. Prüssau
  66. Pusitz
  67. Rauschendorf
  68. Reckow
  69. Rettkewitz
  70. Rieben
  71. Roschütz
  72. Roslasin
  73. Sarbske
  74. Sassin
  75. Saulin
  76. Saulinke
  77. Schimmerwitz
  78. Schlaischow
  79. Schlochow
  80. Schluschow
  81. Schwartow
  82. Schweslin
  83. Schönehr
  84. Sellnow
  85. Speck
  86. Strellentin
  87. Tadden
  88. Tauenzin
  89. Uhlingen
  90. Vietzig
  91. Villkow
  92. Wierschutzin
  93. Wittenberg
  94. Wobensin
  95. Wunneschin
  96. Wussow
  97. Zackenzin
  98. Zelasen
  99. Zewitz
  100. Zinzelitz

Literatur

Weblinks