Lyttelton (Neuseeland)

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Lyttelton
Geographische Lage
Lyttelton (Neuseeland)
Lyttelton (Neuseeland)
Koordinaten 43° 36′ S, 172° 43′ OKoordinaten: 43° 36′ S, 172° 43′ O
Region-ISO NZ-CAN
Staat Neuseeland Neuseeland
Region Canterbury
Distrikt Christchurch City
Einwohner 2 859 (2013)

Lyttelton (Maori Te whaka raupo) ist ein kleines Hafenstädtchen im Norden der gleichnamigen Bucht auf der Südinsel Neuseelands. Die Ortschaft liegt auf der Banks Peninsula etwa 12 Kilometer südlich der Großstadt Christchurch, der wichtigsten Agglomeration der Insel. In Lyttelton befindet sich der Internationale Hafen des Ballungsraumes, außerdem fungiert sie als Tor zur Banks-Halbinsel und ist folglich sowohl für den Handel als auch für den Tourismus von beträchtlicher Bedeutung. Laut Zensus 2013 hat der Ort 2.859 Einwohner.[1]

Geographie

Blick über das Städtchen

Vor etwa 500.000 Jahren befand sich im Gebiet des heutigen Lyttelton ein aktiver Vulkan. Seit dieser Zeit ist er jedoch erloschen; vor ungefähr 15.000 Jahren schließlich konnte Meerwasser aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels in den tiefer gelegenen Krater eindringen. Auf diese Weise entstand der heutige Lyttelton Harbour, der sich ab der Pegasus Bay im Norden 18 Kilometer in südwestliche Richtung ausdehnt. Der Ort selbst wird im Osten vom Wasser und im Westen von den Port Hills, einer bis zu 500 Meter hohen Hügelkette, die die Ortschaft von Christchurch trennt, eingegrenzt. Im Südwesten der Bucht gibt es eine unbewohnte Insel, Quail Island. Neben der Stadt selbst besteht das Ortsgebiet von Lyttelton noch aus kleineren Ansiedlungen, von denen Governors Bay und Diamond Harbour die bekanntesten sind.

Geschichte

Bau des Eisenbahntunnels im Jahre 1867
Die Timeball Station im Jahre 2008
Blick von der Oxford Street auf das Hafengebiet

Bereits vor 1000 Jahren soll die Gegend um das heutige Lyttelton von Maori bewohnt worden sein. Sie nannten den Ort Te whaka raupo, was so viel bedeutet wie „Hafen der Binsen/Schilfrohre“. Das Gebiet wurde erstmals am 16. Februar 1770 von Besatzungsmitgliedern der Endeavour gesichtet, die unter dem Oberbefehl von James Cook fuhr. Bereits im Jahr 1849 wurde das gerade erst gegründete Lyttelton zum Hafen erklärt. In den folgenden Jahren erlebte das Städtchen eine Blütezeit, als die 1848 gegründete Canterbury Association, die mit Unterstützung der Church of England auf der Südinsel eine Kolonie errichten wollte, gerade die aufblühende Hafenstadt zu ihrem Landungspunkt erklärte. Diese Entscheidung wurde durch die günstige Lage des Ortes getroffen, da er geschützt war, aber hinter kleineren Hügeln dennoch reichlich Platz für die Landwirtschaft ließ.

Am 12. September 1867 wurde der erste Eisenbahntunnel Neuseelands eröffnet, der die Ortschaft mit dem damals schon aufstrebenden Christchurch verband.

Während der Gründerzeit, in der das Städtchen die einzige Siedlung der Region war, wurde es meist als Port Cooper oder Port Victoria bezeichnet, bis die Ortschaft zu Ehren von George Lyttelton, 4. Baron Lyttelton, einer bedeutenden Persönlichkeit der Canterbury Association, umbenannt wurde. In den folgenden Jahren wurde mit der Lyttelton Times eine über 80-jährige Zeitungstradition begründet, die lange Zeit eine herausragende Stellung auf der Südinsel einnahm, aber unter dem Namen Christchurch Times im Jahr 1935 die Produktion einstellte.

Lyttelton war Ausgangspunkt der Discovery-Expedition (1901–1904) unter Robert Falcon Scott und der Nimrod-Expedition (1907–1909) unter der Leitung von Ernest Shackleton, zweier britischer Forschungs- und Entdeckungsreisen in die Antarktis.

Am 22. Februar 2011 lag das Epizentrum des Christchurch-Erdbebens nahe Lyttelton. In der Stadt kam es zu schweren Beschädigungen, so kam es zu Steinschlag und Erdrutschen an den küstennahen Klippen, durch die zahlreiche Häuser zerstört oder beschädigt und Straßen blockiert wurden.

Timeball Station

1876 wurde oberhalb des Hafens eine Timeball-Station errichtet. Die Apparatur an dem schlossartigen Gebäude wurde von der deutschen Firma Siemens geliefert. Früher zur Zeiteinstellung für die Seeleute unerlässlich, erfüllte sie ihren ursprünglichen Zweck bis 1934, bis 1941 wurde sie noch für Flaggensignale genutzt. In den 1970er Jahren wurde eine umfangreiche Restaurierung vorgenommen, in deren Folge die Station 1978 für Besucher geöffnet und 1983 vom New Zealand Historic Places Trust in die Kategorie 1 (Stätten von besonderer oder herausragender geschichtlicher oder kultureller Bedeutsamkeit) der historischen Plätze eingestuft wurde. Im Jahre 2010 war die Station eine von noch etwa 60 existierenden weltweit, nur eine von fünf in betriebsfähigem Zustand und die einzig verbliebene in Neuseeland.[2]

Nachdem das Darfield-Erdbeben am 4. September 2010 bereits kleinere Schäden verursacht hatte, wurde die Station beim Christchurch-Erdbeben am 22. Februar 2011 so stark zerstört, dass die Ruine aus Sicherheitsgründen abgetragen werden muss. Dabei soll neben einer Reparatur des Zeitball-Mechanismus versucht werden, zumindest so viel Bausubstanz des Gebäudes zu sichern, dass eine spätere Rekonstruktion des Turms möglich ist.[3]

Besonderheiten

In Lyttelton befindet sich nicht nur der älteste Eisenbahntunnel des Landes, sondern auch der längste Straßentunnel Neuseelands, der seit 1964 die extrem steile Passage über die Port Hills nach Christchurch als wichtigste Straßenverbindung ablöste.

Bekannte Sehenswürdigkeiten der Stadt sind die Hafenanlagen und die Holy Trinity Church, das älteste Kirchengebäude der Region, für dessen Errichtung Steinblöcke von der nahe gelegenen Insel Quail Island verbaut wurden.

Die meisten Außenaufnahmen für den Horrorfilm The Frighteners von Peter Jackson aus dem Jahr 1996 wurden in Lyttelton gedreht.

Lyttelton ist Namensgeberin für das antarktische Kap Lyttelton.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Lyttelton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistics New Zealand, Lyttelton
  2. Timeball Station New Zealand Historic Places Trust, Register
  3. Historic Timeball Station to be dismantled New Zealand Historic Places Trust, 4. März 2011