Malinkoit

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Malinkoit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2000-009[1]

IMA-Symbol

Mlk[2]

Chemische Formel Na[BSiO4][3][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.02-070

9.FA.10
76.04.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-pyramidal; 6[5]
Raumgruppe P63 (Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173
Gitterparameter a = 13,8964 Å; c = 7,7001 Å[4]
Formeleinheiten Z = 18[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 7[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,90(2); berechnet: 2,93[6]
Spaltbarkeit gut nach {h00} und {001}[6]
Bruch; Tenazität hakig; spröde
Farbe cremeweiß, hellrosa, grünlichblau[6]
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend bis durchsichtig
Glanz Glasglanz, Perlmuttglanz, Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,591[7]
nε = 1,582[7]
Doppelbrechung δ = 0,009[7]
Optischer Charakter einachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten unlöslich in Salzsäure, Salpetersäure und Schwefelsäure

Malinkoit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Na[BSiO4][3][4] und damit chemisch gesehen ein Natrium-Bor-Silikat. Strukturell gehört Malinkoit zu den Gerüstsilikaten (Tektosilikaten).

Malinkoit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und fand sich in rosettenförmigen Mineral-Aggregaten von etwa 3 mm Durchmesser, bestehend aus keilförmigen Kristallen von etwa 0,5 mm Dicke und glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Die durchscheinenden bis durchsichtigen Kristalle sind von cremeweißer Farbe mit rosa Stich. Andere Fundstücke zeigten kugelförmige Aggregatformen in hellrosa bis grünlichblauen Farben und perlmutt- bis seidenähnlichem Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Malinkoit zusammen mit Lisitsynit in den alkalischen Pegmatiten des Chibinen-Lowosero-Komplexes, genauer am Berg Karnassurt in der Lowosero-Tundra auf der russischen Halbinsel Kola. Eine internationale Forschergruppe, bestehend aus den russischen Mineralogen A. P. Khomyakov, G. N. Nechelyustov und E. V. Sokolova sowie dem kanadischen Mineralogen Frank C. Hawthorne, analysierten und beschrieben die neu entdeckten Minerale und publizierten ihre Ergebnisse nach deren Anerkennung durch die International Mineralogical Association (IMA) im Jahre 2000 in der russischen Fachzeitschrift „Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva“.

Benannt wurde das Mineral zu Ehren der russischen Mineralogin Swetlana Wjatscheslawowna Malinko (russisch: Светлана Вячеславовна Малинко, 1927–2002)[8][9], einer Spezialistin und Entdeckerin zahlreicher Bor-Minerale.[10]

Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter der Katalog-Nr. 2613/1 aufbewahrt.[11]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Malinkoit erst 2000 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/J.02-70. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate“ (ohne tetraederfremde Anionen, Gruppen J.01 bis J.08), wo Malinkoit zusammen mit Davidsmithit, Kaliophilit, Kalsilit, Megakalsilit, Nephelin, Panunzit, Trikalsilit, Trinephelin und Yoshiokait eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[3]

Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Malinkoit dagegen in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zusätzliche Anionen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.FA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 76.04.02 innerhalb der Unterabteilung „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter mit B-Si-Gittern“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der idealisierten (theoretischen) chemischen Zusammensetzung von Malinkoit (NaBSiO4) zufolge besteht das Mineral aus einem Massenanteil (Gewichts-%) von 18,26 % Natrium (Na), 8,59 % Bor (B), 22,31 % Silicium (Si) und 50,84 % Sauerstoff (O).[13] Dies entspricht 24,62 % Na2O, 27,65 % B2O3 und 47,73 % SiO2.[5]

Die Analyse von sieben Körnern des Typmaterials ergab eine nur leicht abweichende durchschnittliche Zusammensetzung von 24,36 % Na2O, 26,88 % B2O3 und 47,83 % SiO2 (alle Angaben in Gew.-%). Auf der Grundlage von 4 Sauerstoffatomen korrespondieren die Werte mit der empirischen Formel Na1,00B0,98Si1,01O4, was zu der oben genannten Formel idealisiert wurde.[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malinkoit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63 (Raumgruppen-Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173 mit den Gitterparametern a = 13,8964 Å und c = 7,7001 Å sowie 18 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral ist bei Raumtemperatur unlöslich in Salzsäure (HCl), Salpetersäure (HNO3) und Schwefelsäure (H2SO4).[6]

Mit einer Mohshärte von 7 gehört Malinkoit zu den harten Mineralen, das bei entsprechender Größe wie das Referenzmineral Quarz mit der gleichen Härte in der Lage wäre, Fensterglas zu ritzen. Die Dichte des natürlichen Minerals beträgt 2,90 g/cm3, die anhand der Kristalldaten berechnete Dichte ist mit 2,93 g/cm3 etwas höher.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malinkoit bildete sich in Hohlräumen ussingitreicher Kerne von hyper-agpaitischen Pegmatiten am Berg Karnassurt sowie in Hohlräumen von „Natro-Opal“ in albitisierten, pegmatoidalen Gesteinen am Berg Alluaiw im Lowosero-Tundra-Massiv auf der russischen Halbinsel Kola.

Der bisher einzig weitere bekannte Fundort für Malinkoit ist der Steinbruch „Carrière Poudrette“ am Mont Saint-Hilaire in der kanadischen Provinz Québec.[14]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Почетный член А. П. Хомяков, д. чл. Г. Н. Нечелюстов, д. чл. Е. В. Соколова, Ф. К. Хоторн: Новые Боросиликаты Малинкоит NaBSiO4 и Лисицынит KBSi2O6 из щелочных Пегматитов Хибино-Ловозерского Комплекса (Кольский Полуотров). In: Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 129, Nr. 6, 2000, S. 35–42 (russisch, rruff.info [PDF; 583 kB; abgerufen am 2. Juni 2020] engl. Übersetzung: A. P. Khomyakov, G. N. Nechelyustov, E. V. Sokolova, F. C. Hawthorne: New borosilicates: malinkoite, NaBSiO4, and lisitsynite, KBSi2O6, from alkaline pegmatites of the Khibiny-Lovozero complex, Kola Peninsula).
  • Elena V. Sokolova, Frank C. Hawthorne, Alexander P. Khomyakov: The crystal chemistry of Malinkoite, NaBSiO4, and Lisitsynite, KBSi2O6, from the Khibina–Lovozero complex, Kola peninsula, Russia. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, S. 159–169, doi:10.2113/gscanmin.39.1.159 (englisch, rruff.info [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 2. Juni 2020] Kurzbeschreibung in französisch).
  • John L. Jambor, Edward S. Grew, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 87, 2002, S. 181–184 (englisch, rruff.info [PDF; 105 kB; abgerufen am 2. Juni 2020]).
  • Heribert A. Graetsch, Werner Schreyer: Rietveld refinement of synthetic monoclinic NaBSiO4. In: The Canadian Mineralogist. Band 43, 2005, S. 759–767 (englisch, rruff.info [PDF; 575 kB; abgerufen am 2. Juni 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b c d Elena V. Sokolova, Frank C. Hawthorne, Alexander P. Khomyakov: The crystal chemistry of Malinkoite, NaBSiO4, and Lisitsynite, KBSi2O6, from the Khibina–Lovozero complex, Kola peninsula, Russia. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, S. 159–169, doi:10.2113/gscanmin.39.1.159 (englisch, rruff.info [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 2. Juni 2020] Kurzbeschreibung in französisch).
  5. a b David Barthelmy: Malinkoite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch).
  6. a b c d e f g John L. Jambor, Edward S. Grew, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 87, 2002, S. 181–184 (englisch, rruff.info [PDF; 105 kB; abgerufen am 2. Juni 2020]).
  7. a b c Malinkoite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch).
  8. Svetlana V. Malinko, S. Anic’ic’, D. Joksimovic’, A. E. Lisitsyn, V. V. Rudnev, G. I. Dorokhova, N. A. Yamnova, V. V. Vlasov, A.A. Ozol, Nikita V. Chukanov: Jarandolite Ca[B3O4(OH)3], calcium borate from Serbia: New name and new data. In: Fersman Mineralogical Museum, Russian Academy of Science (Hrsg.): New Data on Minerals. Band 39, 2004, S. 26–31, (Todesjahr Malinko, siehe S. 31) (englisch, online verfügbar bei fmm.ru [PDF; 226 kB; abgerufen am 2. Juni 2020]).
  9. Александр Евсеев (Alexander Evseev): Светлана Вячеславовна Малинко (1927-2002). In: geo.web.ru. Все о, 7. Mai 2017, abgerufen am 2. Juni 2020 (Kurzbiographie und Bibliographie).
  10. Robert F. Martin, William H. Blackburn: Encyclopedia of Mineral Names: Second update. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, Nr. 4, 2001, S. 1199–1218, doi:10.2113/gscanmin.39.4.1199 (englisch, rruff.info [PDF; 227 kB; abgerufen am 2. Juni 2020] Malinkoite, benannt nach Svetlana Vyacheslavovna Malinko siehe S. 1210).
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – M. (PDF 124 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 2. Juni 2020.
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch).
  13. Malinkoit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 2. Juni 2020.
  14. Fundortliste für Malinkoit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 2. Juni 2020.