Matthias Weckmann

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Matthias Weckmann (* um 1616 in Niederdorla; † 24. Februar 1674 in Hamburg) war ein deutscher Komponist des Barock.

Leben

Weckmann wurde als Sohn des Jacobus Weckmann geboren, der zunächst Lehrer und Organist, später dann Pfarrer in Oppershausen war. Ab 1628 oder 1630 war Weckmann Sängerknabe und Mitglied der Dresdner Hofkapelle, wo Heinrich Schütz seine Ausbildung überwachte. 1633 begab sich Weckmann auf Schütz´ Empfehlung und als Stipendiat des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. zu weiteren Studien bei Jacob Praetorius nach Hamburg. Dort lernte er auch den Organisten der Katharinenkirche Heinrich Scheidemann kennen.

1636 oder 1637 wurde er Organist an der kurfürstlichen Schlosskirche in Dresden und zwischen 1637 und 1639 in die neu gegründete kurprinzliche Kapelle aufgenommen. 1643 begleitete er Schütz und andere Mitglieder der kurprinzlichen Kapelle nach Dänemark und wurde dort von Kronprinz Christian, dem Schwiegersohn des Kurfürsten, zum Kapellmeister am Hof in Nykøbing berufen. Nach dem Tod des Prinzen 1647 kehrte er in seine Anstellung als Hoforganist in Dresden zurück, hielt sich aber wohl auch zwischenzeitlich in Hamburg und in Lübeck auf. Dort heiratete er am 25. Juli 1648 die Tochter eines Lautenisten. Sein Trauzeuge war der an der Lübecker Marienkirche tätige Franz Tunder. Im Winter 1649/1650 besuchten ihn Johann Jacob Froberger und Johann Caspar Kerll am Dresdner Hof. Hieraus entwickelt sich zwischen Froberger und ihm ein reger Briefverkehr. U. a. scheint Weckmann hier auch bedeutende Impulse für sein eigenes kompositorisches Schaffen erhalten zu haben.

Nach einem grandiosen Probespiel übernahm Weckmann 1655 die Stellung des Organisten und Kirchenschreibers an der Jacobikirche in Hamburg. Er gründete mit führenden Musikern der Stadt und mit Unterstützung einflussreicher Bürger ein Collegium musicum. Bekanntschaft machte er mit dem seit Scheidemanns Tod 1663 an der Katharinenkirche tätigen Johann Adam Reincken. Auch mit Tunders Schwiegersohn Dietrich Buxtehude kam es zu verschiedenen Zusammentreffen, bei denen u. a. auch Werke Frobergers weitergegeben wurden. Der Kontakt zum Dresdner Hof scheint auch nach seinem Fortgang nicht abgebrochen zu sein, da seine Söhne Hans Georg und Jakob auf Kosten des sächsischen Kurfürsten in Wittenberg studierten und er selbst 1667(?) noch eine Reise nach Dresden unternahm. Von seinen Kindern wurde der Sohn Jacob Weckmann ebenfalls Musiker. Er war ab 1672 bis zu seinem Tod Organist an der Leipziger Thomaskirche.

1674 starb Weckmann in Hamburg und wurde in einem Familiengrab in der Jacobikirche in Hamburg unterhalb der Orgel beigesetzt. Sein Nachfolger Hinrich Freese († 1720) heiratete seine zweite Frau und übernahm somit seine Musikalien, wovon ein Teil später vom Lüneburger Johannisorganisten Georg Böhm erworben wurde. Deshalb findet sich ein großer Teil der bis heute überlieferten Werke Weckmanns in der Ratsbücherei Lüneburg.

Werke

Von Matthias Weckmanns Werken sind erhalten:

  • 12 geistliche Konzerte
  • 12 Sonaten für das Hamburgische Collegium Musicum (eine Sammlung von instrumentalen Ensemblestücken)
  • Sämtliche Freie Orgel- und Clavierwerke (Hrsg. v. Siegbert Rampe, Bärenreiter, 1991)
  • Choralbearbeitungen für Orgel
  • einige Lieder und kurze Arien

Diese wenigen erhaltenen Werke reichen bereits aus, um Weckmann als einen überaus phantasievollen und ausdrucksstarken Komponisten zu qualifizieren.

Literatur

  • Max Seiffert: Weckmann, Matthias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 379–386.
  • Thomas Röder: Matthias Weckmann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 577–579.
  • Ibo Ortgies: Neue Erkenntnisse zur Biographie Matthias Weckmans: Biographische Skizze und Zeittafel. In: Sverker Jullander. (Hrsg.): Proceedings of the Weckmann Symposium Göteborg 1991. Göteborgs Universitet, Göteborg 1993: S. 1–24.
  • Willi Apel: Geschichte der Orgel- und Claviermusik bis 1700. Bärenreiter, 1967.
  • Klaus Beckmann: Die Norddeutsche Schule. Orgelmusik im protestantischen Norddeutschland zwischen 1517 und 1755. Teil II Blütezeit und Verfall 1620–1755. Schott, Mainz 2009.

Einspielungen (Auswahl)

Sonstiges

Matthias Weckmann zu Ehren wurde ihm auf dem Anger in seinem Geburtsort Niederdorla Mitte September 2016, anlässlich seines 400. Geburtsjubiläums, ein mit drei Orgelpfeifen verzierter Gedenkstein aus Muschelkalk gesetzt. Der Stein entstand nach Entwürfen des Designers Günter Baumgart und wurde mit Bläser- und Orgelkonzert eingeweiht.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Günter Schlaffke: Weckstein-Gedenkstein erinnert an Komponisten in Mühlhäuser Allgemeine vom 16. September 2016, S. TAMU 4