Metro Athen

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U-Bahn Athen
Basisinformationen
Staat Griechenland
Stadt Athen
Eröffnung 27 Februar 1869
Betreiber Attiko Metro S.A.
Infrastruktur
Streckenlänge 79,6 km
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem 750 V= und 25 kV, 50 Hz~
Haltestellen 60
Betrieb
Linien 3
Takt in der HVZ 7,5–10 min
Höchst­geschwindigkeit 90 km/h
Rotem-Zug, Juni 2014

Die Metro Athen (griechisch Attiko Metro Αττικό ΜετρόAttische Metro‘ und Ilektrikós Ηλεκτρικός ‚Elektrische‘ für die Linie 1) existiert teilweise seit 1869, jedoch kann erst seit der Elektrifizierung 1904 von einer U-Bahn gesprochen werden. Bis 2000 hatte sie nur eine Linie. Im Jahre 2000 wurden zwei weitere Linien eröffnet, auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele und die damit verbundenen Verkehrszuwächse.

Seit der Eröffnung der zweiten und dritten Linie sowie der Totalsanierung der ersten Linie gehört die Athener Metro zu den moderneren Systemen Europas. Als Besonderheit sind die zentralen Stationen mit antiken Fundstücken museumsähnlich gestaltet, die weiter auswärts gelegenen mit Kunstwerken gegenwärtiger griechischer Künstler ausgestattet. Die „neue“ U-Bahn wird in Athen als kultureller Raum benutzt, in dem regelmäßig Ausstellungen und verschiedene andere Veranstaltungen stattfinden.

Linien

Netz der Athener Metro, 2010

Das Netz der Athener Metro ist insgesamt fast 80 Kilometer lang und hat 51 Stationen. Die Züge fahren jeweils von 5:00 bis 0:30 Uhr (Linie 1) und von 5:30 bis 24 Uhr (Linie 2 und 3, 2004 eröffnet). In der Hauptverkehrszeit besteht auf allen drei Linien ein Drei-Minuten-Takt, in der Nebenverkehrszeit fahren alle fünf Minuten Züge, in der Schwachverkehrszeit alle zehn Minuten.

Die wichtige Verbindung des Athener Stadtzentrums mit dem Internationalen Flughafen Athen-Eleftherios Venizelos über die Linie 3 war seit 14. Februar 2009 für sechs Monate unterbrochen.[1] Grund war die Fertigstellung der Station Agia Paraskevi, die aufgrund von Anwohnerprotesten beim Bau der Strecke ausgelassen wurde. Inzwischen ist es wieder möglich, mit dieser Linie im 30-Minuten-Takt den Flughafen zu erreichen.

Linie Farbe Strecke Eröffnung Länge Bahnhöfe
1 Grün Piräus (Πειραιάς) ↔ Kifissia (Κηφισιά) 1869 25,7 km 24
2 Rot Anthoupoli (Ανθούπολη) ↔ Elliniko (Ελληνικό) 2000 16,4 km 20
3 Blau Agia Marina (Αγία Μαρίνα) ↔ Flughafen (Αεροδρόμιο) 2000 37,5 km 21

Geschichte

Ilektrikós (Linie 1)

U-Bahnhof Monastiraki, Bahnsteig der Linie 1
Zug der heutigen Linie 1 im U-Bahnhof Thisio im Jahr 1978
Züge mit Holzverkleidung im Jahr 1979 im U-Bahnhof Pireás (Linie 1)
Vorortebahn, heute MetroLinie 1 im Stadtbereich von Athen, um 1980
elektromechanisches Hebelwerk und Fahrschautafel des Stellwerkes Omónia im Museum

Bereits 1869 wurde in der griechischen Hauptstadt Athen das erste Teilstück der heutigen U-Bahn-Linie 1 eröffnet, das als erste Eisenbahn des Landes Athen (Bahnhof an der heutigen Station Thisio) mit dem Hafen Piräus verband.[2] Die Strecke war 12 km lang, eingleisig und wurde von Dampflokomotiven befahren. An der Planung beteiligt war der bayrische Ingenieur Nicolaus Zink.[3] Bis 1895 wurde die Strecke bis Omonia verlängert (zwischenzeitlich war der Endbahnhof die heutige Station Monastiraki). Es gab vor 1892 Pläne, die Bahn um eine weitere Strecke zum Bergwerk Laurion (an der Südspitze von Attika, Streckenführung über Therikos, Keratia, Markopulo, Koropi, Liopesi und Chalandri) zu erweitern.[4] Wenngleich es nicht gelang, auch in nennenswerten Umfang Güter zu transportieren, so betrugen 1900 die Einnahmen 1.533.300 Drachmen und die Ausgaben 614.147.[5]

Von 1901 bis 1904 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut und mit von oben bestrichenen Stromschienen elektrifiziert. Der reguläre Eisenbahnverkehr wurde auf eine neue Strecke verlagert, so dass diese Strecke seitdem nur noch dem Nahverkehr dient. Fritz Steiner (1873–1955), ein Ingenieur, dessen Eltern aus der Schweiz eingewandert waren, wurde 1905 zum Direktor bestellt.[6] 1925 wurde ein Masterplan für eine Athener U-Bahn ausgearbeitet. Anfang der 1930er Jahre erfolgte die Untertunnelung des Stadtzentrums mit dem Neubau der Stationen Omonia und Viktoria sowie dem Anschluss an die nach Norden, nach Kifissia führende Vorortbahn. Siemens lieferte hierfür 1949/50 neue elektrische Ausrüstungen.[7] Bis 1957 wurde die Strecke der heutigen Linie 1 mit 26 km und 23 Stationen vollendet.

Weitere Zwischenstationen wurden in den 1980er Jahren gebaut (z. B. Irini am Olympiastadion). Die Linie 1 wird als Ilektrikós (Elektrische) bezeichnet und stellt eine von der neuen U-Bahn unabhängige Betreibergesellschaft dar (ΗΣΑΠ – Elektrische Eisenbahn Athen–Piräus). Seitdem gab es zahlreiche Pläne, weitere U-Bahn-Strecken zu bauen, bis sich die Athener Stadtregierung auf den Bau zweier weiterer Linien festlegte.

Bau der Linien 2 und 3

Die Ausschreibung zum Bau zweier neuer Linien gewann 1991 das Konsortium Olympiako Metro, an dem insgesamt 22 deutsche, französische und griechische Unternehmen beteiligt waren. Die Lieferung umfasste elektrische und mechanische Anlagen, Fahrzeuge, die Lieferung und Installation und hatte ein Auftragsvolumen von insgesamt 2 Mrd. ECU. 1992 begannen die Bauarbeiten.

Als 1997 die Tunnelstrecke zwischen den Haltestellen Syntagma und Panepistimiou (Linie 2) in 24 Metern Tiefe gebaut wurde, stießen die Konstrukteure unerwarteterweise auf einen fünf Meter großen Hohlraum. Aufgrund von Befürchtungen, durch einen Weiterbau könnten die große Panepistimiou-Straße und der Tunnel zusammenstürzen, wurde der Bau monatelang unterbrochen, bis das Loch wieder aufgefüllt war. Die Linie 2 wurde dann verspätet am 28. Januar 2000 zwischen den Stationen Sepolia und Syntagma in Betrieb genommen. Die Linie 3 wurde im gleichen Jahr zwischen Ethniki Amyna und Syntagma eröffnet. Bis 2004 wurden wegen der Olympischen Spiele zahlreiche weitere Stationen in Betrieb genommen.

Gestaltung

Architektur und Kunst an den Stationen

archäologische Exponate im Bahnhof Syntagma

Bei Eröffnung der Strecke der heutigen Linie 1 im Jahr 1869 war die Athener Metro eine reine Vorortbahn, die auch für den Gütertransport genutzt wurde. Der schrittweise Ausbau zu einer vollwertigen U-Bahn geschah ab 1904, die bisherige Aufgabe übernahm eine parallel verlaufende Strecke der OSE. Nicht nur bei der technischen Ausrüstung, sondern auch bei der Gestaltung der Stationen orientierte man sich anfangs an der Berliner U-Bahn. Diese Ähnlichkeit ist bis heute besonders an den Stationen „Omonia“ und „Viktoria“ zu sehen, die im Jahr 2003 restauriert wurden und neben „Piräus“ und „Monastiraki“ unter Denkmalschutz stehen. Ein Kuriosum stellt die Station „Thissio“ dar: Das Empfangsgebäude (aus der Zeit als die Strecke ebenerdig war) steht quer zum tiefergelegenen Bahnsteig, eine ähnliche Situation existiert an der Station „Monastiraki“. Das liegt daran, dass es sich um die ursprünglichen Endbahnhöfe der Piräusbahn handelt (noch gut erkennbar an der repräsentativen Gestaltung der Fassade des Bahnhofs „Monastiraki“). Die Stationen der Linien 2 und 3 sind weitgehend uniform gestaltet, interessant sind hier aber die zahlreichen Kunstwerke, die zumeist im Zwischengeschoss oder am Eingang ausgestellt sind und fast alle bekannten griechischen Künstler umfassen. Ein Highlight ist der Lichtschacht (Gestaltung: Giorgos Zonglopoulos), der an der 3. Ebene der Station Syntagma liegt. Historische Funde sind an den jeweiligen Stationen ausgestellt, die meisten an der Station Syntagma und Akropolis. Mit der grundlegenden Sanierung der Linie 1 (2003/2004) wurden alle Stationen umgebaut, wobei jede von einem anderen Architekturbüro betreut wurde. Oberirdisch ist auf der Station Katehaki eine imposante Fußgängerbrücke, die das erste Werk des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava in Griechenland war. Schließlich sei noch das kleine Museum für die Geschichte der Linie 1 im Bahnhof „Piräus“ mit zahlreichen historischen Exponaten (darunter ein halber alter Siemens-Halske-Wagen) erwähnt.

Erscheinungsbild

Beide Betreibergesellschaften sowie die Proastiakos-Bahn haben ein einheitliches, sehr funktionales visuelles Erscheinungsbild in allen Stationen sowie hinsichtlich der Fahrgastinformation. Jeder Linie ist eine Farbe zugewiesen, die am jeweiligen Bahnsteig Verwendung findet. Die Stationen der Linie 1 und des Proastiakos sind mit Möbeln der Firma Erlau bestückt, wobei die Farbgebung dem jeweiligen architektonischen Gesamtbild angepasst ist. Attiko Metro hatte bereits 1997 eine Internetpräsenz, die damals einen europäischen Designpreis gewann.

Sicherheit und Sauberkeit

Essen und Trinken sowie Rauchen sind nicht erlaubt. Die Einhaltung der Hausordnung wird durch eine flächendeckende Videoüberwachung und Personal an jeder Station überwacht. Bei Nichtbeachtung erfolgt eine mehrmalige Verwarnung in Form einer standardisierten Durchsage mit dem entsprechenden Punkt der Hausordnung, bei weiterer Nichtbeachtung erscheint das Sicherheitspersonal und spricht in Extremfällen ein Hausverbot aus. Bei Demonstrationen werden naheliegende U-Bahn-Stationen geschlossen.

Ausbau und Planungen

Ausbaupläne

Die Linie 3 soll über die aktuell im Bau befindliche Verlängerung EgaleoChaidari über Korydallos, Nikäa, den Piräuser Hafen zum Stadttheater von Piräus verlängert werden. Die Ausschreibung erfolgte im Juni 2006. Bis Februar 2009 hatten sich sechs Gemeinschaftsunternehmen um den Bauauftrag beworben.[8] Der erste, 1,4 Kilometer lange Abschnitt bis zur Station Agia Marina wurde am 14. Dezember 2013 in Betrieb genommen.

Ebenfalls bereits beschlossen ist eine vierte Linie (orange), die in Hufeisenform vom Alsos Veiikou durch das Stadtzentrum über die nördlich gelegene Station Katechaki bis hin zur Station Marousi der Linie 1 führen wird.[9][10] Sie soll auf einer Länge von etwa 21 km 20 Stationen beinhalten und etwa 2,1 Milliarden Euro kosten.[11]

Es gibt Überlegungen, das Metrosystem auf insgesamt acht Linien mit dann 220 km und 200 Stationen auszudehnen.[12]

Fahrzeuge

Baume-Marpent/Siemens-Halske (bis 1983)

Siemens/MAN-Wagen an der Endstation Piräus (1981)

Die ersten U-Bahn-Wagen wurden von Siemens bereits bei der Betriebseröffnung geliefert. Eine für 1944 vorgesehene Nachlieferung kam aufgrund des Krieges nicht mehr zustande. Nachdem alle Züge bis 1983 ausgemustert worden waren, wird heute noch ein Zug im betriebsfähigen Zustand gehalten; die ausgemusterten Wagen wurden zur Nutzung als lokale Treffpunkte verschenkt.

Siemens/MAN (1951 bis 1997)

Nach Beseitigung der Kriegsschäden wurden 1951/52 die ersten zwölf zweiteiligen Triebwagen der Unternehmen Siemens und MAN ausgeliefert, 1958/59 folgte eine Nachlieferung von weiteren 16 baugleichen Fahrzeugen. Die letzten neun lieferte Siemens/MAN in den Jahren 1968/69.

LEW Hennigsdorf Typ G-II (1983 bis 1985)

Als in den 1980er Jahren der Wartungsaufwand für die alten U-Bahn-Wagen sehr groß geworden war, musste schnell eine Lösung gefunden werden. Aufgrund der Zahlung in Devisen bot sich die DDR an, kurzfristig Abhilfe zu schaffen: Die für die Ost-Berliner U-Bahn vorgesehenen Wagen von LEW Hennigsdorf vom Typ G-I wurden als Typ G-II umgebaut und nach Athen ausgeliehen. Der Umbau bestand im Wesentlichen aus einer Anhebung der Wagenkästen zur Anpassung an die Bahnsteighöhe, im Anbau von seitlichen Profilausgleichsbohlen sowie in der Anpassung von Zugbeeinflussung und Stromabnehmern. Die ausgeliehenen Wagen wurden in Berlin wieder in G-I rückgebaut, bis 1996 eingesetzt und 1997 nach Nordkorea verkauft.

MAN/LEW Typ G-III (1984 bis heute)

Trotz der Störanfälligkeit machten die niedrigen Anschaffungskosten der LEW-Züge eine Bestellung attraktiv. Man entschied sich zu einem Kompromiss: Eine neue maßgeschneiderte, an die GII-Züge angelehnte Baureihe wurde von MAN in Nürnberg gestaltet, von dort stammte auch ein Teil der technischen Ausrüstung. Gebaut wurden die Wagen bei LEW Hennigsdorf in der DDR in den Jahren 1983 bis 1985. Aufgrund der Ähnlichkeit zu den GII-Zügen werden die Wagen als GIII bezeichnet. Ab 1999 wurden die Wagen nur noch im Berufsverkehr eingesetzt und schrittweise ausgemustert, bis 2004 alle Wagen verschrottet worden sind.

Hellenic Shipyards/Siemens (1994 bis heute)

Die für Athen entwickelte Baureihe erwies sich als zuverlässig, so dass man bei der Neuanschaffung wieder diesen Typ bevorzugte. Man erwarb von MAN die Lizenz, Züge bei Hellenic Shipyards (zur damaligen Zeit einer Tochterfirma von ThyssenKrupp) in Griechenland fertigen zu lassen (Baureihe A01). Auch eine Ausschreibung der Attiko Metro, des Betreibers der Linien 2 und 3, gewann das Konsortium Hellenic Shipyards und Siemens.[13]

Secheron Typ D (2004 bis heute)

Die letzte Ausschreibung für weitere U-Bahn-Wagen, die mit der Verlängerung der Linie 3 zum Flughafen notwendig wurden, gewann der südkoreanische Hersteller Rotem. 14 Züge (Baureihe D201) sind für 750 Volt ausgelegt, während die weiteren sieben (Baureihe D251) zusätzlich für Oberleitungsbetrieb mit 25 kV / 50 Hz ausgerüstet wurden.

Fahrscheine

Einzelfahrscheine können an den Fahrscheinautomaten für 1,40 Euro bezogen werden und gelten 90 Minuten lang, inklusive Umstieg auf eine andere Linie. Nutzt man nur die Linie 1 (grüne Linie), kann ein ermäßigter Fahrschein für 70 Cent benutzt werden. Für die Nutzung der U-Bahn in Kombination mit dem Abschnitt Doukissis PlakentiasAirport gilt der Tarif von acht Euro, da diese Strecke in Kooperation mit der Staatsbahn OSE betrieben wird.[14]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Metro Athen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ametro.gr
  2. Markus Klenner: Eisenbahn und Politik 1758–1914. 2002, S. 110.
  3. jstor.org
  4. Victor Röll, Carl Wurmb, Friedrich Kienesperger: Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, in alphabetischer Anordnung, Band 4, S. 1853.
  5. Karl Engelhard, Franz Hilscher, August Löhr: Österreichische eisenbahn-zeitung, Band 26, 1903.
  6. H. Zürcher, in: Schweizerische Bauzeitung, 1955, S. 732.
  7. Horst A. Wessel: Demontage, Enteignung, Wiederaufbau. Verband Deutscher Elektrotechniker, S. 208.
  8. ametro.gr
  9. Blickpunkt Straßenbahn, Ausgabe 2/2007, Seite 103
  10. Aktueller Plan mit allen geplanten Erweiterungen
  11. ametro.gr
  12. ametro.gr
  13. Technische Angaben. Siemens Transportation Systems
  14. Die U-Bahn (Metro) in Athen. Griechenland Zeitung; abgerufen am 1. August 2012