Mina Ahadi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Oktober 2016 um 08:50 Uhr durch SBC Guy (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mina Ahadi, 2007

Mina Ahadi (* 1956 in Abhar, Iran) ist eine in Deutschland lebende österreichische politische Aktivistin und Menschenrechtlerin iranischer Herkunft.[1]

Sie ist Leitungsmitglied der Arbeiterkommunistischen Partei Irans, Gründungsmitglied des Internationalen Komitees gegen Steinigung (2001), des Komitees gegen Todesstrafe (2004) und des Zentralrats der Ex-Muslime (2007), deren Vorsitzende sie seit der jeweiligen Gründung ist.

Leben

Ahadis Eltern gehören der ethnischen Minderheit der Aserbaidschaner im Iran an. Ihr Vater starb früh und die Mutter zog sie und ihre vier Geschwister alleine groß. Die Mutter blieb unverheiratet und trug wie alle Frauen der Stadt im öffentlichen Raum den Tschador,[2] .

1974 begann Mina Ahadi mit dem Studium der Medizin an der Universität Täbris, musste dieses jedoch wenige Wochen später abbrechen;[3] sie war an der linken Opposition gegen den Schah Mohammad Reza Pahlavi beteiligt. Nach Gründung der Islamischen Republik Iran durch Chomeini organisierte Ahadi Protestaktionen und Demonstrationen, durfte nicht mehr weiter studieren[4] und arbeitete in einer Fabrik. Ende 1980 durchsuchte der iranische Geheimdienst VEVAK ihre Wohnung und verhaftete ihren damaligen Mann sowie fünf Gäste, die kurz darauf hingerichtet wurden.[2] Die wegen ihrer politischen Aktivitäten gesuchte und später zum Tod verurteilte Ahadi verbrachte mehrere Monate im Untergrund in Teheran und floh 1981 in die Kurdenregion im Westen des Landes, wo sie zehn Jahre als Partisanin bei der kommunistischen Untergrundorganisation Komalah verbrachte.[5]

1990 ging sie ins Exil nach Wien und zog 1996 nach Köln.

Politische Positionen

Ahadi versteht sich als Atheistin. Religionen – nicht nur der Islam, sondern auch das Christentum und andere Religionen – betrachtet sie als „Instrumente der Unterdrückung“,[6] die „dumm“ machen.[7] Ahadi kämpft für die Rechte von Frauen und gegen die Todesstrafe, besonders die Steinigung. 2001 gründete sie das Internationale Komitee gegen Steinigung.[8] Sie ist Vorsitzende des 2004 gegründeten Internationalen Komitees gegen Hinrichtungen (ICAE)[9] und des 2007 gegründeten deutschen Zentralrats der Ex-Muslime.[10] Danach stand sie unter Polizeischutz.[11]

Kritik

Laut Mariam Lau ist Mina Ahadi in der deutsch-iranischen Exilopposition „nicht besonders gut gelitten“. Durch ihren lautstarken Protest („Nieder mit der Islamischen Republik!“) während einer im April 2000 in Berlin veranstalteten Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung, die eine Diskussion zwischen liberalen Geistlichen und linken Oppositionellen eröffnen wollte, habe sie dem Regime einen Beleg für die umstürzlerische Absicht dieser Veranstaltung geliefert.[12]

Ehrungen

Mina Ahadi wurde im Oktober 2007 von der britischen National Secular Society mit dem mit 5000 britischen Pfund dotierten Irwin Prize for Secularist of the Year ausgezeichnet.[13]

Literatur

  • Mina Ahadi mit Sina Vogt: Ich habe abgeschworen. Heyne-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-453-15288-5 (Autobiografie)
  • Annika Joeres: Porträt. Atheistin in Schutzweste. Mina Ahadi, 52, iranische Ex-Muslimin, kämpft in Köln gegen Kopftuch und religiöse Einengung. FR v. 31. Mai 2008.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Von Kommunisten und Rassisten – Verwirrung bei PI-News“, Die Zeit.
  2. a b Sina Vogt: „Partisanin gegen Lynchjustiz“, die tageszeitung, 14. März 2006.
  3. tagesspiegel.de vom 28. Februar 2007 (Memento vom 10. März 2007 im Internet Archive) Ich trug zwei Tage Kopftuch, abgerufen am 21. Februar 2013.
  4. Alle iranischen Hochschulen wurden auf Anweisung von Ruhollah Chomeini am 21. April 1980 geschlossen. Siehe auch: Kulturrevolution (Iran).
  5. Ich habe abgeschworen (2008), S. 181ff. „Mein Leben als Partisanin“.
  6. Anika Joeres in der Frankfurter Rundschau vom 31. Mai 2008.
  7. Torsten Thissen: "Religion macht dumm". In: welt.de. 23. Februar 2008, abgerufen am 20. November 2015.
  8. Till-R. Stoldt: Im Kampf mit den "frommen Sadisten". In: welt.de. 31. Oktober 2004, abgerufen am 20. November 2015.
  9. International Committee Against Executions (Homepage des ICAE)
  10. „Muslime schwören ab“, taz, 13. Februar 2007.
  11. The European: Mina Ahadi, Menschenrechtsaktivistin, abgerufen am 18. Februar 2013.
  12. Mariam Lau: Scharia oder Gnade? Die Zeit, 18. November 2010.
  13. „Secularist of the Year 2007“, Humanistischer Pressedienst, 22. Oktober 2007