Mind uploading

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. September 2016 um 19:35 Uhr durch Mfb (Diskussion | Beiträge) (Interface wäre eine Kommunikation zwischen Gehirn und Computer, das ist hier nicht gemeint.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mind uploading (auch „mind copying“ oder „mind transfer“ genannt) beschreibt einen hypothetischen Prozess, mentale Inhalte auf ein externes Medium zu übertragen. Die verwendeten Medien sollen dabei Funktionen des Gehirns simulieren, wodurch diese ein „virtuelles Bewusstsein“ erlangen sollen.[1]

Prozesse

Das menschliche Gehirn besteht aus 100 Milliarden Nervenzellen, welche durch Synapsen miteinander kommunizieren können.[2] Der etablierte neurowissenschaftliche Konsens ist, dass das menschliche Bewusstsein eine emergente Eigenschaft im Informationsprozess einnimmt.[3] Wichtige Funktionen des Verstandes wie Lernen, Erinnern und Nachdenken basieren auf rein physikalischen und elektronischen Prozessen im Gehirn, welche durch geltende Gesetze geregelt sind. Das Konzept des Bewusstseins-Transferierens basiert auf der mechanischen Sichtweise des Verstandes, wodurch der Prozess des „mind uploadings“ in drei verschiedene Methoden unterteilt werden kann:[4]

  1. Die Erste stellt das Ersetzen oder Überbrücken von Teilen des Gehirns dar. Die Idee dahinter ist, dass das menschliche Hirn durch Neuroprothesen vertreten wird. Diese Methode wird bereits sehr intensiv erforscht und vereinzelt angewandt[5]. Hierbei werden die Eingangs- und Ausgangskanäle des Nervensystems ersetzt, um eine normale Funktion der Sinnesorgane bzw. Extremitäten zu ermöglichen.
  2. Bei der zweiten Methode handelt es sich um ein Verfahren, welches mittels eines Scans eine Rekonstruktion vornimmt. Die theoretische Vorgehensweise ist, dass eine Kopie oder ein perfektes Modell des Hirns angefertigt und diese in ein anderes Medium übertragen wird („Whole brain simulation“).[6] Bei einem Scan des Gehirns ist derzeit die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es diesen Prozess nicht übersteht. Daher gibt es über dieses Verfahren sehr gespaltene Meinungen.
  3. Die dritte Methode beschäftigt sich mit dem genauen Wiedergeben von Verhaltensmustern. Dabei werden Informationen über das persönliche Verhalten gesammelt. Mit Hilfe dieses Wissens wird versucht diese Person in einem anderen Medium „zu erschaffen“. Diese Methode ist der abstrakteste Ansatz von „mind uploading“. Trotz dieser Abstraktivität wird in diesem Bereich, von Instituten wie der Terasem Foundation, intensiv geforscht.[7]

Theoretische Auswirkungen

Unsterblichkeit

Durch die Möglichkeit des Auslagerns der Hirnfunktionen, wäre das Bewusstsein und der Geist eines Menschen nicht mehr an den Körper und dessen Einschränkungen gebunden. Mit Hilfe dieses Kopierprozesses des Gehirns könnten die Information in mehrere digitale Medien gespeichert werden. Dabei würde das Risiko des Verlustes dieser Informationen eliminiert. Die Idee zur Nutzung von „mind uploading“ um Menschen unsterblich zu machen kam bereits 1971 von George M. Martin.[8]

Wirtschaft und Bevölkerung

Wenn die benötigte Rechenleistung eines „Hirn-Computers“ vorhanden ist, könnten Gehirne dupliziert werden. Dadurch könnte es dann zu einem enormen Bevölkerungswachstum kommen, wenn man diese duplizierten Hirne als eigenständiges Individuum betrachtet. Durch dieses Wachstum bedingt könnte auch die Wirtschaft wachsen, wobei die Konsequenzen dessen (Superorganismus[9] etc.) derzeit nicht abgeschätzt werden können.[10]

Intelligenz

Die möglicherweise schnelleren und computerbasierenden Gehirne nach dem „mind uploading“ wären nicht automatisch intelligenter und besser. Aufgrund des Kopierens würde die Intelligenz des originalen Hirns genau übertragen und nicht verbessert. In diesem Zusammenhang könnte es zu „weak superintelligence“ kommen, da die Leistung des simulierten Gehirns theoretisch größer wäre als die kopierte Information. Mit Hilfe von Programmen, die eine Komprimierung der Daten und eine Verbesserung der Leistung bewirken würden, könnten aus den schwächeren Hirnen möglicherweise „strong superintelligence“-Hirne gemacht werden, was zu einem Anstieg der durchschnittlichen Intelligenz führen würde.[11]

Kommunikation

Interaktion und Kommunikation mit anderen Menschen ist derzeit begrenzt durch die Möglichkeiten der Sprache, der Mimik und Gestik. Die Auslagerung des Gehirnes könnte es ermöglichen, den kognitiven Zustand dieses genauer zu verstehen, wodurch ein viel tieferer Austausch an Ideen und Emotionen möglich würde als bisher. Das normale Sprechen würde durch diese neuartige Möglichkeit des Informationsaustausches wesentlich an Bedeutung verlieren.[11]

Forschung

In den vergangenen 20 Jahren wurden verschiedenen Projekte in diesem Bereich durchgeführt, mit dem Ziel ein Hirn oder einen Teil des Hirns genau zu simulieren:

  • 1993: Open Wurm Project
  • 2005: Blue Brain Project
  • 2010: Fruit Fly Project

Science Fiction

Literatur

Filme

Comics

Videospiele

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernd Vowinkel: Maschinen mit Bewusstsein- Wohin führt die künstliche Intelligenz? In: Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. 2006.
  2. PDF
  3. Christof Koch: Can machines be conscious? In: IEEE Spectrum. 2008.
  4. Sim Bamford: Framework For Approaches To Transfer Of A Mind's Substrate. In: Complex Systems Modeling Group, Istituto Superiore di Sanità. 2012.
  5. [1]
  6. Klaus Mathwig: Mind Uploading – Neue Substrate für den menschlichen Geist? In: Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik Halle.
  7. [2]
  8. G. M. Martin: Brief proposal on immortality: an interim solution". Perspectives in Biology and Medicine. 1971.
  9. Carl Shulman: Whole Brain Emulation and the Evolution of Superorganisms. In: The Singularity Institute, San Francisco. 2010.
  10. Robin Hanson: Economics of the Singularity. In: IEEE Spectrum. 2008, ISSN 0018-9235, S. 45–50, doi:10.1109/MSPEC.2008.4531461.
  11. a b Kaj Sotala: Advantages of Artificial Intelligences, Uploads, and Digital Minds. In: University of Helsinki, MIRI Research Associate. 2012.