Mischa Meier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Februar 2016 um 20:50 Uhr durch Armin P. (Diskussion | Beiträge) (kl. Nachbesserungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mischa Meier (* 13. Juni 1971 in Dortmund) ist ein deutscher Althistoriker. Meier lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Universität Tübingen. Er gilt als international ausgewiesener Kenner der römischen Kaiserzeit.

Leben und Wirken

Mischa Meier studierte nach seinem Abitur am altsprachlich ausgerichteten Essener Burggymnasium im Jahr 1990 an der Ruhr-Universität Bochum klassische Philologie, Geschichte und Pädagogik. 1998 wurde er dort mit einer Arbeit über Aristokraten und Damoden. Untersuchungen zur inneren Entwicklung Spartas im 7. Jh. v. Chr. und zur politischen Funktion der Dichtung des Tyrtaios promoviert. Ende 2002 folgte die Habilitation in Bielefeld; Thema war nun die Spätantike, genauer: die Zeit Justinians. Die 2003 publizierte Habilitationsschrift Das andere Zeitalter Justinians lehnte sich vom Namen her an die klassische Arbeit von Berthold Rubin (Das Zeitalter Justinians, 1960) an, interpretierte die Herrschaft dieses „letzten römischen Imperators“, der an einer Zeitenwende stand, jedoch wesentlich negativer: Die Zäsur, die die Jahre 540–42 für Justinians Herrschaft darstellten, war zwar grundsätzlich bereits bekannt, wurde aber von Meier besonders herausgearbeitet. Kerngedanken der Arbeit sind Katastrophenängste und gar Endzeiterwartungen der Bevölkerung, ausgelöst unter anderem durch die so genannte Justinianische Pest, Naturkatastrophen und Kriegsgreuel. Infolgedessen habe sich die Bevölkerung verstärkt der Religion zugewandt. Die Arbeit wurde in der Fachwelt mit großem Interesse aufgenommen, wobei manche Thesen Meiers jedoch noch weiterer Diskussion bedürfen; 2004 folgte eine Synthese der umfangreichen Arbeit in der Reihe Beck Wissen; im selben Jahr wurde Meier auf dem Historikertag in Kiel für seine Neuinterpretation Justinians ausgezeichnet.

Von 1999 bis 2004 war Meier an der Universität Bielefeld tätig, seit 2004 war er zunächst C3- und ist jetzt W3-Professor an der Universität Tübingen. Von Oktober 2006 bis September 2008 war er Dekan der Fakultät für Philosophie und Geschichte. Meier hat mehrere Aufsätze zu weiteren spätantiken Themen verfasst. Eine große Rolle spielte dabei die spätantike Historiographie (unter anderem der Historiker Prokopios); zudem ist Meier Herausgeber eines Sammelbands zum Thema Pest. Seine weiteren Hauptforschungsgebiete sind das antike Griechenland (vor allem die Geschichte Spartas) sowie die Rezeptionsgeschichte der Antike in Musik und Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie im Historienfilm. Seit 2008 ist Meier Mitherausgeber des Online-Rezensionsjournals sehepunkte; seit 2014 überdies auch einer der Herausgeber der international renommierten Fachzeitschrift Historia. Meier ist ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Rufe an die Ruhr-Universität Bochum (2007) und die Universität Freiburg im Breisgau (2009)[1] hat er abgelehnt. Für 2012 erhielt er den Preis der Aby-Warburg-Stiftung zugesprochen, 2015 bekam er den Karl-Christ-Preis für Alte Geschichte.

Ebenfalls von Meier stammt der 1996 im ersten Band des Neuen Pauly veröffentlichte Artikel „Apopudobalia“, der die Ursprünge des gerade im damaligen Standort des Verfassers (Bochum) beliebten Spiels Fußball in der römischen Antike herausarbeitet. Als Referenz wird dabei auf eine „Festschrift M. Sammer“ verwiesen. Aufgrund erheblichen Termindrucks seitens der Redaktion ging der Scherz-Artikel in den Druck und gilt heute als eines der bekanntesten „U-Boote“ der modernen Lexikografie.

Schriften (Auswahl)

Monographien

Herausgeberschaften

Weblinks

Anmerkungen

  1. uni'leben: Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 01/2010 (online)