1984 (1956)

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Film
Titel Neunzehnhundertvierundachtzig
Originaltitel 1984
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 90 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Michael Anderson
Drehbuch Ralph Gilbert Bettison
William Templeton
Produktion N. Peter Rathvon
Ralph Gilbert Bettison
Musik Malcolm Arnold
Cecil Millner
Kamera C. M. Pennington-Richards
Schnitt Bill Lewthwaite
Besetzung

Neunzehnhundertvierundachtzig (Originaltitel: 1984) ist ein in Schwarzweiß gedrehter britischer Science-Fiction-Film von Michael Anderson aus dem Jahr 1956. Es handelt sich hierbei um die dritte Filmadaption des gleichnamigen Romans von George Orwell.

Handlung

Nach einem atomaren Krieg im Jahre 1965 ist die Erde in drei Weltreiche aufgeteilt, die sich in einem anhaltenden Krieg miteinander befinden: Im Reich Ozeanien herrscht ein totalitärer Polizeiapparat, der vom „Großen Bruder“ gelenkt wird. London ist die Hauptstadt und Sitz der staatslenkenden „Partei“, die alle Bürger auf ihre Staatstreue überwacht. Winston Smith arbeitet für das „Wahrheitsministerium“, das beständig historische Dokumente und Publikationen revidiert, um historische und nah zurückliegende Ereignisse in einem dem System konformen Sinne darzustellen. Winston zweifelt an der Rechtmäßigkeit des Staates und liest heimlich antike Bücher. Er beginnt eine Liebesbeziehung mit Julia, die auch gegen das System opponiert. (Allein ihre Beziehung stellt schon ein Verbrechen dar, da sexuelle Kontakte zwischen den Geschlechtern nur zum Zwecke der Fortpflanzung gestattet sind.) Sie vertrauen sich dem Parteifunktionär O'Connor (im Roman: O'Brien) an, einem weiteren Oppositionellen. Als Winston und Julia vom Vermieter des Zimmers, in dem sie sich regelmäßig treffen, verraten werden, stellt sich heraus, dass O'Connor in Wahrheit Kritikern des Systems auf der Spur ist. Winston widersteht der Folter der Regierung, erst als man ihn seiner Angst vor Ratten aussetzt, verrät er seine Ideale. Dieser Verrat bringt ihm die körperliche Freiheit wieder, aber seine Persönlichkeit ist gebrochen. Als er Julia zufällig wiederbegegnet, gestehen die beiden einander, den anderen verraten zu haben, und dass die Folter ihre Liebe zerstört hat. Als in diesem Moment eine öffentliche Propagandameldung durchgegeben wird, stimmt Winston mit den jubelnden Massen ein, „lang lebe der Große Bruder“.

Hintergrund

Obwohl in Großbritannien gedreht und überwiegend mit britischen Darstellern besetzt, wurden für die Hauptrollen zwei amerikanische Darsteller verpflichtet, Edmond O’Brien und Jan Sterling.

Neben dem nah an den Roman angelegten Schluss, in der Winstons und Julias Liebe zerstört und Winston zum loyalen Staatsbürger „umfunktioniert“ wird, existiert ein alternatives Ende. In diesem begegnen sich Winston und Julia wieder und rufen, in einem letzten verzweifelten Akt der Opposition, laut aus, „nieder mit dem Großen Bruder“. Eine Polizeipatrouille erschießt beide daraufhin auf offener Straße. Diese letztere Fassung wurde laut Georg Seeßlen[1] und Hahn/Jansen[2] für den amerikanischen Markt gedreht, wogegen Phil Hardy[3] und die Internet Movie Database[4] diese der britischen Fassung zuordnen. In den westdeutschen Kinos, in denen der Film 1957 startete, wurde das Ende mit der Tötung der Protagonisten gezeigt.[5]

Kritiken

„Die Filmversion von 1984 ist ziemlich profan und zeigt nur wenig den Horror von Orwells Staat.“ – Parish/Pitts: The Great SF Pictures[6]

„Aus der gegenwartsnahen Zukunftsvision des Romans […] wird im Film durch das langatmige Bohren an einigen wenigen Schreckensszenen eine vergleichsweise harmlose Moritat […] Schlimmer konnte der Film sein Thema nicht vertun.“ – Filmbeobachter[6]

„George Orwells Vorlage [wird] auf die Maße eines Actionfilms zurechtgestutzt, und das kalte Grauen des Romans ist einer eher sentimentalen Betrachtung der Ohnmacht des einzelnen gewichen.“ – Georg Seeßlen: Kino des Utopischen[1]

„Eine vereinfachte Version des Buches, die den Ideen, die dieses auszeichnen, wenig Beachtung schenkt.“ – Phil Hardy (Hrsg.): The Aurum Film Encyclopedia – Science Fiction[7]

„Nachdenklich stimmende Version von George Orwells Zukunftsroman.“ – Leonard Maltin[8]

„Die Verfilmung – zuweilen frappierend und interessant im Detail – hat nicht die visionäre Kraft des Romans. Andererseits ist die Handlungskonstruktion zu intellektuell und abstrakt, als daß schlichte Kinospannung und Interesse aufkommen könnten.“ – Lexikon des internationalen Films[5]

Weitere Adaptionen

Die erste Adaption des Romans in Spielfilmlänge war eine Fernsehfassung der britischen BBC, die 1954 ausgestrahlt wurde. Bereits 1953 lief eine 50-minütige Fassung des US-amerikanischen Fernsehsenders CBS im Rahmen der Serie Westinghouse Studio One. Eine weitere Fernsehfassung lief 1965 in der BBC im Rahmen der Serie Theater 625. Im „Orwell-Jahr“ 1984 wurde der Roman von Michael Radford unter dem gleichen Titel erneut fürs Kino verfilmt.

Literatur

Weblinks

Nachweise

  1. a b Georg Seeßlen: Kino des Utopischen. Geschichte und Mythologie des Science-fiction-Films, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980.
  2. Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction Films, 5. Auflage, Wilhelm Heyne Verlag, München 1992.
  3. Phil Hardy (Hrsg.): The Aurum Film Encyclopedia – Science Fiction, Aurum Press, London 1991.
  4. Neunzehnhundertvierundachtzig in der Internet Movie Database.
  5. a b 1984 im Lexikon des internationalen Films.
  6. a b Zitiert nach: Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction Films.
  7. „[…] a simplified version of the book that pays little heed to the ideas that make it so significant a work.“ – Phil Hardy (Hrsg.): The Aurum Film Encyclopedia – Science Fiction.
  8. „Thought-provoking version of George Orwell's futuristic novel.“ – Leonard Maltin's 2008 Movie Guide, Signet/New American Library, New York 2007.