Nicola Marschall

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Selbstporträt, Öl auf Leinwand, 1867

Nicola Marschall (* 16. März 1829 in St. Wendel; † 24. Februar 1917 in Louisville, Kentucky) war ein deutsch-amerikanischer Porträtmaler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicola Marschall war der älteste Sohn des St. Wendeler Wirtes und Tabakspinners Emanuel Johann Marschall, der es seiner Heimatstadt zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte. 1846 bis 1849 studierte Marschall an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei. An der Düsseldorfer Akademie war Wilhelm von Schadow sein Lehrer.[1] 1849 emigrierte Marschall in die USA und kam über New Orleans, Louisiana und Mobile, Alabama, nach Marion. Dort nahm er im Jahre 1851 am Marion Female Seminary eine Stelle als Kunstlehrer an. In den folgenden Jahren erwarb er sich einen guten Ruf als Porträtmaler. Nach einer Studienreise durch Frankreich und Italien kehrte er 1859 nach Marion zurück.

John C. Breckinridge, 1881

Am 11. Januar 1861 schloss sich Alabama den Konföderierten Staaten von Amerika an und schied aus der Union aus. In dieser Zeit soll Marschall für die Konföderierten Staaten deren Flagge „Stars and Bars“ und die grauen Uniformen der Konföderierten Armee entworfen haben. Diese Version über den Ursprung von Flagge und Uniform wurde 1905 in mehreren US-amerikanischen Zeitungen mit einer Reihe von Details und angeblich wörtlichen Zitaten Marschalls wiedergegeben.[2] In einem jahrelangen Streit über die Urheberschaft, der um 1910 mit dem Bürgerkriegs-Teilnehmer Orren Randolph Smith (1827–1913) aus Louisburg, North Carolina, welcher den Entwurf der Flagge für sich beanspruchte, geführt wurde,[3] konnte schließlich keine der beiden Seiten die Urheberschaft beweisen. Aus zeitgenössischen Südstaaten-Zeitungen geht keine einzelne Person hervor, die als Entwerfer der Flagge genannt wird. Unter Berücksichtigung von Marschalls künstlerischer Reputation, seinen Verbindungen zur Familie des Gouverneurs von Alabama und seiner Flaggenentwürfe, die im Alabama Department of Archives and History belegt sind, neigen Wissenschaftler allerdings der These zu, dass sein Entwurf dem der Flagge der Konföderierten Staaten zugrunde liegt.[4][5][6] Während des Sezessionskrieges diente er als First Lieutenant unter Major Samuel Lockett (1837–1891). Nach Kriegsende kehrte er nach Marion zurück und heiratete Martha Eliza (genannt Mattie), geb. Marshall (!), mit der er drei Kinder hatte.

Durch die wirtschaftlichen Depression im Süden zog Marschall 1872 von Marion nach Mobile und ein Jahr darauf nach Louisville, Kentucky. Auf der Centennial Exhibition in Philadelphia, der ersten offiziellen Weltausstellung in den USA, im Jahre 1876 gewann er eine Medaille für seine Porträts. 1908 musste er die Malerei aus gesundheitlichen Gründen aufgeben; während seiner Karriere porträtierte er unter anderem Jefferson Davis, Abraham Lincoln und John C. Breckinridge.

Nach seinem Tod wurde er auf dem Cave Hill Cemetery von Louisville bestattet, seine 1925 verstorbene Frau wurde an seiner Seite beigesetzt.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am 4. März 1935 wurde in Marion (Alabama) ein Monument zum Gedenken an den Marschall zugeschriebenen Entwurf der „Stars and Bars“ eingeweiht.[7] Es befindet sich im historischen Distrikt Marion Courthouse Square.[8]
  • 1964 wurde am Grab von Marshall für den Artist of Confederacy eine Gedenktafel aufgestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Devereaux D. Cannon, Jr.: The Genesis of the „Stars and Bars“. In: Raven. A Journal of Vexillology. Band 12, 2005, S. 1–26, ISSN 1071-0043
  • Wolfgang Ulbrich: Nicola Marschall (1829–1917) – Ein Maler aus St. Wendel in den amerikanischen Südstaaten. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2012, ISBN 978-3-86110-520-6.
  • Estill Curtis Pennington: Marschall, Nicola. In: The New Encyclopedia of Southern Culture. Bd. 21: Art and Architecture. Hrsg. von Judith H. Bonner und Estill Curtis Pennington, University of North Carolina Press, Chapel Hill 2013, ISBN 978-0-8078-3717-7, S. 368 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nicola Marschall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Museum Kunstpalast: Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016, PDF (Memento des Originals vom 7. Mai 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kunstpalast.de)
  2. Z. B.: Designed Uniform and Flag for Condederates: Nicola Marschall, the Prussian Artist […]. In: The Columbus Journal (Columbus, Nebraska). Vol. 36. Nr. 3 vom 19. April 1905, S. (7) mit Abb. von drei Entwürfen (online bei Chronicling America). – History of Condederate Uniform and Flag. In: The Times Dispatch (Richmond, Virginia). Nr. 16.790 vom 12. März 1905, Magazine Section S. (5) (online bei Chronicling America).
  3. Smith, Orren Randolph, Eintrag im Portal ncpedia.org, abgerufen am 18. Dezember 2021
  4. E. Bryding Adams: Nicola Marschall. Eintrag im Portal encyclopediaofalabama.org, abgerufen am 18. Dezember 2021
  5. Marylou Armstrong Cory: Alabama Legislature Declares Nicola Marschall Designer First Confederate Flag, Stars and Bars. (= Historic and Patriotic Series, Nr. 12). Alabama State Department of Archives and History, Montgomery 1931.
  6. Devereaux D. Cannon, Jr.: The Genesis of the „Stars and Bars“. In: Raven. A Journal of Vexillology. Band 12, 2005, S. 22 (PDF)
  7. Alabamans Honor Marschall. In: Evening Star. Nr. 33.179 vom 4. März 1935, S. B-4 (online bei Chronicling America). – Die auf einer Metallplatte angebrachte Inschrift lautet: In Honor of Nicola Marschall | 1829-1917 | Who designed at Marion, Ala. | the Stars and Bars | first official flag adopted | by the Confederate | States of America, at | Montgomery, Ala. March 4, 1861 | then raised over dome | of that first Confederate | capitol. He also designed | the Confederate uniform.
  8. National Register of Historic Places. Continuation Sheet. Sektion Nr. 7, S. 16, Nr. 102 (online als PDF).