Onimus (Orgelbauerfamilie)

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Orgel in Frankfurt-Höchst, Justinuskirche
Orgel in Mainz, St. Ignaz

Johann Onimus (auch: Onymus) (* 1689 in Ettenheimmünster (Baden); † 1759 in Mainz) und sein Neffe Joseph Anton Onimus (auch: Onymus) (* 10. November 1715 in Ettenheimmünster; † 1781 in Mainz) waren Mainzer Orgelbaumeister. Der Orgelbauerfamilie Onimus sind außer 19 Orgelneubauten zahlreiche Reparaturen und andere Arbeiten im Mainzer Raum sowie in Ober- und Südhessen zuzuordnen.[1]

Leben des Johann Onimus

Johann Onimus wurde am 10. Juni 1711 Mainzer Bürger und arbeitete dort als selbständiger Orgelbauer, ohne vom Mainzer Domkapitel bestallt worden zu sein.

Leben des Joseph Anton Onimus

1760 übernahm Joseph Anton Onimus die Werkstatt seines verstorbenen Onkels. 1781 verunglückte Joseph Anton tödlich beim Bau seiner größten Orgel für die Kirche St. Ignaz in Mainz.

Werk des Johann Onimus

Von Johann Onimus sind fünf Orgelneubauten nachgewiesen. Aus den Jahren 1733 bis 1735 stammt seine einzig erhaltene Orgel. Sie befindet sich in der Basilica minor und katholischen Pfarrkirche St. Maria, St. Petrus und Paulus des ehemaligen Klosters Ilbenstadt. Nach Renovierungen und Umbauten 1930 durch Julius Hembus (* 23. Juli 1903; † 20. April 1983) aus Kronberg im Taunus und 1970 durch Gebrüder Hillebrand Orgelbau ist die mechanische Spiel- und Registertraktur heute stark verändert.[2] Aus dem historischen Bestand sind das von Franz Voßbach (Mainz) geschnitzte Gehäuse einschließlich der Posaunenengel von Martin Biterich (auch Bitterich; * 1691 in Südtirol; † 1759 in Mainz), die Prospektpfeifen und etliche Register erhalten.[3] Von den Orgelneubauten in Bauschheim (1732) und in der Justinuskirche in Höchst (1737, II/P/27) sind nur noch die Prospekte zu sehen.[4] Nicht erhalten sind die einmanualigen Werke in Ginsheim (1746) und Hattersheim (1757).[2]

Werk des Joseph Anton Onimus

Die 1763 erbaute Orgel der kath. Pfarrkirche St. Walburga in Friesenheim (Rheinhessen) ist die einzige von Joseph Anton Onimus, bei der noch ein Großteil der Innenpfeifen original erhalten ist.[5] Ihr Spieltisch wurde 1993 von Förster & Nicolaus nach dem Vorbild des leeren Gehäuses um 1760 aus der Werkstatt von Joseph Anton Onimus rekonstruiert, das sich in der kath. Pfarrkirche St. Urban in Gau-Heppenheim befindet.[6] In den 1760er Jahren erbaute Joseph Anton ein einmanualiges Instrument mit 14 Registern für die Evang. Kirche in Dalheim (Rheinhessen),[7] 1770 die Orgel für die kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Mainz-Ebersheim, 1772 für die katholische Kirche in Kaub (I/P/10),[8] 1775 für Biebesheim am Rhein[9] und 1777 für Oberhöchstadt (I/P/12)[10] sowie im selben Jahr ein kleines Werk mit sechs Register für die Mainzer Hospitalkirche „Zum Heiligen Geist“.[11] 1781 baute er für die Mainzer Pfarrkirche St. Ignaz sein größtes und letztes Orgelwerk, das 1836 durch ein neues von Bernhard Dreymann ersetzt wurde. Das Gehäuse nach Entwürfen von Peter Metz ist eines der wenigen im klassizistischen Stil.

Nachfolger

Nach seinem Tod übernahm Johann Adam Flügel, ein Geselle von Philipp Ernst Wegmann, die Mainzer Werkstatt und sorgte auf diese Weise für die Fortführung der Tradition.[12]

Literatur

  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1: Mainz und Vororte - Rheinhessen - Worms und Vororte. Schott, Mainz 1967, ISBN 978-3-7957-1306-5 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 6).
  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1 (A–K). Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 7,1).
  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2 (L–Z). Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 7,2).
  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1 (A–L). Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 29,1).
  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied. 2 Bände. Schott, 2005, ISBN 978-3-7957-1342-3 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 40).
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz und Saarland. München 1984.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen. München 1966.
  • Achim Seip: Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz, Mainz 2003.

Einzelnachweise

  1. Achim Seip: Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz, Mainz 2003, S. 122
  2. a b Christian Binz: Die Johann-Onimus-Orgel der St. Justinuskirche zu Frankfurt am Main–Höchst (PDF-Datei; 1,4 MB), gesehen 6. November 2012.
  3. Bösken, Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 3, Teil 1 (A–L). 1988, S. 506–511.
  4. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1 (A–K). 1975, S. 268f.
  5. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1. 1967, S. 308f.
  6. Achim Seip: Alte und neue Orgeln im Bistum Mainz, Mainz 2003, S. 38
  7. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1. 1967, S. 267.
  8. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2 (A–K). 1975, S. 485.
  9. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4. 2005, S. 329.
  10. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2 (L–Z). 1975, S. 682.
  11. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 1. 1967, S. 119–122.
  12. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2 (L–Z). 1975, S. 769.