Otto Wallburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. September 2016 um 01:36 Uhr durch Pirulinmäuschen (Diskussion | Beiträge) (→‎Filmografie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Otto Wallburg als junger Schauspieler (Bern, 1909) [1]

Otto Wallburg, eigentlich Otto Maximilian Wasserzug (* 21. Februar 1889 in Berlin; † 30. Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war ein deutscher Schauspieler. Als Kabarettist galt er seinerzeit als der schnellstsprechende Komiker der Welt.

Leben und Wirken

Otto Wallburg, der als viertes Kind eines jüdischen Bankiers geboren wurde, absolvierte nach der Mittleren Reife – vermutlich auf Wunsch des Vaters – zunächst eine kaufmännische Ausbildung in einer Maschinenfabrik, die er abbrach, um Schauspieler zu werden. Nach dem Besuch der von Max Reinhardt gegründeten Schauspielschule debütierte er 1909 in der Rolle des Brandner in Goethes Faust am Reinhardts Deutschem Theater Berlin. Nach ersten Engagements in Bern, Halberstadt und an Arthur Hellmers Neuem Theater in Frankfurt am Main (1913/14) wurde Wallburg zum Kriegsdienst eingezogen und erhielt an der Ostfront das Eiserne Kreuz. Nach einer schweren Verwundung kehrte er nach Frankfurt zurück und arbeitete ab April 1916 wieder am Neuen Theater. Nachdem er sich erfolglos auch als Regisseur versucht hatte, wandte Wallburg sich Anfang der 1920er Jahre dem Kabarett zu und trat wiederholt im Frankfurter „Astoria“ auf.

1926 nahm Otto Wallburg ein Engagement an Max Reinhardts Deutsches Theater Berlin an. Nachdem er am Beginn seiner Bühnenlaufbahn Liebhaber, Lebenskünstler und Naturburschen verkörpert hatte, wechselte er nach einer erheblichen Zunahme seines Körpergewichts nun ins frech-schnodderige Charakterfach. Wegen seiner verwaschenen, überstürzten Sprechweise nannten Kritik und Publikum ihm liebevoll den „Blubberer“. Ebenfalls 1926 hatte Otto Wallburg sein Filmdebüt. Auf Nebenrollen in mehreren Stummfilmen folgte 1930 in Gustav Ucickys Komödie Hokuspokus die erste Tonfilmrolle. Größere Rollen folgen in den Filmen Wer nimmt die Liebe ernst? (1931), Der Kongreß tanzt (1931) und Kind, ich freu’ mich auf Dein Kommen (1933).

Nach dem nationalsozialistischen Regierungsantritt im Januar 1933 verlor Otto Wallburg seinen Vertrag bei der Ufa und kurz darauf auch sein Berliner Theaterengagement. 1934 konnte er vorübergehend wieder an Arthur Hellmers Neuem Theater in Frankfurt arbeiten, schon bald zog er mit seiner Familie jedoch nach Österreich um, wo er bei Joe Pasternak, dem Produktionsleiter der Universal, Arbeit fand. Bis 1936 stand er für mehrere weitere Filme vor der Kamera, von denen in Deutschland keiner aufgeführt werden durfte.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 floh Otto Wallburg über Frankreich nach Amsterdam, wo er gemeinsam mit Kurt Gerron und Rudolf Nelson am Theater Joodsche Schouwberg, einem jüdischen Kabarett, tätig war. Nachdem im Mai 1940 auch die Niederlande von deutschen Truppen besetzt wurden, tauchte er 1943 unter, wurde im Jahr darauf nach einer Denunziation aber doch verhaftet. Eine Ausreise in die Vereinigten Staaten hatte er in Betracht gezogen, aber zu spät vorbereitet.

Nach einer Deportation ins niederländische Übergangslager Durchgangslager Westerbork wurde der zuckerkranke Otto Wallburg am 31. Juli 1944 in das Ghetto Theresienstadt und von da aus am 28. Oktober weiter ins KZ Auschwitz verschleppt, wo er in der Gaskammer ermordet wurde.

Otto Wallburg war mindestens dreimal verheiratet: mit der schweizerischen Schauspielerin Lisa Brosso (ein Sohn Reinhard), mit der Tochter eines Druckereibesitzers, Anna Luise Theis (zwei Töchter), und – im Amsterdamer Exil – mit Ilse Rein.

Filmografie

Literatur

  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 364 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrich Liebe: Verehrt, verfolgt, vergessen. Schauspieler als Naziopfer. 2. Auflage. Beltz Quadriga, Weinheim u. a. 1997, ISBN 3-88679-292-7, S. 182.