Parenterale Ernährung

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Parenterale Ernährung (pE) ist eine Form der künstlichen Ernährung, bei der der Verdauungstrakt umgangen wird.

Indikationen

Parenterale Ernährung kommt bei allen Patienten in Frage, die über einen längeren Zeitraum (drei Tage und mehr) nicht ausreichend enteral ernährt werden können, also oral oder über eine Magensonde. Dies betrifft Patienten, die an akuten Krankheiten des Verdauungstraktes, wie beispielsweise einer Pankreatitis, einem Darmverschluss oder Speiseröhrenkrebs leiden; aber auch Patienten, bei denen im Rahmen einer Operation neue Verbindungen im Magen-Darm-Trakt (Anastomosen) angelegt worden sind, werden in den ersten Tagen nach der Operation zur Entlastung der neu geschaffenen Verbindung auf diese Art und Weise ernährt. Ein weiterer Grund für eine parenterale Ernährung sind Resorptions- oder Verdauungsstörungen im Dünndarm (wie beispielsweise bei akuten Entzündungsphasen eines Morbus Crohn bzw. bei Colitis ulcerosa), das Kurzdarmsyndrom, Passagestörungen (Beispiel Peritonealkarzinose oder stenosierende Tumoren im Magen oder Darm) oder kritisches Untergewicht, verursacht beispielsweise durch hohe Verluste (Diarrhoe, Ileostoma, häufiges Erbrechen), aber auch durch massive Anorexie (Appetitlosigkeit) oder Übelkeit z. B. während einer Chemotherapie. Bei Essstörungen wie der Magersucht besteht nur ausnahmsweise die Indikation zur parenteralen Ernährung.[1] Es besteht die Möglichkeit zusätzlich oder ausschließlich parenteral zu ernähren, um einer Mangelernährung vorzubeugen. Wichtig dabei ist, individuellen Stoffwechsel- und insbesondere Aminosäurenanforderungen gerecht zu werden, um den Allgemeinzustand des Patienten zu verbessern.

Durchführung

Die Ernährung erfolgt dabei in der Regel über Speziallösungen, die intravenös verabreicht werden. Da die Lösungen hochkonzentriert sind, müssen sie auf Dauer über einen zentralvenösen Katheter in eine der großen Venen des Körpers infundiert werden. Die in der Regel dünneren Armvenen sind ungeeignet; Infusionen darüber führen zu brennenden Schmerzen und die Venen entzünden sich nach kurzer Zeit.

Die komplette parenterale Ernährung besteht in der Zufuhr von:

Die Menge der zugeführten parenteralen Ernährung richtet sich nach dem Energiebedarf und dem Krankheitsbild. Zusätzlich zum Grundumsatz von 4 kJ/h und kg Körpergewicht ist, abhängig davon ob beispielsweise eine Sepsis oder eine großflächige Verbrennung vorliegt, bis zu 4 kJ/h und kg Körpergewicht zusätzlicher Energiebedarf durch die Ernährung abzudecken.

Der Nährstoffbedarf des Körpers sollte zu 50 bis 60 Prozent durch Kohlenhydrate (in der Regel durch Glukoselösungen), zu 20 bis 35 Prozent aus Fetten und zu 10 bis 15 Prozent aus Aminosäuren gedeckt werden.[2]

Alternativen

  • halbkalorische Ernährung über die Armvene
  • subkutane Flüssigkeitszufuhr

Enterale Ernährung:

Probleme der parenteralen Ernährung

Hauptproblem ist die Keimbesiedlung des Katheters und eine Gefährdung durch bakterielle Infektionen, so dass eine parenterale Ernährung über mehrere Wochen schwierig ist. Es müssen dann meist erneute Punktionen erfolgen. Um dieses Problem zu umgehen, wird bei Patienten, die parenterale Ernährung über einen längeren Zeitraum benötigen, häufig ein dauerhafter zentralvenöser Zugang, wie zum Beispiel ein Portkatheter, implantiert.

Literatur

  • Otto Nehren: DGEM-Leitlinien Enterale und Parenterale Ernährung: Kurzfassung. Thieme, Stuttgart 2007 ISBN 3131480912
  • Michaela Brandstätter: Parenterale Ernährung: Indikationen, Techniken, Organisation. Elsevier, 1.Aufl. München 2002 ISBN 3437267507

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michaela Brandstätter: Parenterale Ernährung: Indikationen, Techniken, Organisation. Elsevier, 1.Aufl. München 2002, ISBN 3437267507.
  2. Otto Nehren: DGEM-Leitlinien Enterale und Parenterale Ernährung: Kurzfassung. Thieme, Stuttgart 2007, ISBN 3131480912.