Plärrer

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Plärrer (auch Plerrer) ist eine alte Bezeichnung für einen Platz einer Stadt außerhalb der Stadtmauern, auf dem im Mittelalter Händler tätig werden konnten, die keine Konzession für den innerstädtischen Markt hatten. Die Bezeichnung leitet sich von dem Wort plerre, plarre ab, was in etwa „abgerissenes kahles Stück“, später „freier Platz“ bedeutet.[1][2] Die Herleitung von mhd. vlarre „Fetzen, breite unförmliche Wunde“[3] bzw. plarren „gaffen“ scheint regional uneinheitlich.[1]

Entsprechende Namen oder Namensbestandteile gibt es heute noch in Bayern, insbesondere in Franken, für Plätze in Bamberg, Bechhofen, Hersbruck, Kaufbeuren (Busbahnhof), Neustadt an der Aisch, Nürnberg, Nürnberg-Mögeldorf, Lauf an der Pegnitz, Michelau in Oberfranken, Oberkotzau, Obernzenn, Schwarzenbruck, Thiersheim, Waischenfeld, Waldeck bei Kemnath (lokaler Volksmund) und Weißenburg in Bayern.

Nach dem bayerischen Sprachforscher Johann Andreas Schmeller steht Blerrer für einen offenen, freien Platz, den jedermann übersehen kann. Im Zusammenhang mit Stadtbefestigungsanlagen können auch Abschnitte der für Stadtverteidigungsanlagen wichtigen freien Geländeflächen vor Stadtmauer und Stadtgraben gemeint sein. Im Zusammenhang mit strömendem Bachwasser kann sich der Namen auch von plärren d. h. laut schreien, ableiten, womit die vom Wasser erzeugten Geräusche gemeint sind.[4]

Nach dem Plärrer in Nürnberg wurde der dortige U-Bahnhof Plärrer, das am Platz liegende Plärrerhochhaus und das Einkaufszentrum Plärrermarkt sowie das Nürnberger Stadtmagazin Plärrer benannt.

Eine andere Bedeutung hat „Plärrer“ als Name eines bekannten Volksfests in Augsburg, dort leitet er sich vom „Geplärre“ (d. h. Schreien) der Besucher ab.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Michael Richard Buck: Oberdeutsches Flurnamenbuch. Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 30 (Digitalisat bei Wikimedia Commons).
  2. Remigius Vollmann: Flurnamensammlung. 4. Auflage. Giehrl, München 1926, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. vlarre. In: Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Benecke, Müller, Zarncke, online im Wörterbuchnetz
  4. Helmut Gloßner: in memoriam: Der Vitusbach in Regensburg, Hrsg. Helmut Gloßner, Regensburg 1998, ISBN 3-00-003441-2, S. 28.