RAG Aktiengesellschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2016 um 12:26 Uhr durch Philipp Wetzlar (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 37.138.8.169 (Diskussion) auf die letzte Version von Slökmann zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
RAG Aktiengesellschaft

Logo RAG Aktiengesellschaft
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 27. November 1968
Sitz Shamrockring 1
44623 Herne
Leitung
Mitarbeiterzahl ca. 12.100[1]
Umsatz 1.742,3 Mio. € (2013)[1]
Branche Bergbau, Flächenmanagement, Bergbautechnik
Website www.rag.de

Die RAG Aktiengesellschaft (ehemals Ruhrkohle AG) ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Herne, das traditionell im Bereich des Steinkohlenbergbaus tätig ist, in den vergangenen Jahren durch Zukäufe auch eine starke Chemiesparte dazugewonnen hat und darüber hinaus im Kraftwerksbau und im Immobilienbereich tätig war. Am 14. September 2006 wurde der so genannte „weiße Bereich“, d. h. die Nicht-Steinkohlesparten Chemie, Energie und Immobilien, in die RAG Beteiligungs AG ausgegliedert, die am 12. September 2007 in Evonik Industries AG umbenannt wurde. Die RAG besteht nach Abschluss der Umorganisation als Holding der Unternehmensteile RAG Deutsche Steinkohle AG, RAG Anthrazit Ibbenbüren, RAG Montan Immobilien, RAG Ruhranalytik und RAG Mining Solutions fort. Die RAG Aktiengesellschaft und Evonik Industries gingen Ende 2007 in den Besitz der RAG-Stiftung über.

Geschichte

Das Unternehmen wurde am 27. November 1968 als Konsolidierungsunternehmen der deutschen Steinkohleförderung gegründet.[2] Sie umfasste zu diesem Zeitpunkt 80 % der bundesdeutschen Steinkohlenbergwerke. 1969 wurde mit dem Hüttenvertrag zwischen der Ruhrkohle AG und den deutschen Hüttenbetrieben die Geschäftsgrundlage des Unternehmens sichergestellt.

1972 beschäftigte das Unternehmen 168.400 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 7,2 Milliarden DM.

1975 wurde mit dem Kohlepfennig eine direkte Subventionierung der deutschen Steinkohleförderung durch einen Aufschlag auf den Strompreis eingeführt. Diese Subvention wurde 1994 für verfassungswidrig erklärt. In verschiedenen Abkommen wurde die Subventionierung des Unternehmens und der Abbau von Förderkapazitäten für den Zeitraum bis 2012 mit der Bundesregierung ausgehandelt.

1998 übernahm das Unternehmen die Saarbergwerke und 1999 die Preussag Anthrazit GmbH. Dadurch wurde die Ruhrkohle-Tochtergesellschaft DSK AG Eigentümerin sämtlicher noch fördernden deutschen Steinkohlezechen. Der Konzern betrieb in diesem Zusammenhang auch eine Reihe von Werksbahnen und Bergehalden.

Das Unternehmen wandelte sich danach – unter anderem durch Übernahme der Degussa und der STEAG – zu einem weltweit tätigen diversifizierten Montan-, Energie- und Chemiekonzern.

Nach der Übernahme der Degussa und der STEAG änderte die Ruhrkohle AG ihren Namen in RAG Aktiengesellschaft.

Am 14. September 2006 wurden die Geschäftsfelder Chemie, Energie und Immobilien der RAG in Form der RAG Beteiligungs-AG ausgegliedert und am 12. September 2007 in Evonik Industries AG umbenannt, da der alte Name RAG zum einen zu sehr mit Kohle und Bergbau verbunden war und man zum anderen internationale Investoren nicht verschrecken wollte, da „rag“ im Englischen „Lumpen“ heißt.

Steinkohlestiftung

Zur Abdeckung der Folgekosten des Bergbaus wurde im Sommer 2007 die RAG-Stiftung gegründet. Gründungsvorsitzender war der ehemalige BP-Manager Wilhelm Bonse-Geuking, inzwischen leitet Werner Müller die Stiftung.

Aktuelle Tätigkeitsfelder

RAG Deutsche Steinkohle

Das Unternehmen RAG Deutsche Steinkohle mit Sitz in Herne ist die Bergbausparte der RAG. In ihr sind alle in Deutschland aktiven Steinkohlenbergwerke (derzeit noch: Prosper-Haniel und Ibbenbüren) gebündelt.

RAG Anthrazit Ibbenbüren

Die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH betreibt das Steinkohlebergwerk in Ibbenbüren im Tecklenburger Land. Mit etwa 2.339 Mitarbeitern werden etwa 1,9 Millionen Tonnen Anthrazitkohle im Jahr gefördert.[3]

RAG Montan Immobilien

Die RAG Montan Immobilien GmbH, ehemals Montan-Grundstücksgesellschaft mbH (MGG,) mit Sitz in Essen ist ein Unternehmen im Verbund der RAG Aktiengesellschaft, das die Flächen und Immobilien des Konzerns verwaltet, saniert, entwickelt und vermarktet. Die Montan-Grundstücksgesellschaft mbH (MGG) wurde 1977 gegründet. Bis Ende der 1980er Jahre konzentrierte sich das Unternehmen auf die überregionale Grundstücksentwicklung und -verwertung ehemaliger Bergbauflächen an Saar und Ruhr und auf die Privatisierung der alten Bergarbeitersiedlungen. Seit den 90er Jahren liegt der Schwerpunkt auf der Flächen- und Projektentwicklung. So wurden teilweise in Public Private Partnership nach erfolgter Sanierung auf ehemaligen Bergwerksarealen Service- und Gewerbeparks wie Minister Stein in Dortmund oder in Gladbeck-Brauck sowie Gründer- und Technologiezentren wie Eurotec in Moers oder das Gründerzentrum Prosper in Bottrop realisiert. Als beispielhaft gilt die Entwicklung der 50 Hektar großen Fläche Ewald in Herten, der ehemals größten Bergarbeiterstadt Europas.[4]

RAG Mining Solutions

Die im Mai 2009 gegründete RAG Mining Solutions GmbH (kurz RMS) bietet deutsche Bergbautechnik und -dienstleistungen weltweit an.[5]

RAG Ruhranalytik

Die RAG Ruhranalytik GmbH ist ein unabhängiges akkreditiertes Prüflabotorium in Herne, dessen Arbeitsschwerpunkte auf dem Gebiet der festen Brennstoffe liegt.[6]

Vivawest

Die RAG ist mit 18,2 % am Wohnungsunternehmen Vivawest beteiligt.

Ehemalige Tochterunternehmen

Degussa, Steag und RAG Immobilien

Die drei ehemaligen Tochterunternehmen des „weißen Bereichs“ Degussa, Steag und RAG Immobilien AG (heute: Vivawest) wurden am 14. September 2006 in die RAG Beteiligungs-AG ausgegliedert, die seit dem 12. September 2007 unter dem Namen Evonik Industries AG firmiert.

Ruhrkohle Countertrade

Die Ruhrkohle Countertrade war Ende der 1990er Jahre kurzzeitig aktiv. Ziel der Geschäftstätigkeit war, durch Kompensationshandel mit Fleisch- und Milchprodukten sowie Produkten des täglichen Bedarfes neue Geschäftsbeziehungen anzubahnen. Es blieb bei dem Versuch.

RAG Informatik

Die RAG Informatik wurde 2005 von der SBS gekauft. Siemens übernahm damit die IT-Services für externe Kunden der RAG Aktiengesellschaft.

RAG Bildung

Die RAG BILDUNG GmbH, eine 100%ige Tochter der RAG Aktiengesellschaft, war ein Unternehmen im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung mit Sitz in Essen. Am 1. Juni 2010 wurde das Unternehmen von der TÜV NORD AG übernommen und in TÜV NORD Bildung GmbH und Co. KG umbenannt. In den Bildungszentren wird das gesamte Spektrum der beruflichen Aus- und Weiterbildung vermittelt.

RAG Bahn und Hafen

Die ehemaligen Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte (ZuH) wurden 1993 in RAG Bahn und Hafen (BuH) umbenannt und 2005 an Railion Deutschland (heute DB Cargo) verkauft, heute wird das Unternehmen unter RBH Logistics betrieben und ist im Schienengüterverkehr, Hafenumschlag und Binnenschifffahrt tätig.

Weitere Unternehmen und Beteiligungen

Im Rahmen der Neuorganisation des Konzerns (Trennung von schwarzem und weißem Bereich und die Konzentration auf die Geschäftsfelder Chemie, Energie und Immobilien) wurden in den letzten Jahren viele Beteiligungen aufgegeben und Tochtergesellschaften mit einem Gesamtumsatz von über 4 Mrd. Euro verkauft oder in die Eigenständigkeit entlassen.

Einzelnachweise

  1. a b zum Geschäftsjahr 2013 über Bundesanzeiger, Abgerufen am 10. März 2015
  2. David Schraven, Daniel Drepper, Michael Klingemann: Milliardengrab Steinkohle: Die ganze Wahrheit. In: WamS. 22. November 2009, abgerufen am 1. Januar 2013.
  3. RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH. Abgerufen am 4. Juni 2015.
  4. RAG Montan Immobilien: Zukunftsstandort Ewald, Herten. Abgerufen am 4. Juni 2015.
  5. RAG Mining Solutions We know how… because we do it ourselves. Abgerufen am 1. Januar 2013.
  6. Willkommen bei RAG Ruhranalytik GmbH! Abgerufen am 1. Januar 2013.

Literatur

  • Wilhelm und Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen. 6., um einen Exkurs nach S. 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage. Verlag Langewiesche (Die Blauen Bücher), Königstein im Taunus 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.