Request for Comments

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2016 um 08:06 Uhr durch 9ai877 (Diskussion | Beiträge) (Fremdsprachiges entsprechend gekennzeichnet). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Requests for Comments (kurz RFC; englisch für Bitte um Kommentare) sind eine Reihe von technischen und organisatorischen Dokumenten des RFC-Editors zum Internet (ursprünglich Arpanet), die am 7. April 1969 begonnen wurden. Bei der ersten Veröffentlichung noch im ursprünglichen Wortsinne zur Diskussion gestellt, behalten RFC auch dann ihren Namen, wenn sie sich durch allgemeine Akzeptanz und Gebrauch zum Standard entwickelt haben. Hingegen wird die fortlaufende Zählung (Nummerierung) der RFCs weitergeführt und eine neue RFC-Nummer vergeben, wenn eine abschließend geänderte Version durch eine neue Version, gegebenenfalls auch zusammengefasst aus mehreren Vorläufern und mit mehreren Ergänzungen versehen zu einem neuen Dokument zusammengeführt wird.

RFC-Status

Jeder RFC besitzt einen Status für die Gültigkeit. Hier einige Beispiele:

Informational
Hinweis, Idee, Nutzung, Mitteilung an die Netzgemeinde
Experimental
zum Experimentieren, Anfangsstadium eines potenziellen Standards
Proposed Standard
Vorschlag für Standard
Draft Standard
Begutachtung von mindestens zwei unabhängigen Implementierungen
Standard
offizieller Standard STDn
Historic
nicht mehr benutzt

Hinweise:

Required
Der Status ist zwingend anzuwenden.
Recommended/Suggested
Anwendung wird empfohlen
Elective
Anwendung des Status ist freigestellt.

Wichtige RFCs

Spezielle Dokumententypen bei den RFC

Einige RFCs sind zugleich Internet Standard (STD), For Your Information (FYI), Best Current Practice (BCP) oder RARE Technical Report (RTR) jeweils mit eigener Zählung. Vereinzelt kommen auch Antworten auf allgemeine Fragen oder Nachrufe vor.

Die Kategorie FYI wurde 1990 eingeführt und richtet sich an ein breites Publikum, das ausdrücklich auch Anfänger umfasst.[1]

Die Kategorie BCP wurde 1995 für RFC eingeführt, die kein Internetstandard werden können, aber relevant sind.[2]

  • RFC 1462 = FYI 20 FYI on What is the Internet?
  • RFC 1855 = FYI 28 Netiquette Guidelines
  • RFC 1935 What is the Internet, Anyway?
  • RFC 2119 = BCP 14 Key words for use in RFCs to Indicate Requirement Levels
  • RFC 2468 I REMEMBER IANA, ein Nachruf von Vinton Cerf für Jon Postel
  • RFC 5000 = STD 1 Internet Official Protocol Standards, ein Überblick über die wichtigsten Internet Protokolle

Erfolg durch Formalismus

RFCs sind extrem formalistisch gestaltet:

  • Vorschläge für neue oder geänderte RFCs werden in allen Änderungen vor der formellen Veröffentlichung nachvollziehbar dokumentiert.
  • Ein einmal abschließend veröffentlichter RFC ist für immer öffentlich und fest. Er kann auch nicht korrigiert, sondern nur durch neuere RFCs abgelöst werden.
  • Wie man RFCs schreibt, ist in RFC 2223 festgelegt.
  • In RFC 2119 ist beschrieben, welche Bedeutung bestimmte Begriffe haben. Selbst Begriffe wie MUST oder MUST NOT werden in ihrer Bedeutung klar definiert, um Verwirrung in deren Interpretation zu vermeiden.
  • Zeichenketten und ihre Zusammensetzung werden formalistisch mittels der Backus-Naur-Form (BNF) dargestellt. Dies sorgt für eine eindeutige Interpretation, hilfreich zum Beispiel beim Aufbau von URLs und URIs.

All diese Formalismen sorgen für die Vermeidung von Missverständnissen in der Interpretation und Implementierung und somit für den Erfolg beim Betrieb des Internets. Als Beispiele hierfür und gleichermaßen für ihren Erfolg seien RFC 2822 (E-Mail) sowie RFC 2616 (HTTP) genannt.

Humor in RFC

Zwischen den offiziellen RFCs, die Quasi-Standards oder „Best Current Practices“ (derzeit beste Vorgehensweisen) beschreiben, finden sich aber auch immer RFCs, die nicht buchstabengetreu genommen werden sollten, oft aus Anlass des 1. April.

  • Das am 1. April 1996 veröffentlichte RFC 1925 listet The Twelve Networking Truths auf, die mit dem fundamentalen Grundsatz It Has To Work beginnen.
  • Als Parodie auf das Routing-Protokoll MPLS findet sich in RFC 3251 das Mostly Pointless Lamp Switching.
  • RFC 2795 beschäftigt sich mit dem Infinite-Monkey-Theorem und beschreibt, wie eine unendliche Anzahl von Affen koordiniert werden kann, die die Werke von Shakespeare produzieren sollen.
  • Aber auch echte Kunstwerke lassen sich ausmachen, so zum Beispiel eine Lobeshymne auf das Arpanet (RFC 527), Wissenschaftsgeschichte in Versform (RFC 1121) oder The Twelve Days of Christmas aus der Sicht eines gestressten Netzwerk-Admins (RFC 1882).
  • Am 1. April 2001 wurden im RFC 3092 die Kombinationen von „foo“ und „bar“ bzw. deren Abarten etymologisch bestimmt.
  • Am 1. April 2003 wurde ein RFC (RFC 3514) veröffentlicht, das dazu aufruft, bei IP-Paketen, die in irgendeiner Form „evil“ (böse) sind, ein entsprechendes Bit im Header zu setzen, um diese Pakete an Firewalls leichter ausfiltern zu können. Dies rührt daher, dass in IPv4 -Headern ein Bit, das den „Type of Service“ angibt, normalerweise mit 0 gesetzt ist, von einigen modernen Anwendungen jedoch mit 1 gesetzt wird. Einige Firewalls verlassen sich darauf, dass dieses 0 ist, und stufen das Paket eben als böse ein, da es einen nicht-unterstützten Service-Typ darstellt.
  • Am 1. April 2004 wurde ein Allwissenheitsprotokoll entwickelt, das es der amerikanischen Regierung ermöglichen sollte, alle Formen der Computerkriminalität zu erkennen und zu verhindern (RFC 3751). Nachdem sich die Anforderungen an dieses Protokoll als nicht durchführbar erwiesen hatten, endet der Text mit den Worten: „Good luck.“
  • Am 1. April 2005 wurde ein neuer Standard vorgestellt, welcher moralisch einwandfreies Routing ermöglicht (RFC 4041). Des Weiteren wurde das schon sehr in die Jahre gekommene UTF-8, das 8 Bit breite Einheiten verwendet, durch UTF-9 ersetzt, das 9 Bits (3 × 3) pro Byte erlaubt (RFC 4042).
  • Am 1. April 2007 wurde eine Methode für die Übertragung von IP über das Winkeralphabet vorgestellt (RFC 4824).
  • Am 1. April 2010 wurde das Transmission Control Protocol erweitert: Die Laune des übertragenen Segments kann durch Emoticons im Header festgelegt werden. So kann ein Segment beispielsweise fröhlich oder frustriert sein (RFC 5841).

Realisierte Aprilscherze

Nicht immer jedoch bleibt es bei RFC zum 1. April bei der Theorie. So wurde am 6. März 2001 eine Implementierung des RFC 1149 A Standard for the Transmission of IP Datagrams on Avian Carriers (die Übertragung von IP-Datagrammen per Brieftaube) vorgestellt. Die durchschnittliche Antwortzeit eines Pings betrug jedoch 45 Minuten, so dass nicht mit einer regelmäßigen Nutzung im Echteinsatz zu rechnen sein wird. Allerdings führte dies zu einer Weiterentwicklung RFC 2549 IP over Avian Carriers with Quality of Service, aber auch dieser Einsatz ist unwahrscheinlich.

Der Editor Emacs enthält schon seit Jahren eine vollständige Implementierung von RFC 2324: Das Hyper Text Coffee Pot Control Protocol (HTCPCP) dient der Fernsteuerung und -überwachung von Kaffeemaschinen.

Auf der Veranstaltung Hacking in Progress wurde RFC 2322, Management of IP numbers by Peg DHCP, formuliert. Es definiert, wie IP-Nummern mit einem Filzstift auf Holzwäscheklammern geschrieben und diese an das zugehörige Kabel geklammert werden. Obwohl dieser RFC als Scherz gedacht war, wird das Verfahren regelmäßig eingesetzt.

Auch für das Pi Digit Generation Protocol gibt es mit gpigen eine freie Implementierung für mehrere Plattformen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. RFC 1150 – FYI on FYI. Internet Engineering Task Force, abgerufen am 27. Juli 2011.
  2. RFC 1818 – Best Current Practices. Internet Engineering Task Force, abgerufen am 27. Juli 2011.