Sandersleben (Anhalt)

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Sandersleben (Anhalt)
Stadt Arnstein
Wappen von Sandersleben (Anhalt)
Koordinaten: 51° 41′ N, 11° 34′ OKoordinaten: 51° 40′ 37″ N, 11° 34′ 13″ O
Höhe: 138 m ü. NHN
Fläche: 18,22 km²
Einwohner: 1901 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 06456
Vorwahl: 034785
KarteAlterodeArnstedtBräunrodeGreifenhagenHarkerodeQuenstedtSanderslebenStangerodeSyldaUlzigerodeWelbslebenWiederstedtLandkreis Mansfeld-Südharz
Karte
Lage von Sandersleben (Anhalt) in Arnstein

Sandersleben (Anhalt) ist ein Ortsteil der Stadt Arnstein im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie

Sandersleben liegt in der Hügellandschaft des östlichen Harzvorlandes im Wippertal. Sandersleben wird von den Bahnstrecken Magdeburg–Erfurt und Halle (Saale)–Halberstadt durchquert. Um Sandersleben finden sich einige Wüstungen, außerdem, insbesondere in Richtung Welfesholz, mehrere kleinere Halden, die auf den hier betriebenen Bergbau hinweisen.

Geschichte

Die Siedlungsgeschichte des Sanderslebener Wippertales reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Die Ursprünge der Ortschaft Sandersleben liegen in einem Einzelgehöft der Angeln und Warnen aus dem 4. Jahrhundert. Sie wurde erstmals 1046 in einer Urkunde des deutschen Königs Heinrich III. erwähnt, eine Kirche kann ab 1293 nachgewiesen werden. Stadtrechte besitzt Sandersleben wohl seit Anfang des 14. Jahrhunderts, für 1340 sind sie urkundlich nachgewiesen. Spätestens seit 1386 verfügte die Stadt über einen Bürgermeister, einen Rat und ein eigenes Stadtsiegel. Sie erfuhr im 14. und 15. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung, der unter anderem durch den Bergbau geprägt wurde. Nahe der Stadt, gelegen am Rande des Mansfelder Bergreviers, ist ab 1438 der Kupferbergbau belegt, der im 17. und 18. Jahrhundert intensiviert wurde.

Die wirtschaftlichen Aktivitäten umfassten neben dem Bergbau auch Handel, Gewerbe sowie Landwirtschaft und Bierbrauerei und wurden auch durch die jüdische Bevölkerungsgruppe Sanderslebens geprägt, die seit Ende des 17. Jahrhunderts stetig anwuchs. Die Juden, die 1794 schon zehn Prozent der Bevölkerung von Sandersleben ausmachten, erhielten neben einem Friedhof und einer eigenen Schule 1829/30 mit herzoglicher Hilfe eine Synagoge.

Die Industrialisierung wurde mit dem Bau einer Zuckerfabrik 1850 und der Ludwigshütte 1861/62 eingeleitet. Der Kupferbergbau wurde um die Förderung von Braunkohle ergänzt.

Der Bahnhof von Sandersleben

Als Knotenpunkt der in den 1870er Jahren fertiggestellten Eisenbahnstrecken Halle–Halberstadt und Güsten–Sangerhausen erhielt Sandersleben auch für den Verkehr überregionale Bedeutung. Sandersleben war zudem Teil der Kanonenbahn, namentlich der Berlin-Blankenheimer Eisenbahn. 1897 baute die zwei Jahre zuvor gegründete katholische Kirchengemeinde eine eigene Kirche sowie eine Schule. Der Bau eines Kinderheims 1919/20 bereicherte nochmals die soziale Infrastruktur der Stadt.

Sandersleben liegt im historischen Gebiet von Anhalt. Zeitweise zum Fürstentum Anhalt-Dessau gehörig, lag der Ort ab 1863 im Landkreis Bernburg[1] im Fürstentum Anhalt, das 1918 zum Freistaat Anhalt wurde. Durch die zweite Kreisreform in der DDR im Jahr 1952 kam der Ort zum Kreis Hettstedt im Bezirk Halle, der 1990 zum Landkreis Hettstedt wurde.

Am 11. April 1945 erfolgte ein Bombenangriff auf den Ort, der 39 Opfer forderte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1945 eine Bodenreform. Eine erste LPG wurde 1950 gegründet. In der DDR-Zeit entstanden weiterhin mehrere landtechnische Betriebe und eine Großhandelsgesellschaft. Wie in vielen Städten der Umgebung ging die politische Wende im Jahr 1990 mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit und einer signifikanten Abwanderung einher. Mit der Großhandelsgesellschaft, dem Landtechnischen Anlagenbau und der Ludwigshütte stellten die wirtschaftlichen Standbeine der Stadt ihren Betrieb ein. Die Bevölkerung ging um über 30 Prozent von knapp 3000 auf nunmehr 2000 zurück, wohingegen die Anzahl der gewerblichen Betriebe wieder auf rund 100 anwuchs. Die 1995 wiedergegründete „Sanderslebener Zeitung“ hat mittlerweile regionale Bedeutung erlangt.

Zwischen Sandersleben und Wiederstedt, etwa einen Kilometer westlich des südlichen Ortsausgangs von Sandersleben, befand sich die Kuckenburg. Noch 1852 wurde auf Messtischblättern der Platz als Ruine Kuckenburg bezeichnet. Die Burgruine fiel einem Steinbruchbetrieb zum Opfer.

Bei der ersten Kreisreform in Sachsen-Anhalt wurde der Landkreis Hettstedt am 1. Juli 1994 aufgeteilt, wobei Sandersleben zum Landkreis Mansfelder Land kam, der 2007 im Landkreis Mansfeld-Südharz aufging.[2] Nach längerem Rechtsstreit darf Sandersleben seit dem 30. Juni 2007 nun wieder den Zusatz "Anhalt" führen. Am 1. Januar 2010 schlossen sich die bis dahin selbstständige Stadt Sandersleben (Anhalt) und die Gemeinden Alterode, Bräunrode, Greifenhagen, Harkerode, Quenstedt, Stangerode, Sylda, Ulzigerode und Welbsleben zur neuen Stadt Arnstein zusammen.[3] Die Verwaltungsgemeinschaft Wipper-Eine, zu der Sandersleben (Anhalt) gehörte, wurde aufgelöst.

Politik

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister der Stadt Sandersleben war Rainer Bittmann. Der jetzige Ortsbürgermeister ist Harald Detto.

Sehenswürdigkeiten

Gotteshäuser

St. Marien

Sandersleben besitzt zwei Kirchen. Auf dem Markt steht die evangelische Kirche St. Marien. Sie befindet sich in der Sanierung. Der Außenbereich ist bereits saniert. Im Innenraum soll neben einer Kapelle für die Gemeinde ein weiterer Raum für allgemeine, auch weltliche, Nutzungen entstehen.

Weiterhin besitzt Sandersleben die katholische Kirche Heilig Kreuz. Das angeschlossene Pfarrhaus ist bereits in Privatbesitz übergegangen. Das stetige Schrumpfen der katholischen Gemeinde legt nahe, dass auch das Kirchenschiff bald zu privaten Zwecken genutzt werden wird. Die katholische Gemeinde wird traditionell und auch aktuell von der Gemeinde St. Michael zu Aschersleben betreut und gehört seit kurzem wieder zum Gemeindeverbund Aschersleben, Güsten, Alsleben.

Auf dem Gelände des Schlosses zu Sandersleben befand sich zudem in früherer Zeit eine weitere Kirche, die wohl den Apostel Petrus und Paulus geweiht war, jedoch nur noch in kleinen Resten an einem Wohngebäude nachweisbar ist.

Ebenfalls befand sich in Sandersleben einst eine Synagoge, die Ziel eines Pogroms wurde und ebenfalls nicht mehr existiert.

Gedenkstätten

Kultur

Sandersleben ist Ausrichtungsort des EBM-Festivals Familientreffen, das 2016 in der 12. Auflage stattfindet.[4][5]

Persönlichkeiten

  • Friedrich Trauboth (um/vor 1520 in Langensalza - gestorben nach 1607 in Sandersleben), Rechtsgelehrter und Rat, burggräfl., später anhaltischer Kanzler, von Kaiser Rudolf II in den Adelsstand erhoben
  • Bernhard von Krosigk (1582–1620), Obristleutnant in Anhalt-Bernburg
  • Georg Heinrich von Berenhorst (1733–1814), preußischer Offizier und Autor des militärwissenschaftlichen Werkes „Betrachtungen über die Kriegskunst, über ihre Fortschritte, ihre Widersprüche und ihre Zuverlässigkeit“.
  • Jeremias Heinemann (1778–1855), Autor und Herausgeber
  • Gotthold Salomon (1784–1862), Rabbiner, Prediger, Politiker und Bibelübersetzer
  • Leopold von Morgenstern (1790–1864), Dr. jur., wirkl. Geheimrat, Regierungs- u. Konsistorialpräsident in Dessau

Weblinks

Commons: Sandersleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beschreibung des Landkreises Bernburg
  2. Sandersleben auf gov.genealogy.net
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
  4. Bilderupdate: EBM Familientreffen 9 auf klangwelt-info.de, abgerufen am 5. Februar 2014
  5. Familientreffen XII – Sportplatz Sandersleben (Anhalt) – 07.-10.07.2015. electric-tremor.de, abgerufen am 24. April 2016.