Santa Croce (Florenz)

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Basilica di Santa Croce
Basilica minor
Basilika Santa Croce

Basilika Santa Croce

Daten
Ort Florenz
Baumeister Arnolfo di Cambio (Architekt)
Baujahr 1443
Koordinaten 43° 46′ 7″ N, 11° 15′ 44″ OKoordinaten: 43° 46′ 7″ N, 11° 15′ 44″ O

Die von 1294 erbaute Franziskanerkirche Santa Croce, zu der der Legende nach der heilige Franz von Assisi selbst den Grundstein legte, wird auch als „Pantheon von Florenz“ bezeichnet. Dies liegt allerdings nicht an ihrer Architektur, sondern daran, dass sich hier die Grabmäler von Machiavelli, Michelangelo, Galileo Galilei und Gioachino Rossini sowie Gedenkstätten für viele andere berühmte Italiener wie zum Beispiel Guglielmo Marconi befinden. Im Übrigen ist die Kirche in ihrer Anlage zwar von der klassischen Einfachheit franziskanischer Kirchenbauten geprägt, die hier allerdings ins Monumentale gesteigert ist, und mit Fresken von Giotto, Taddeo Gaddi und anderen Meistern ausgestattet.

Santa Croce ist die größte und eine der bedeutendsten Franziskanerkirchen Italiens. Im Gegensatz zu den Zisterziensern, die einsame Tallagen für ihre Klöster bevorzugten, wählten die Dominikaner und die Franziskaner als Bettelorden lieber eine Lage am Rand der jeweiligen Stadt. Sie wollten keine kontemplative religiöse Versenkung, sondern in die Bevölkerung hinein agieren. Deswegen erreichten ihre Kirchen auch häufig beachtliche Größe. In ihnen bestattet zu werden, galt vielen als eine Garantie auf Erlösung von den Sünden, da hier die Mönche für sie beteten. Reiche Familien stifteten häufig große Kapellen und ließen sie prunkvoll ausstatten.

Baugeschichte

Basilica di Santa Croce im Stadtviertel Santa Croce

Die Grundsteinlegung soll nach einer Inschrift am 3. Mai 1295 stattgefunden haben, einige Historiker vermuten das Jahr 1294. Der Entwurf entstammte dem Architekten Arnolfo di Cambio, der ebenfalls den Dom Santa Maria del Fiore entwarf. Die Bauarbeiten am Chor und am Querhaus dauerten bis zum Jahr 1300. Um das Jahr 1385 wurde die Kirche bis auf die Fassaden fertiggestellt. Brunelleschi entwarf die Cappella dei Pazzi am Kreuzgang südlich der Kirche, die die Familie Pazzi 1430 bauen ließ und die aber nie vollendet wurde.

Im 16. Jahrhundert fing man mit dem Bau eines Campanile nach den Entwürfen von Francesco da Sangallo an. Der Turm wurde nie fertiggestellt, seine Reste wurden im Jahr 1854 abgebrochen. Die Arbeiten an den Fassaden beendete erst Nicola Matas im Jahr 1863.

1933 erhielt die Kirche durch Papst Pius XI. den Titel einer Basilica minor.

Ausstattung

Innenansicht zum Haupteingang
Hochaltar in Santa Croce

In der Kirche befinden sich zahlreiche Meisterwerke italienischer Maler vom 14. Jahrhundert. So findet man z. B. ein Kruzifix, das Cimabue am Ende des 13. Jahrhunderts gestaltet hat. Dieses Kruzifix wurde durch die Überschwemmung in Florenz 1966 beschädigt und trotz Restaurierung ist das Gesicht Christi ganz verwischt. Giotto war 1317 für die Komposition und Ausführung der Fresken in der Peruzzikapelle (Szenen aus dem Leben des Heiligen Johannes und des Heiligen Johannes des Täufers) und in der Bardikapelle (Szenen aus dem Leben des Heiligen Franziskus) verantwortlich. Die Szenen aus dem Marienleben in der Baroncellikapelle entwarf Taddeo Gaddi. In der Castellanikapelle befinden sich Fresken von Agnolo Gaddi, dem Sohn von Taddeo Gaddi, und von Gherardo Starnina, am Ende vom 14. Jahrhundert gemalt. Donatello schuf 1425 ein Kruzifix und eine Verkündigung für die Familie Cavalcanti; das Kruzifix trägt das Gesicht eines italienischen Bauern.

Baubeschreibung

Zusammen mit dem Dom und Santa Maria Novella, der Kirche des Dominikanerordens in Florenz, bildet Santa Croce den großartigen Dreiklang gotischer Sakralarchitektur in Florenz, die sich - im Vergleich mit der Gotik in Frankreich - durch eine andere Raumauffassung auszeichnet: weite Arkadenöffnungen zu den Seitenschiffen, darüber eine niedrige Lichtgadenzone - die in Santa Croce allerdings nicht durch ein Steingewölbe, sondern - das Stilideal der franziskanischen Einfachheit mehr zitierend als ihm entsprechend - durch ein offenes Sparrendach abgeschlossen wird. Das durchlaufende kräftige Konsolgesims betont den Eindruck der Lagerung, obwohl die lichte Höhe des Mittelschiffs mit 34,5 Meter größer ist als die von Notre-Dame in Paris und fast so groß wie die von Chartres und Reims.

An das schmale dreischiffige Langhaus schließt sich ein Querhaus an und unmittelbar danach der schmale Chor, der von je fünf rechteckigen Seitenkapellen begleitet ist, die die Schmuckstücke der Kirche darstellen. Denn sie sind weitgehend mit mittelalterlichen Fresken ausgemalt.

S. Croce ist die an Kunstwerken reichste Florentiner Kirche – aus den bereits erwähnten Gründen. An den Wänden der Seitenschiffe liegen diverse Grabmäler großer Florentiner, etwa jene von Machiavelli, Michelangelo, Galilei, Rossini und ein Kenotaph für Dante.

Baroncelli-Kapelle und die Castellani-Kapelle

Auf den Wänden der Chorkapellen befindet sich einer der wichtigsten Freskenzyklen der italienischen mittelalterlichen Malerei. Die Kapellen umfassen die Hauptkapelle und die über zehn Seitenkapellen, die wesentlich niedriger sind. Zu den größeren Kapellen des rechten Querschiff gehören die Baroncelli-Kapelle und die Castellani-Kapelle. Die Fresken stammen von Taddeo Gaddi aus den Jahren 1332–1338 und schildern Szenen aus dem Marienleben. Gaddi war der engste Nachfolger Giottos. Diese Fresken sind noch zu Giottos Lebzeiten entstanden.

Bemerkenswert ist u.a. eine der oberen Szenen, die in der Verkündigung an die Hirten eines der ersten Nachtbilder der Kunstgeschichte zeigt. Sie sieht man, warum die Zeit des frühen 14. Jahrhunderts, also die Zeit Giottos, als Proto-Renaissance bezeichnet wird. Hier haben wir diese ruhigen Perspektiv-Konstruktionen, die teilweise auch aus der Zeit Raffaels um 1500 stammen könnten. Signifikant ist in der oberen und der unteren Szene, die Teile eines Kirchengebäudes zeigen, dass die Menschen zwischen den Säulen hindurch eine gemeinsame Handlung bilden, sich also von den Säulen nicht trennen lassen. Hier zeigt sich eine Entsprechung zur Architektur, die sich zu dieser Zeit auch schon um den Eindruck eines Einheitsraumes bemüht und nicht diese deutliche Einteilung in ein Mittelschiff und die Seitenschiffe betonte wie die nordeuropäische Gotik.[1]

Bardi- und die Peruzzi-Kapelle

Der Tod des Hl. Franziskus, Bardi-Kapelle
Himmelfahrt des Hl. Johannes, Peruzzi-Kapelle

Die beiden Kapellen liegen direkt rechts von der Hauptkapelle. Beide Familien besaßen große Bankhäuser in Florenz und konnten sich solche teuren Kapellenbauten leisten. Die Fresken der Bardi-Kapelle schildern das Leben des Hl. Franziskus, der den Orden gegründet hat. Sie stammen von Giotto und seiner Schule aus den Jahren 1315-20. Sie sind erst 1852 wiederentdeckt worden. Zur Zeit des Barock waren sie übertüncht und mit Grabmälern zugestellt worden. 1852 restaurierte man sie, allerdings so radikal, dass man auch fehlende Partien eigenhändig ergänzte. Diese wurden bei einer neuerlichen Restaurierung 1958 wieder entfernt, allerdings mit der Konsequenz, dass das Ganze jetzt sehr unfertig aussieht. Eine zeitgenössische Restaurierung würde anders vorgehen: Sie hätte wahrscheinlich die fehlenden Partien in deutlich blasseren Tönen nachgemalt, damit man immer Original und Restaurierung unterscheiden kann, das Ganze aber ein zusammenhängendes Bild ergibt.

Die Zeit der Entstehung dieser Fresken ist die, in der der Roman von Umberto Eco „Der Name der Rose“ spielt, 1327. Man hat deshalb für die deutsche Buchgestaltung einen Mönchskopf aus dieser Kapelle genommen.

Pazzi-Kapelle

Orgel

Orgelgehäuse (rechts)

Die Orgel wurde von dem Orgelbauer Giovanni Tamburini erbaut. Das Instrument hat 96 Register auf vier Manualen und Pedal. Die Trakturen sind elektrisch.[2]

I Rückpositiv C-c4
Bordone 16'
Principale Diapason 8'
Principale Violino 8'
Gamba Forte 8'
Bordone Amabile 8'
Salicionale 8'
Ottava Forte 4'
Flauto a Camino 4'
Nazardo 22/3'
Ottavino 2'
Decimino 13/5'
Ripieno V
Corno d'Orchestra 8'
Tromba Armonica 8'
Clarinetto 8'
Concerto Viole V 8'
Tremolo
Tuba Mirabilis 8'
Tuba Mirabilis 4'
Campane
Arpa
II Hauptwerk C-c4
Principale 16'
Principale Forte 8'
Principale Dolce 8'
Eufonio 8'
Dulciana 8'
Flauto Traverso 8'
Voce Umana 8'
Ottava Forte 4'
Ottava 4'
Flauto 4'
Duodecima 22/3'
Decimaquinta 2'
Ripieno VI
Ripieno IV
Gran Ripieno
Cornetto V
Tromba 16'
Tromba 8'
Clarone 4'
Tuba Squillo 8'
Tuba Squillo 4'
Tromba Armonica 8'
Campane
III Schwellwerk C-c4
Controgamba 16'
Principalino 8'
Corno di Camoscio 8'
Eolina 8'
Viola 8'
Flauto Camino 8'
Ottava Eolina 4'
Flauto Armonico 4'
Flauto in XII 22/3'
Flauto Dolcissimo 2'
Ripieno V
Concerto Viole V 8'
Voce Eterea II 8'
Trombina Armonica 4'
Cromorno 8'
Voci Corali 8'
Oboe 8'
Tromba d'Orchestra 8'
Tremolo
IV Solowerk C-c4
Bordone 16'
Principale I 8'
Principale II 8'
Salicionale 8'
Unda maris 8'
Ottava 4'
Flauto 4'
Decimaquinta 2'
Ripieno V
Fisarmonica 8'
Fisarmonica 4'
Campane
Pedalwerk C-g1
Contrabasso Reale 32'
Contrabasso 16'
Bordone 16'
Gran Quinta 102/3'
Ottava 8'
Basso Forte 8'
Quinta 51/3'
Ottava 4'
Fagott 16'
Contrabasso Forte 16'
Subasso 16'
Violone 16'
Armonica 16'
Basso Armonico 8'
Violoncello 8'
Flauto 8'
Flauto Prestante 8'
Controbombarda 32'
Bombarda 16'
Trombone 16'
Contrabasso 16'
Bordone 16'
Basso 8'
"Campane"

Literatur

  • Manfred Wundram: Kunstführer Florenz. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-010385-1, S. 165–184.
  • Rolf Toman (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance. Architektur – Skulptur – Malerei – Zeichnung. Könemann, Köln 1994, ISBN 3-89508-054-3.
  • Klaus Zimmermanns: Florenz. Ein europäisches Zentrum der Kunst. Geschichte, Denkmäler, Sammlungen. DuMont, Köln 1984, ISBN 3-7701-1441-8 (6. Auflage. ebenda 1990).
  • Gosbert Schüssler: Ein provozierendes Bildwerk der Passion: Donatellos Kruzifix von S. Croce. In: Karl Möseneder (Hrsg.): Streit um Bilder. Von Byzanz bis Duchamp. Reimer, Berlin 1997, ISBN 3-496-01169-6, S. 49–72 (Lit.).

Einzelnachweise

  1. Toman, S. 85
  2. Nähere Informationen (italienisch) zur Orgel

Weblinks

Commons: Santa Croce (Florenz) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien