Schönfeld (böhmisches Adelsgeschlecht)

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Stammwappen derer von Schönfeld
Stammwappen derer von Schönfeld

Schönfeld ist der Name einer 1594 in den Reichsadel aufgenommenen Adelsfamilie aus Böhmen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stammreihe des Geschlechts beginnt 1550 mit Georg Friedrich Schönfeld, Kammerrat und Münzzehntamtsverwalter zu Sankt Joachimsthal.

Hieronymus von Schönfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dessen Sohn Hieronymus Schönfeld erhielt als Kammertorhüter auf der Prager Burg am 20. Juli 1594 eine Besserung des von seiner Familie bereits geführten Wappens sowie die Aufnahme in den Reichsadelstand. In dem dazu ausgestellten Diplom werden besonders die Verdienste seines Vaters Georg Friedrich Schönfeld als Münzzehntenverwalter sowie die seines bereits im März 1584 verstorbenen Bruders Christoph Schönfeld als Münzverwalter in Budweis gewürdigt. Schönfeld führte anschließend zwar das neue Wappen, machte aber anscheinend vom Adelsprädikat "von" keinen Gebrauch. So trug er sich 1601 in Georg Birckels Stammbuch nur als Hieronymus Schönfeldt, kaiserlicher Kammertürhüter ein,[1] was dazu führte, dass er in den bekannten Siebmacher Wappenbüchern in der Abteilung Bürgerliche zu finden ist.[2] Schönfeld lässt sich zwischen 1594 und 1612 im Prager Stadtteil Kleinseite, Thomasgasse 8, nachweisen.[3] 1630 bat er die Prager Hofkammer um Übertragung seiner Provision auf seine zwei Söhne bis sie ihre Szudia absolviert hätten.[4] Mehr ist über diese beiden Studenten oder weitere Nachfahren eigentlich nicht bekannt. Lediglich in einem allgemeinen Lexikon wurde 1740 behauptet, dass sein Sohn Friedrich Michael von Schönfeld 1648 die Prager Altstadt mit allerhand Kriegsnotwendigkeiten versorgte, sodass die Schweden ihren Angriff auf die Stadt einstellen mußten.[5] Tatsächlich handelte es sich bei dieser Person um Oberst Nikolaus von Schönfeld, der als Kommandant der Prager Zeughäuser entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Verteidigung der Stadt hatte, wie bereits in einer frühen Chronik[6] und ebenso im seiner Familie später erteilten Grafendiplom vermerkt wurde.[7]

Johann Ferdinand von Schönfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1770er Jahre erwarb der bürgerliche Buchdrucker Johann Nepomuk Schönfeld[8] das 1594 ausgestellte Adelsdiplom des Hieronymus Schönfeld in einem Prager Antiquariat, nannte sich etwa seit 1773 Johann Ferdinand Edler von Schönfeld und seine Ehefrau, die Tochter des bürgerlichen Glockengießers Jakob Konrad Lehner, trat mitunter als geborene von Lehner in Erscheinung. Um die Behörden auf diese Adelsaneignung nicht aufmerksam zu machen, erwarb er am 9. Mai 1776 das Prager Bürgerrecht ohne Adelsprädikat. Als Schönfeld mit seinem skrupellosen Geschäftspraktiken immer mehr Konkurrenten in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht hatte, erschienen 1785/86 drei Schmähschriften über ihn, in denen auch sein angeblicher Adel thematisiert wurde.[9] Daraufhin forderten die Prager Behörden am 14. September 1786 Schönfeld auf, seinen Adel urkundlich nachzuweisen. Einen Monat später übergab er insgesamt 23 Abschriften aus Kirchen-, Grund- und Bürgerrechtsbüchern. Da keiner der darin erwähnten Personen dem Adel zugerechnet werden konnte, untersagten die Behörden am 20. Januar 1787 unter Strafandrohung die weitere Führung des Adelsprädikates. Schönfeld stammte aus einer bekannten Prager Glockengießerfamilie. 1650 erhielt der Rotschmied Michael Friedrich Schenfeldt das dortige Bürgerrecht, dessen Sohn Michael Friedrich war Glockengießer (um 1670 erwähnt), ebenso dessen Sohn Anton Josef (um 1700 erwähnt) wie auch dessen Sohn Franz (bis etwa 1730 erwähnt). Dessen Bruder war der Stallmeister Anton Johann und Johann Ferdinand von Schönfelds Vater.[10] Um seinen Adel doch noch zu retten, wandte sich Schönfeld an die Wiener Hofkanzlei. In seinem Bittgesuch bezog er sich nur noch am Rande auf die angebliche adlige Abstammung, vielmehr verwies er nun auf seine bisher schon dem Kaiserreich geleistete Dienste. Tatsächlich erhielt er am 15. März 1787, angeblich nach Zahlung von 1.500 Gulden,[11] die Anerkennung des alten Adels mit dem Zusatz Edler.[12] Es folgte am 13. August 1814 die Aufnahme in den Ritterstand, am 1. Oktober 1814 in die Reihe der niederösterreichischen Ritterstandsgeschlechter und am 10. April (Diplom vom 14. Juli) 1816 die Zuteilung des böhmischen Inkolats.

Schließlich wurde Anton Ritter von Schönfeld, Johann Ferdinands Enkel und Offizier der k. k. Armee, am 15. Januar 1870 der Orden der eisernen Krone zweiter Klasse verliehen, womit die statutenmäßige Erhebung in den Freiherrnstand verbunden war.

Diese Familie steht in keinem genealogischen Zusammenhang zu den Grafen von Schönfeld (de Serainschamps) oder den Seydlitz von Schönfeld.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wappen 1594: In Rot ein silberner Pfahl, darüber ein mit drei goldenen sechsstrahligen Sternen nebeneinander belegter schwarzer Balken. Der gekrönte Helm mit rechts schwarz-goldenen, links rot-silbernen Decken trägt den gekrönten Kopf samt Hals eines schwarzen Adlers.
  • Wappen 1870: Schild und Helm wie zuvor. Helm mit Freiherrn-Krone. Den Schild halten zwei einwärtsgekehrte um Haupt und Lenden mit grünem Eichenlaub bekränzte nackte wilde Männer, die sich je mit der äußeren Hand an eine auf den Boden gestemmte hölzerne Keule stützen, dieselbe stehen auf einer goldenen Arabeske um die ein rotes Band mit der Devis Cuique suum in silberner Lapidarschrift geschlungen ist.

Namensträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Joseph (* 1673 in Prag), Glockengießer in Prag.
  1. Johann Anton (1695–1773), Stallmeister in Prag.
    1. Franz Expedit (1745–1807), Gelehrter und Schriftsteller, 1760 Eintritt in den Orden der Jesuiten, Professor der Dichtkunst (Gymnasium Prager Neustadt und Universität Prag), Dechant in Reichstadt, wirklicher Hofrat des regierender Herzog Prinz Christian von Waldeck.[13]
    2. Johann Ferdinand (1750–1821), Buchdrucker, Verleger und Genealoge.
      1. Ignaz (1778–1839), Beamter, Unternehmer und Genealoge.
      2. Jakob (1795–1841), Buchdrucker und Papierfabrikant.
        1. Anton (1827–1898), österreichischer Generaltruppeninspektor und Feldzeugmeister.
  2. Theodor (1700–1743), seit 1738 Abt im Kloster Königsaal.
  3. Franz (* 1707 in Prag), Glockengießer in Prag.
  4. Wenzel Bartholomäus (1708–1742), Apotheker in Brüx.
    1. Josef (1741–1823), Gerichtsassessor in Brüx.
      1. Peter (1784–1857), Verleger, Buchdrucker in Brüx und Saaz, errichtete die erste Buchdruckerei im Saazer Kreis.
        1. Theodor (1816–1879), Jurist, Advokat, Buchhändler und Bürgermeister in Saaz.
          1. Constantin (1844–1921), Bürgermeister in Saaz.
            1. Rudolf (1876–1940), k. k. Offizier, 1894 beim Ulanenregiment 2 in Tarnow, zuletzt Major, 1924–1938 Bürgermeister in Saaz.[14]
        2. Peter (* 1818 in Brüx), Kaufmann in Saaz.
          1. Peter (1843–1906), k. k. Offizier, Platzkommandant in Olmütz, zuletzt Major, bestattet auf dem Zentralfriedhof in Brünn.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Briefe aus Wien über den Zustand der Litteratur und des Buchhandels in Österreich. In: Der deutsche Zuschauer. Band 8, Nr. 22. Zürich 1788, S. 34–36, 309–313, 323–325 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Roxane Cuvay: Das Technologische Museum Johann Ferdinand von Schönfelds. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 38, 1983, S. 120–136.
  • Roman von Procházka: Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Prager Familie v. Schönfeld und ihrer Sippe für die Genealogie und Heraldik. In: Archiv für Sippenforschung. Nr. 33/34, 1967, S. 42–46.
  • Ferdinand Seibt, Hans Lemberg, Helmut Slapnicka: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Hrsg.: Collegium Carolinum (Institut). Band 3. München 2000, ISBN 3-486-55973-7, S. 734–736 (ostdok.de).
  • Josef Volf: Šlechtictví dvorního knihtiskaře Jana Ferdinanda šl. ze Schönfeldu [Der Adel des Hofbuchdruckers Johann Ferdinand v. Schönfeld]. In: Časopis Společnosti přátel starožitností. Band 36. Prag 1928, S. 28–33.
  • Johann Baptist Witting: Der Niederösterreichische Landständische Adel, 2. Teil (S–Z). In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. IV., 4. Abtl. Wien 1918, S. 85 (uni-goettingen.de [JPG]).
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIII, Band 128 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2002, ISSN 0435-2408, S. 52–53

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Darstellung des früheren und des 1594 bei der Erhebung in den Adelstand verliehenen Wappens - [1]
  • Bürgerrechtsbuch der Stadt Prag, Eintrag des Rotschmiedes Friedrich Michael Schönfeld (* 5. Juli 1614, † 23. August 1693 in Prag) vom August 1650 - [2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://raa.gf-franken.de/de/suche-nach-stammbucheintraegen.html?permaLink=1599_birckel;324
  2. Adolf Hildebrandt u. Gustav Seyler: Zweitausend bürgerliche Wappen. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. V., 3. Abtl. Nürnberg 1888, S. 53 (uni-goettingen.de).
  3. Renate Eikelmann (Hrsg.): Der Mohrenkopfpokal von Christoph Jamnitzer. München 2002, S. 105.
  4. Arnold Luschin von Ebengreuth: Österreicher an italienischen Universitäten zur Zeit der Reception des römischen Rechts [hier Kozer bis Stainstrasser]. In: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. Band 15. Wien 1881, S. 83–113, hier 106 (noel.gv.at [PDF]).
  5. Fortsetzung des allgemeinen Historischen Lexici, anderer Theil von K-Z. Leipzig 1740, S. 1193 (digitale-sammlungen.de).
  6. Johann Jacob Weingarten: Fürsten-Spiegel. Prag 1673, S. 431 (uni-halle.de).
  7. Carl Jahnel: Aus dem Erzgebirge. In: Mittheilungen des Nordböhmischen Exkursions-Clubs. Band 23, Nr. 2. Böhm. Leipa 1900, S. 113–146, hier 142 (digitalniknihovna.cz).
  8. Archivgut: Pfarrei St. Martin in der Mauer. Bestand: Taufbuch, Jg. 1750–1771. Dokument: Blatt 6. Stadtarchiv Prag. 20.07.1750. Signatur: MAR N5. Link
  9. Cuvay, S. 124 f.; vgl. ausführlich Volf; sowie die drei Schmähschriften: Die Wiener Autoren contra den Edlen von Schönfeld, Buchdrucker und Buchhändler am Kärtnerthor. Wien 1785, urn:nbn:de:kobv:11-d-4737052. Die Prager Buchdrucker contra Johann Ferdinand Schönfeld. Prag 1786 (google.de). Der Edle von Schönfeld vertheidigt gegen die Prager Buchdrucker. Prag 1786.
  10. Witting, S. 85; Procházka, S. 42; August Aesch: Materialie k slovniku umĕlců a umĕleckých řemslníků v Čechách. In: Památky archaeologické. Band 28. Prag 1916, S. 93–121, hier 113 f. (nkp.cz).
  11. Briefe aus Wien über den Zustand der Litteratur und des Buchhandels in Österreich. In: Der deutsche Zuschauer. Band 8, Nr. 22. Zürich 1788, S. 324 (google.de).
  12. Was von Schönfeld mit größter Erleichterung in der Wiener Zeitung veröffentlichen ließ (Inländische Nachrichten. In: Wiener Zeitung. Nr. 25. Wien 28. März 1787, S. 2 (onb.ac.at).)
  13. BLKÖ:Franz Expedit von Schönfeld.
  14. Elisabeth Lebensaft, Ch. Mentschl: Schönfeld, Rudolf von (1876–1940), Politiker und Offizier. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 11, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, S. 78.