Schauberg (Tettau)

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Schauberg
Markt Tettau
Koordinaten: 50° 24′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 50° 24′ 26″ N, 11° 15′ 51″ O
Höhe: 504 m ü. NHN
Einwohner: 140 (2012)[1]
Postleitzahl: 96355
Vorwahl: 09269
Evangelisch-lutherische Gnadenkirche
Evangelisch-lutherische Gnadenkirche

Schauberg ist ein Gemeindeteil des Marktes Tettau im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.[2] Der Ort liegt an der Bayerischen Porzellanstraße.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt im Naturpark Frankenwald an der bayerischen Landesgrenze zu Thüringen. In dem Ort mündet der Bach Langenau in die Tettau. Die Staatsstraße 2201/L 1152 führt nach Sattelgrund (4,3 km nördlich) bzw. nach Jagdshof (4,2 km südlich). Die Kreisstraße KC 9 führt nach Langenau (3,5 km nordöstlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Buchbach zur KC 9 (2,8 km nordöstlich).[4][5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsname geht auf den gleichnamigen Berg zurück. Die Erstnennung war 1712, als der sächsische Kaufmann Johann Daniel Fischer in Schauberg eine Blaufarbenfabrik errichtete. Die Fabrik bestimmt seitdem die Ortsgeschichte (s. u. #Wirtschaft).[6]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Schauberg aus der Blaufarbenfabrik (Wohnhaus mit Fabrikationsräumen, drei Wohnhäusern für Arbeiter, zwei Schmelzhütten, eine Mahl- und Schneidemühle, Ökonomiegebäude, Bräuhaus) und einer Eisenfabrik (Wohnhaus, Hammerwerk, Nebengebäude). Die Eisenfabrik wurde um 1770 stillgelegt. Das Hochgericht übte das bayreuthische Amt Lauenstein aus. Die Grundherrschaft über die Anwesen hatte das Kastenamt Lauenstein.[7]

Ab 1792 wurde das Fürstentum Bayreuth und damit auch das Amt Lauenstein vom Königreich Preußen verwaltet. Von 1797 bis 1803 unterstand der Ort dem preußischen, ab 1803 dem bayerischen Justiz- und Kammeramt Lauenstein. Mit dem Ersten Gemeindeedikt wurde Schauberg dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Langenau und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Langenau zugewiesen.[8]

1876 wurde Schauberg mit einer Distriktstraße von Rothenkirchen nach Tettau an das Straßennetz angeschlossen. 1903 wurde die Bahnstrecke Pressig-Rothenkirchen–Tettau eröffnet. Schauberg erhielt eine Haltestelle. 1913 wurde ein Schulhaus eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte bis 1989 die direkte Lage an der innerdeutschen Grenze den Ort. Der Verkehr auf der Eisenbahnstrecke wurde 1952 eingestellt, der gegenüberliegende thüringische Ort Rottenbach rechts der Tettau wurde 1961 abgebrochen.[1]

Am 1. Mai 1978 wurde Schauberg im Zuge der Gebietsreform in Bayern in Tettau eingegliedert.[8]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001802 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002012
Einwohner 30 * 80 108 140 147 119 132 205 220 175 140
Häuser[9] 5 * 10 19 12 14 35 49
Quelle [10] [8] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [1]
* 
Der Ort wird zu Langenau gerechnet.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Christophorus (Langenau) gepfarrt.[7] Am 4. November 1956 wurde in Schauberg die evangelisch-lutherische Gnadenkirche durch Oberkirchenrat Burkert eingeweiht. Sie entstand nach Plänen des Coburger Architekten Reinhard Claaßen. In demselben Jahr wurde neben der Kirche ein Friedhof angelegt. Das Kirchweihfest ist am vierten Sonntag im September.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1712 gegründete Blaufarbenwerk war das einzige in den Fürstentümern Bayreuth und Ansbach. 1770 war Christoph Samuel Pensel Eigentümer. 1792 stand die Fabrik wegen einer schwierigen und teuren Beschaffung des Grundstoffs Kobalterz still. Alexander von Humboldt in Diensten des preußischen Königs im Oberbergdepartment Bayreuth unterstützte Pensel Ende 1796 mit einem gutachterlichen Brief. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam das Erz wieder vom Roten Berg bei Kaulsdorf.[20]

Im Jahr 1815 entstand aus der Blaufarbenfabrik die königlich-privilegierte Porzellanfabrik Schauberg, die Ende 1816 die Brüder Balthasar und Friedemann Greiner aus Tettau erwarben. Die Fabrik firmierte als königlich-privilegierte Porzellanfabrik G. Greiner & Co., die Porzellanherstellung endete 1927. Zwischen 1930 und 1938 produzierten die Rosenthal-Werke sowie die Porzellanfabrik Schauberg, S. Rosenthal & Co. in der alten Fabrik. Im Jahr 1948 übernahm Richard Stephan Rösler die stillgelegte Porzellanfabrik Schauberg.

2009 meldete die Rösler Porzellan und Kunststoffe GmbH & Co. KG Insolvenz an. Das Nachfolgeunternehmen, die Rösler CeramTec GmbH, ist mit rund 60 Mitarbeitern (Stand: 2017) größter Arbeitgeber in Schauberg.[21]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schauberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Roland Lösch und Hubert Steiner:300 Jahre Schauberg. Grenzdorf mit Porzellanerfahrung. In: KRONICHER. Das Magazin für den Landkreis Kronach, Ausgabe Juli 2012, S. 22–23.
  2. Gemeinde Tettau, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  3. Porzellangeschichte. In: porzellanstrasse.de. Abgerufen am 17. November 2019.
  4. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 16. Oktober 2023 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Im bavarikon (s. u. bei den #Weblinks) wird für Schauberg fälschlicherweise der Siedlungstyp Dorf angegeben.
  6. Ortsgeschichte auf der Website tettau.de
  7. a b H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 503f.
  8. a b c H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 589f.
  9. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 wurden diese als „Wohngebäude“ bezeichnet.
  10. J. K. Bundschuh, Bd. 5, Sp. 74.
  11. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 952, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1125, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1011 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1161 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 939 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 690 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 159 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 312 (Digitalisat).
  20. geopark-bayern.de: Schauberg; Humboldt macht "Blau"
  21. roesler-ceramtec.de: Über Rösler CeramTec